Erneut Missbrauchsfälle in Indien Zwei Touristinnen vergewaltigt
15.01.2014, 15:20 Uhr
Indische Frauen protestieren für mehr Schutz vor Vergewaltigungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Neue Fälle von Vergewaltigung sorgen in Indien für Aufsehen. Eine 51-jährige Dänin will sich nur nach dem Weg erkundigen und wird daraufhin von mehreren Männern missbraucht. Auch eine 18-jährige Deutsche wird zum Opfer.
Innerhalb weniger Tage sind in Indien nach Polizeiangaben eine Deutsche und eine Dänin vergewaltigt worden. Die 18 Jahre alte Deutsche soll schon am vergangenen Freitag im Schlafwagen eines Zugs in Südindien von einem Mann missbraucht worden sein. "Sie hat am Montag Anzeige erstattet", sagte eine Polizeisprecherin. Der mutmaßliche Täter sei gefasst. Das Opfer sei medizinisch untersucht worden. Es werde eine Gegenüberstellung geben. Die junge Frau war als Mitarbeiterin einer Freiwilligen-Organisation von Mangalore nach Chennai unterwegs.
Die Dänin wurde während eines Indien-Urlaubs in der Hauptstadt Neu Delhi nach eigener Aussage von mehreren Männern vergewaltigt und ausgeraubt. Die 51-Jährige habe sich auf dem Weg ins Hotel verlaufen, teilte die Polizei mit. Als sie nach der Adresse fragte, habe eine Gruppe von acht Männern die Frau mit einem Messer bedroht und zu einem abgelegenen Ort gebracht. Dort hätten sich die Angreifer an ihr vergangen, sagte ein Polizeisprecher.
Die Polizei nahm in diesem Fall zwei Verdächtige fest. Es handele sich um Obdachlose, die an einem Bahnhof in Neu Delhi lebten, teilte die Polizei mit. Einer der beiden Verdächtigen, ein 25-jähriger "Landstreicher", habe den MP3-Player des Opfers bei sich gehabt. Bei dem anderen seien ein Brillenetui und eintausend Rupien Bargeld gefunden worden. Insgesamt fahndete die Polizei nach vier bis sechs Männern.
"Wir schämen uns"
Die Frau habe sich in dem bei Rucksacktouristen beliebten Viertel Paharganj befunden, meldete der TV-Sender NDTV. Ihr seien bei dem Überfall auch ein Tablet-Computer und Geld gestohlen worden. Die Frau habe Strafanzeige gestellt, eine medizinische Untersuchung aber abgelehnt. Sie sei bereits auf dem Weg zurück in ihre Heimat. In der Nähe des Tatorts seien 15 Männer zum Verhör festgenommen worden.
Nach der Vergewaltigung sei die Dänin noch zwei Stunden von ihren Peinigern festgehalten worden, berichtete die indische Polizei. Mit einer motorisierten Rikscha sei sie schließlich ins Hotel zurückgelangt. "Die Nachtschicht sagte, sie habe geweint und gezittert, als sie zurück ins Hotel kam", sagte Hotelbesitzer Anil Dahal. "Wir schämen uns sehr, dass das passiert ist."
Mitte Dezember 2012 war eine junge Studentin Opfer einer Massenvergewaltigung in einem Bus in Neu Delhi geworden und wenig später an ihren schweren Verletzungen gestorben. Der Fall hatte die indische Öffentlichkeit aufgewühlt und die Menschen in Scharen auf die Straßen getrieben, um ein Zeichen gegen die weit verbreitete Sexualgewalt gegen Frauen in Indien zu setzen.
"Das sollte eine ernsthafte Priorität werden"
Seither machten zahlreiche Fälle von Vergewaltigungen einheimischer und ausländischer Frauen in Indien Schlagzeilen. Im Dezember verurteilte ein Gericht drei Männer im Bundesstaat Himachal Pradesh wegen der Vergewaltigung einer amerikanischen Touristin zu 20 Jahren Haft. Im Juli wurden sechs Männer wegen der Vergewaltigung einer Schweizer Fahrradtouristin im zentralen Staat Madhya Pradesh zu lebenslanger Haft verurteilt.
"Die Regierung in Delhi verspricht schon lange, die Sicherheit für Frauen zu erhöhen, das sollte eine ernsthafte Priorität werden", sagte die Vorsitzende der "Nationalen Kommission für Frauen", Mamta Sharma, Journalisten. "Verbrechen gegen Frauen werden weiter regelmäßig begangen."
Zuletzt hatte vor knapp zwei Wochen der Fall einer Polin Schlagzeilen gemacht. Die 33-Jährige soll von einem Taxifahrer betäubt und vergewaltigt worden sein, als sie mit ihrer zwei Jahre alten Tochter auf dem Weg von Mathura nach Neu Delhi war.
Quelle: ntv.de, ame/lsc/AFP/dpa