Gegen die "Pressehetze" FDP-Politiker will Medien-Boykott
23.01.2012, 10:04 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Blick in die Zeitung oder die Nachrichtensendung sorgt bei dem FDP-Abgeordneten Günther für erhebliche Wut. Die "linksgrüne Hysterie-Berichterstattung" und "Negativschlagzeilen" ärgern ihn so stark, dass er sich entschließt, seinen Nachrichtenkonsum künftig massiv einzuschränken.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Joachim Günther hat den Medien eine irreführende Berichterstattung vorgeworfen und seine Kollegen zum Medienboykott aufgerufen. In einem Rundbrief an alle FDP-Bundestagsabgeordneten, schreibt Günther, es sei an der Zeit, "dass wir als Liberale das Spiel beenden, das uns die Presse deutschlandweit seit Monaten aufzwingt".
"Wer stoppt diesen Kampagnen-Wahnsinn?", fragt Günther. "Solange wir als Zeitungsleser, Radiohörer und Fernsehzuschauer uns weiter so an der Nase herumführen lassen, wird sich nichts ändern. Solange werden uns weiter in der Hauptsache Negativschlagzeilen vorgesetzt und Berichte, die den Hauch eines Skandals haben."
Günther sitzt seit 1990 für die Liberalen im Deutschen Bundestag. 1971 war er in der DDR der Blockpartei LDPD beigetreten.
Über die kritische Position der FDP zur Finanztransaktionssteuer werde von Zeitungen nur in Form der "bewussten Irreführung der Leser" berichtet, schreibt Günther. Ähnliches gelte für die Vorratsdatenspeicherung."
Kritik am Umgang mit Wulff
Nun könnten "unmoralische und unfähige Journalisten nicht einfach zum Rücktritt" aufgefordert werden, klagt Günther. "Wohl aber kann man Zeitungen abbestellen, Radio- und Fernsehsender nicht mehr einschalten. Ich bin sicher, dann würde sich einiges ändern im medialen Bereich." Medien mit "linksgrüner Hysterie-Berichterstattung" würden "immer mehr zur 1. Gewalt im Staat". "Sie konnten uns vorübergehend suggerieren, dass man in Deutschland nicht einmal mehr einen neuen, modernen Bahnhof bauen darf. Von verschiedensten Brücken-, Straßen-, Stromtrassen-Bauvorhaben ganz zu schweigen. Sie konnten uns auch einreden, dass in Deutschland keiner mehr günstige Energie aus einem Kernkraftwerk haben will."
Günther kritisierte die Medien auch für ihren Umgang mit Bundespräsident Christian Wulff. Derzeit werde das Staatsoberhaupt von einer "Journalistenmeute wie ein räudiger Fuchs über sämtliche Titelblätter und durch alle Fernsehsendungen gehetzt", schrieb der frühere sächsische Landesvorsitzende in seinem Rundbrief. Zugleich warf er Journalisten vor, Sondertarife und Presserabatte in Anspruch zu nehmen.
Günther rief die Adressaten darin auf, das Schreiben und den Aufruf zum Boykott weiterzuverbreiten. "Was ist geworden aus dem Dichter- und Denkerland Deutschland, dem Land des Fortschritts und der Entwicklung?", fragt der FDP-Politiker. "Ein Land des Stillstands, des Pessimismus und der Panikmache. Das suggerieren uns zumindest die Medien."
Quelle: ntv.de, jga/AFP