Politik

Heftige Kämpfe im Stadtteil Karama Offizier: Irakische Armee rückt in Mossul ein

Eine Rauchwolke steigt gut sichtbar über dem Mossuler Stadtteil Karama auf.

Eine Rauchwolke steigt gut sichtbar über dem Mossuler Stadtteil Karama auf.

(Foto: REUTERS)

Zwei Wochen nach dem Start der Offensive auf die IS-Hochburg Mossul meldet die irakische Armee den Vormarsch aufs erste Viertel der Stadt. Die Kämpfe toben nach wie vor aber auch in den Vororten. Derweil steht in Europa bereits die Zeit nach der Befreiung im Fokus.

Irakische Soldaten sind Militärangaben zufolge in den Stadtteil Karama in Mossul vorgerückt. Das sagte ein hochrangiger Offizier. Damit haben die Einheiten seit Beginn der Offensive Mitte Oktober die IS-Hochburg selbst erreicht. Einheiten der Armee näherten sich der Stadt aus drei Richtungen, teilte das irakische Militär mit. Ein Offizier der irakischen Eliteeinheiten sagte, östlich der Stadt sei zudem der Ort Baswaja eingenommen worden. Dafür gab es aber zunächst keine unabhängige Bestätigung.

Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw berichtete unter Berufung auf einen Kommandeur der Armee, der Ort werde belagert. Baswaja liegt unmittelbar vor der Stadtgrenze Mossuls. Die Armee, kurdische Peschmerga-Kämpfer und lokale Milizen hatten vor zwei Wochen die Großoffensive auf Mossul gestartet. Die Stadt ist die letzte Bastion des Islamischen Staates (IS) im Irak und seit zwei Jahren in der Hand des IS. Von dort rief die Terrormiliz ihr Kalifat im Irak und Syrien aus.

Die Europaabgeordnete Barbara Lochbihler forderte unterdessen für die derzeit noch umkämpfte Region um Mossul einen "Nachkonflikt-Plan". Die Bundesregierung und die EU müssten sich bei der irakischen Zentralregierung in Bagdad dafür einsetzen, sagte die Grünen-Politikerin. "Es gibt keinen Plan für die Nachkonflikt-Zeit", sagte Lochbihler, die Vizevorsitzende des Menschenrechtsausschusses im EU-Parlament ist. "Das ist eigentlich die große Kritik."

Was passiert nach der Befreiung?

Es sei ein Fehler anzunehmen, dass die vom IS zurückeroberten Gebiete von den Befreiern auch automatisch gut verwaltet würden. Eine solche Einschätzung würde den nächsten Konflikt schon programmieren. Der Nachkonflikt-Plan solle unter anderem klären, was mit gefangenen IS-Angehörigen passiere. "Was bekommen die für ein Verfahren?" Geplant werden müsse zudem der Umgang mit Zivilisten, die mit dem IS kollaboriert hätten. Lochbihler forderte auch eine Sicherheitsüberprüfung von mutmaßlichen IS-Angehörigen unter den Flüchtlingen.

Der Plan müsse ferner psychologische Hilfe insbesondere für Kinder aus den IS-Gebieten umfassen, verlangte Lochbihler. Viele Mädchen und Jungen seien "schwerst gestört". Sie hätten mitansehen müssen, "wie man Menschen Gliedmaßen abhackt, wie man ihnen die Hälse aufschlitzt". Zudem sei Wiederaufbauhilfe nötig, denn die meisten Bewohner wollten in der Region bleiben. Konkret werde zum Beispiel Unterstützung beim Räumen der vom IS gelegten Minen benötigt.

Quelle: ntv.de, jug/rts/dpa/epd

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