Absturz der EgyptAir-Maschine Sprengstoffspuren an Opfern gefunden
15.12.2016, 21:14 Uhr
Überreste aus der verunglückten Maschine.
(Foto: dpa)
Neue Erkenntnisse zur im Mai über dem Mittelmeer abgestürzten Egyptair-Maschine: Ermittler entdecken an den menschlichen Überresten Spuren von Sprengstoff.
Ermittler haben bei ihren Untersuchungen zum Absturz der EgyptAir-Maschine im Mittelmeer Spuren von Sprengstoff entdeckt. Die ägyptisch geführte Untersuchungskommission teilte mit, dass die Rückstände an menschlichen Überresten gefunden worden seien. Einen medizinischen Bericht habe man den ägyptischen Behörden zugesandt.
Der Airbus A320 war am 19. Mai mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt. Alle Menschen an Bord starben. Die Piloten hatten keinen Notruf abgesetzt. Ein Anschlag wurde nicht ausgeschlossen, es hatte sich jedoch keine Terrorgruppe dazu bekannt.
Erste Auswertungen der Flugschreiber hatten darauf hingedeutet, dass es vor dem Absturz einen Brand an Bord der Maschine gab. Der Stimmrekorder hatte aufgezeichnet, wie jemand über ein Feuer sprach. Der Datenschreiber zeigte, dass sich in einer der Toiletten und im Bereich der Bordelektronik Rauch ausgebreitet hatte. Auch die Untersuchung von Wrackteilen von Flug MS804 deutete darauf hin, dass der vordere Teil des Flugzeugs großer Hitze und dichtem Rauch ausgesetzt war.
Maschine vor Aufschlag wahrscheinlich zerbrochen
Im Juli hieß es in einer Mitteilung der Ermittler allerdings, es sei noch zu früh, um festzustellen, aus welchem Grund oder an welchem Ort das Feuer auftrat. Die beiden Flugschreiber waren erst fast einen Monat nach dem Crash aus dem Mittelmeer geborgen worden. Sie waren stark beschädigt und mussten von französischen Experten repariert werden.
Die "New York Times" hatte im Sommer unter Berufung auf Ermittler berichtet, die Maschine sei vor ihrem Aufschlag wahrscheinlich zerbrochen. Nach Berichten französischer Medien hatte es hinter den Kulissen Spannungen zwischen den federführenden ägyptischen Ermittlern und ihren französischen Kollegen gegeben.
Keine sieben Monate vor dem Absturz des EgyptAir-Jets war ein russischer Urlaubsflieger mit mehr als 200 Menschen an Bord nach einer Bombenexplosion über dem Sinai abgestürzt. Ein auf dem Sinai aktiver Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu der Tat.
Skepsis in Frankreich
In Frankreich wurden die Berichte von den Sprengstofffunden zunächst mit Vorsicht aufgenommen. Die für Flugunfälle zuständige Ermittlungsbehörde BEA erklärte, sie sei weder darüber informiert, "unter welchen Umständen die Proben genommen wurden", noch, "welche Messungen zum Nachweis von Sprengstoffspuren geführt" hätten. Deshalb sei es nach ihrer Auffassung "zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, Schlüsse über die Unfallursache zu ziehen".
Der Flugzeughersteller Airbus sagte zu den Angaben aus Kairo lediglich, er sei über die derzeitigen Ermittlungen nicht informiert worden. Das französische Außenministerium erklärte, die "Ermittlungen zu den genauen Gründen" für den Absturz gingen weiter.
Scharfe Kritik kam von der französischen Opfervereinigung (Fenvac). Sie warf den ägyptischen Behörden "Manipulation" vor. Es gebe bisher keinen einzigen Hinweis auf einen Terroranschlag, erklärte Fenvac-Generalsekretärin Stéphanie Gicquel. Vielmehr handele es sich um eine "Erpressung von Seiten der ägyptischen Behörden, um dieser Hypothese Glaubwürdigkeit zu verleihen und EgyptAir zu schützen, indem sie die Verantwortung Paris zuschiebt".
Aus französischen Ermittlerkreisen verlautete, die ägyptische Seite habe schon früher einmal von Sprengstoffspuren an Wrackteilen berichtet, die aus dem Meer geborgen wurden. Doch könnten diese auch von den Säcken stammen, in denen die Teile gelagert wurden.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP