Öffentliche Attacke gegen Gabriel Steinbrücks nächstes Fettnäpfchen
16.06.2013, 11:49 Uhr
Vom Hoffnungsträger zum Pleiten-, Pech- und Pannen-Peer: SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der SPD-Wahlkampf verläuft - gelinde gesagt - verkorkst. Keine hundert Tage vor der Wahl startet Kanzlerkandidat Steinbrück eine Attacke der besonderen Art. Auf offener Bühne liest er Parteichef Gabriel die Leviten - und erfährt dafür Häme und Sarkasmus.
Die Ermahnung von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück an Parteichef Sigmar Gabriel, loyaler zu sein und ihn stärker zu unterstützen, hat in der SPD zu gemischten Reaktionen geführt. "Beinfreiheit", twitterte der Chef der Berliner Staatskanzlei, Björn Böhning kommentarlos. Selbige hatte sich Steinbrück zum Start seiner Kandidatur erbeten. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil schrieb in dem Kurznachrichtendienst: "ich will übrigens die wahl gewinnen. nur mal zur info". Und der SPD-Umweltpolitiker Ulrich Kelber schrieb: "Frei nach Armageddon (der Film): Ich weiß ja nicht, was ihr macht, aber wir vor Ort sind dabei, einen Wahlkampf zu machen."
Zwischen Steinbrück und seinem Parteichef Sigmar Gabriel knirscht es drei Monate der der Bundestagswahl. Unmittelbar vor dem Parteikonvent am Sonntag rief Steinbrück seine Partei zur Bündelung aller Kräfte auf und forderte dabei ganz ausdrücklich auch die Unterstützung von Gabriel ein. "Ich erwarte deshalb, dass sich alle - auch der Parteivorsitzende - in den nächsten 100 Tagen konstruktiv und loyal hinter den Spitzenkandidaten und die Kampagne stellen", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Er habe dabei auf eine Auseinandersetzung in der SPD-Fraktion Bezug genommen und erklärt: "Situationen wie am vergangenen Dienstag dürfen sich nicht wiederholen".
Steinbrück vs. Gabriel
Nach Angaben aus SPD-Fraktionskreisen war es am Dienstag an zwei Punkten zu Diskussionen gekommen, die Steinbrück offenbar als Schwächung seiner Position interpretierte. So habe Gabriel "mit einer vielleicht etwas unglücklichen Wortwahl" eine Debatte über die SPD-Wahlkampführung angezettelt und dabei fehlenden Angriffsgeist gegen den politischen Gegner kritisiert, berichtete ein Teilnehmer. Ausdrücklich auf Steinbrück habe er das aber nicht bezogen. Laut "Spiegel" sagte Gabriel: "So Leute, jetzt reden wir mal über den Wahlkampf, wir sind noch nicht im Wahlkampfmodus."
Unstimmigkeiten habe es auch bei der Diskussion über die geplante europäische Bankenunion gegeben. Auch hier habe es Stimmen gegeben, die Steinbrücks Linie in Hinblick auf Bedingungen für direkte Bankenhilfen des ESM nicht hätten folgen wollen. Dabei habe Gabriel dem Spitzenkandidaten nicht ausdrücklich den Rücken gestärkt.
Steinbrück hat es in den vergangenen Monaten trotz erheblicher Anstrengungen und auch mit der Benennung eines Wahlkampfteams nicht geschafft, die klare Führung von Kanzlerin Angela Merkel und der Union in den Umfragen zu verringern.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/rts