Politik

Computer, Festplatten, Dokumente CIA sichtet Bin Ladens Daten

Die Ermittler stellen inzwischen das gesamte Anwesen auf den Kopf.

Die Ermittler stellen inzwischen das gesamte Anwesen auf den Kopf.

(Foto: AP)

Die Aktion in Abbottabad ist beendet, für die Geheimdienste beginnt jedoch ein Großteil der Arbeit erst. In dem Anwesen, in dem Al-Kaida Chef Bin Laden getötet wurde, haben die Spezialkräfte auch Computer und Papiere sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Die drängendsten Fragen richten sich auf geplante Anschläge und mögliche Spuren zum neuen Terrorchef Sawahiri.

Sawahiri wird international gesucht.

Sawahiri wird international gesucht.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach dem Tod von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hoffen die US-Geheimdienste auf neue Erkenntnisse über geplante Aktionen des Terrornetzwerkes. Bei der Aktion in Pakistan seien im Haus Bin Ladens ein Computer sowie mehrere Festplatten sichergestellt worden, die nun untersucht würden, berichtete die Online-Zeitung "Politico". "Könnt Ihr Euch vorstellen, was alles auf Osama bin Ladens Festplatte ist?", zitierte die Zeitung einen Regierungsbeamten. Hunderte Experten würden die Daten nun sichten, sagte der Beamte. Geheimdienstbeamte in Washington seien begeistert. "Wenn nur zehn Prozent davon verwendbar ist, dann wäre das toll."

Der US-Geheimdienst CIA sucht dabei offenbar auch nach Hinweisen auf die neue mutmaßliche Nummer Eins des Terrornetzwerks, . Sawahiri galt schon vor der Tötung Osama bin Ladens als das eigentliche Hirn des Al-Kaida-Netzwerks und könnte nun auch offiziell Bin Ladens Nachfolge antreten. Von den USA und Interpol wird Sawahiri weltweit gesucht.

Bilder des toten Bin Laden

Präsident Obama und sein Stab verfolgen die Aktion gegen Bin Laden.

Präsident Obama und sein Stab verfolgen die Aktion gegen Bin Laden.

(Foto: REUTERS)

Die US-Regierung schließt unterdessen nicht aus, Fotos des getöteten Al-Kaida-Chefs zu veröffentlichen. Die Vereinigten Staaten würden alles tun, um Zweifel am Tod des Drahtziehers der Anschläge vom 11. September 2001 auszuräumen, sagte der Anti-Terror-Berater von US-Präsident Barack Obama, John Brennan. Deshalb werde die Veröffentlichung von Informationen und auch Fotos geprüft. Nach Informationen der Zeitung gibt es mehrere Fotos des getöteten Osama bin Laden. Sie seien jedoch so "grausig", dass die Regierung wegen einer Veröffentlichung genau überlegen müsse.

US-Abgeordnete hatten eine Veröffentlichung von Fotos des toten Bin Laden für notwendig erachtet. "So grauenvoll sie zweifellos sein werden, weil er in den Kopf geschossen wurde: Die Veröffentlichung der Bilder könnte notwendig sein, um jegliche Zweifel zu unterdrücken, dass dies irgendein Trick der amerikanischen Regierung war", sagte der Vorsitzende des Senatsausschusses für Heimatschutz, Joseph Lieberman. Der unabhängige Volksvertreter verwies darauf, dass alles getan werden müsse, damit Al-Kaida selbst den Tod Bin Ladens anerkenne.

Kampf gegen den Mythos

Bilder von dem Komplex, in dem Bin Laden getötet wurde.

Bilder von dem Komplex, in dem Bin Laden getötet wurde.

(Foto: dpa)

Die republikanische Senatorin Susan Collins sagte wie Lieberman, dass sie "absolut keinen Zweifel" daran habe, dass Bin Laden tot sei. Es werde aber Menschen geben, die "versuchen werden, den Mythos zu erzeugen, dass er lebt und dass wir ihn irgendwie verfehlt haben", sagte sie. Um dem vorzubeugen, "kann es notwendig sein, einige der Bilder zu veröffentlichen oder ein Video oder den DNA-Test".

Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, der Republikaner Mike Rogers, sagte, Ziel müsse es sein, einerseits "die Würde Osama bin Ladens - wenn er eine hatte - zu wahren", weil die USA sonst "Probleme an anderen Orten der Welt entzünden" könnten; andererseits müsse genügend Beweismaterial veröffentlicht werden, "damit die Leute Vertrauen haben, dass es Osama bin Laden war", der getötet wurde.

"Kill Mission" oder nicht?

US-Elitesoldaten hatten Bin Laden bei einer gezielten Kommandoaktion in Pakistan getötet. Nach Worten von US-Präsident Obama starb der 54-jährige Bin Laden nach einem Schusswechsel mit der US-Spezialeinheit. Die Kommandoaktion hätte nach Angaben des Weißen Hauses nicht mit dem Tod des Terroristenchefs enden müssen. Man sei auch darauf vorbereitet gewesen, ihn gefangen zu nehmen, sagte Brennan. An der Aktion seien keine pakistanischen Sicherheitskräfte beteiligt gewesen. Nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN handelte es sich hingegen um eine "Kill Mission" - eine gezielte Liquidation. Eine Festnahme sei nicht das Ziel gewesen, berichtete der Sender unter Berufung auf offizielle Quellen. Bin Laden sei durch einen Kopfschuss getötet worden. Eine Erbgut-Analyse bestätigte laut CNN eindeutig die Identität Bin Ladens. Dessen Leiche wurde umgehend im Meer bestattet - ein für Moslems unübliches Verfahren.

Zuvor hatte die US-Einheit in einer 40-minütigen Blitzaktion den stark gesicherten Gebäudekomplex in Abbottabad 60 Kilometer nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gestürmt. Bin Laden setzte sich zur Wehr. Bei dem Feuergefecht wurden auch drei weitere Männer und eine seiner Ehefrauen getötet. Das Weiße Haus korrigierte jedoch Aussagen, dass Terroristenchef die Frau als Schutzschild benutzte. Unter den Toten sind nach Vermutungen der US-Behörden Bin Ladens erwachsener Sohn und zwei Kuriere, die eine wichtige Spur zu dem Terror-Chef waren.

Besuch am Ground Zero

Am Donnerstag will Obama sich mit Angehörigen der Opfer des 11. September am Ground Zero treffen.

Am Donnerstag will Obama sich mit Angehörigen der Opfer des 11. September am Ground Zero treffen.

(Foto: AP)

Obama will am Donnerstag Ground Zero in New York besuchen. Dort, wo am 11. September 2001 Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten, will sich der Präsident mit Angehörigen der Opfer treffen, berichteten US-Medien unter Berufung auf einen Sprecher des Weißen Hauses. Bin Laden gilt als Hauptdrahtzieher der Anschläge, bei denen allein in New York etwa 2600 Menschen ums Leben gekommen waren. Bei der Bekanntgabe des Todes Bin Ladens in der Nacht zum Montag hatte Obama die Hoffnung geäußert, dass die Familien der Opfer nun zumindest etwas Frieden finden könnten.

Wendepunkt im Anti-Terrorkampf

Der UN-Sicherheitsrat begrüßte den Tod des Terroristenführers Osama bin Laden ausdrücklich. Die 15 Mitglieder des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen verabschiedeten in Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine präsidentielle Erklärung, in der die Mitglieder ihre Entschlossenheit bekräftigten, terroristische Organisationen und deren Akteure mit voller Strenge zur Rechenschaft zu ziehen. Eine solche Erklärung des Sicherheitsrates zum Tod eines Menschen ist äußert selten.

Ban hatte vor dem Treffen des Sicherheitsrates den Tod von Bin Laden als "Wendepunkt" im gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus bezeichnet.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen