Light-AfD mit Rache-Faktor Lucke wird mit Alfa scheitern
20.07.2015, 12:38 Uhr
(Foto: imago/Hartenfelser)
Mit seiner neuen Partei konkurriert Bernd Lucke von nun an mit seiner alten, der AfD. Für Alfa dürfte es schwer werden - dennoch könnte Lucke zumindest ein Ziel erreichen.
Eines muss man diesem Bernd Lucke lassen. Er war verdammt schnell. Zwei Wochen nach dem verlorenen Machtkampf in der AfD gründete er am Wochenende in Kassel seine neue Partei. Alfa, wie die Automarke, Allianz für Fortschritt und Aufbruch. Lucke, so viel steht fest, erringt damit zumindest einen Etappensieg gegen seine alten Widersacher. Die neue AfD-Spitze um Frauke Petry und Alexander Gauland wird sich über die neue Konkurrenz gar nicht freuen. Dennoch dürfte es Alfa schwer haben. Der Partei droht das Schicksal, so schnell in der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, wie sie aufgetaucht ist.
Lucke mag auch durch sein intellektuelles und bürgerliches Auftreten für viele Menschen durchaus Strahlkraft haben. Er steht aber eben auch für das Scheitern seines ersten Versuchs, die deutsche Parteienlandschaft aufzumischen. Die rechten Geister, die er in die AfD rief und deren Existenz er lange leugnete, wurde er am Ende nicht mehr los. Und nicht nur das: Sie stürzten ihn schließlich sogar. Wie stark die AfD in Zukunft auch noch nach außen treibt: Luckes Name wird noch lange mit seiner alten Partei verbunden sein. Ein Vorteil ist das nicht.
Auch inhaltlich ist es schwierig. Alfa steht für Eurokritik und geordnete Zuwanderungspolitik sowie gegen Technologie- und Fortschrittsfeindlichkeit - das sind die Kernthemen von Luckes neuer Partei. Es soll sachlicher zugehen, weniger reißerisch als bei der AfD. Man wolle mitgestalten, sagt Alfa-Generalsekretärin Ulrike Trebesius. Das klingt immerhin konstruktiv, aber eben auch beliebig. Das große und mobilisierende Thema fehlt. Als Light-AfD dürfte es jedoch schwierig werden.
Für eine reicht's, für zwei nicht
Die Anziehungskraft der AfD bestand für viele darin, dass sie sich inhaltlich so deutlich von den übrigen Parteien unterschied. Dass ihr Spektrum von weit bis gemäßigt rechts reicht. Alfa positioniert sich nun zwischen AfD und Union. Das dürfte kaum genügen, um eine Partei im überlebenswichtigen Bereich von 5 bis 10 Prozent zu etablieren. Für die AfD, die bundesweit zurzeit sogar unter der Fünf-Prozent-Hürde liegt, ist die Luft dünn genug. Wenn das Wählerspektrum rechts der Union für eine Partei gerade eben genügt, wie soll es dann für zwei reichen?
Noch dazu konkurriert mit der FDP eine weitere Partei um die liberal-konservativen Wähler, die Lucke der Union abjagen will. Die Vorteile gegenüber Alfa: Die FDP ist sowohl organisatorisch als auch im Hinblick auf ihre Verankerung in der Bevölkerung gefestigter und erfahrener. In Ländern und Gemeinden sitzt sie nach wie vor in vielen Parlamenten und muss anders als die Lucke-Partei die Infrastruktur nicht ganz neu aufbauen.
Und Alfa? Am Ende wird man bei Lucke den Eindruck nicht los, dass es ihm möglicherweise gar nicht darum geht, Politik zu machen. Angesichts der Art und Weise, wie er aus der AfD gedrängt wurde, ist das Kalkül nachvollziehbar: Alfa wird die AfD schwächen und möglicherweise kommt es Lucke genau darauf an. Auf Rache. Wenn ihm schon der Erfolg nicht beschieden sein soll, den die AfD auch langfristig hätte haben können, kann er wenigstens den seiner Feinde verhindern.
Aus Sicht der etablierten Parteien hat das einen angenehmen Nebeneffekt: AfD und AfD-Tochter egalisieren sich und machen sich gegenseitig überflüssig. Vielleicht werden sie Lucke dafür irgendwann sogar dankbar sein.
Quelle: ntv.de