Bezahlsender Sky in Nöten Bundesliga bangt ums Geld
04.08.2010, 14:55 UhrDer Bezahlsender Sky hat ein Problem, weil er mehr Geld ausgibt als einnimmt. Das könnte die Klubs der Fußball-Bundesliga in Schwierigkeiten bringen. Schließlich leben sie von den Einnahmen aus den Fernsehrechten nicht schlecht. Zumindest bisher.

Am Tropf vom Fernsehtopf: Sky zahlt der Fußball-Bundesliga pro Saison 240 Millionen Euro.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Was passiert eigentlich, wenn der Bezahlsender Sky in Deutschland keinen Fußball mehr im Fernsehen zeigt? Und nicht jedes Jahr 240 Millionen Euro für die Übertragungsrechte bezahlt? Gibt es dann keinen Bundesliga-Fußball mehr? Melden sich die Vereine ab? Müssen die Spieler hungern? Wohl kaum. Ein Problem hätten die Klubs dennoch, ein finanzielles. Aber sie werden es überleben – wenn es so weit kommen sollte.
Erst einmal hat Sky ein Problem. Der Münchner Bezahlsender ist in der Krise, weil er viel Geld ausgibt, aber wenig verdient. Er darf seit 2009 und bis 2012 die Spiele der Bundesliga live übertragen und bezahlt dafür pro Saison besagte 240 Millionen Euro, die sich die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga, unter anderem abhängig vom Tabellenstand, unter sich aufteilen. Das hört sich gut an, ist es auch – wenn da nicht die vielen Zuschauer wären, die sich die Bundesliga lieber im frei empfangbaren Fernsehen - also vor allem in der ARD-Sportschau – ansehen, als dafür 19,90 Euro im Monat zu bezahlen.
Bezahlen? Dann doch lieber Sportschau!
Nach eigenen Angaben hat Sky in Deutschland 2,467 Millionen Kunden. Um in die schwarzen Zahlen zu kommen, braucht der Sender aber knapp 3 Millionen Abonnenten. Das bestätigte jetzt Brian Sullivan, Chef von Sky Deutschland, im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Kurz: Medienmogul und Haupteigner Rupert Murdoch muss wieder einmal aushelfen, nun mit 340 Millionen Euro. Murdoch zeichnet sich also nicht nur dadurch aus, dass er reich ist; er scheint auch – neben Sullivan - einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten zu sein, die weiterhin daran glauben, sie könnten mit Bezahlfernsehen in Deutschland Geld verdienen. Stellt sich nur die Frage, wie lange noch? Und damit sind wir bei dem Problem, das auf die Vereine zukommen könnte.
Denn das Szenario gab es schon einmal. Als die Kirchgruppe im Frühjahr 2002 nicht mehr zahlen konnte oder wollte, fehlten jedem der 36 Vereine auf einmal zwei bis sechs Millionen Euro. Faustformel: Je kleiner der Verein, desto höher der Anteil des Fernsehgeldes am Gesamtetat. In einer Branche, die mit hohem Risiko finanziert und mit Geld kalkuliert, das sie noch gar nicht hat, ist das viel. Damals ging es übrigens um 360 Millionen Euro pro Saison. Und als die Kirch-Krise ihren Höhepunkt erreichte, sparten die Vereine kräftig an den Personalkosten. Und die Arbeitslosenquote bei Berufsfußballern lag bei zwölf Prozent.
Rauball gibt sich optimistisch
Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer des TSV Bayer Leverkusen, versprach damals dem Magazin "Brand eins", die Krise zu nutzen: "Sie hat auf beiden Seiten, bei Spielern und Vereinen, das Bewusstsein geschärft: Wir wissen, wie dünn der Ast ist, auf dem wir sitzen." Wie dünn der Ast tatsächlich ist, wird sich zeigen. Reinhard Rauball jedenfalls, Präsident der Deutschen Fußball-Liga, die als Dachverband die Fernsehrechte für alle Vereine gemeinsam vermarktet, gibt sich gelassen. "Sky befindet sich in einer Situation, die erwartet wurde. Alles ist im Rahmen dessen, was prognostiziert wurde."
Allerdings musste er auch zugeben, dass er in Sachen Sky gar nichts machen kann. "Wir sind Vertragspartner und kein Aufsichtsgremium."Und auchChristian Nerlinger, Sportdirektor des Branchenprimus FC Bayern München, macht in Optimismus: "Die Bundesliga ist ein Superprodukt, da müssen wir nicht ängstlich sein, sondern selbstbewusst. Ich verstehe gar nicht, warum Sky nicht so angenommen wird." Vielleicht, weil es Geld kostet?
Geldrangliste des deutschen Fußballs

(Foto: picture alliance / dpa)
Der FC Bayern München hat in der abgelaufenen Saison 28,628 Millionen Euro aus dem Fernsehtopf bekommen. Wie in der Abschlusstabelle der Fußball-Bundesliga liegt Schalke 04 auf Platz zwei, Werder Bremen ist drittbester Verdiener. Die DFL erlöste aus der nationalen Vermarktung nach Informationen des "Kicker" 407 Millionen Euro. Hinzu kommen 30 Millionen aus der internationalen TV-Vermarktung.
Platz | Verein | Einnahmen in Euro |
1. | FC Bayern München | 28, 628 Millionen |
2. | FC Schalke 04 | 26, 497 Millionen |
3. | SV Werder Bremen | 25, 478 Millionen |
4. | VfB Stuttgart | 23, 843 Millionen |
5. | Hamburger SV | 23, 155 Millionen |
6. | Bayer Leverkusen | 21, 906 Millionen |
7. | VfL Wolfsburg | 21, 217 Millionen |
8. | Borussia Dortmund | 20, 191 Millionen |
9. | Eintracht Frankfurt | 19, 152 Millionen |
10. | Hertha BSC | 18, 752 Millionen |
11. | Hannover 96 | 17, 600 Millionen |
12. | VfL Bochum | 16, 557 Millionen |
13. | TSG Hoffenheim | 16, 501 Millionen |
14. | Bor. Mönchengladbach | 15, 302 Millionen |
15. | FSV Mainz 05 | 14, 657 Millionen |
16. | 1. FC Köln | 13, 855 Millionen |
17. | 1. FC Nürnberg | 13, 387 Millionen |
18. | SC Freiburg | 12, 472 Millionen |
Quelle: ntv.de