Wirtschaft

Ein neuer Ansatz oder Rückzug Asien lässt Hedgefonds abblitzen

In Deutschland haben Hedgefonds kein gutes Image - in Asien hapert es an anderen Dingen.

In Deutschland haben Hedgefonds kein gutes Image - in Asien hapert es an anderen Dingen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Andere Länder, andere Sitten? Die in den USA und Europa erfolgsverwöhnten Hedgefonds bekommen diese alte Weisheit in Asien zu spüren. Dort sind die Handelsumsätze geringer und es werden viel weniger Wertpapiere verliehen als an westlichen Handelsplätzen. Das ist aber Voraussetzung für Leerverkäufe, mit denen die Hedgefonds ihr Geld machen. Da ist guter Rat teuer.

Hedgefonds bekommen in Asien einfach keinen Fuß auf den Boden. Die erprobten Strategien in den USA und Europa funktionieren in Fernost nicht, die erfolgsverwöhnte Branche tut sich schwer. Es gibt nur wenige Auswege: Ein neuer Ansatz oder Rückzug. "Die Branche ist an einem Wendepunkt angelangt", sagt Aradhna Dayal, Asienspezialist beim Portal HedgeFund Intelligence. "Die Hürden für einen Markteintritt sind so hoch wie noch nie, der Weg zur Abwicklung von Fonds ist steil und steinig und über die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells gibt es erhebliche Zweifel."

Neben der lahmenden Erholung der weltweiten Konjunktur, die Fonds überall das Leben schwermacht, haben die Fonds in Asien mit besonderen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Zwischen Mumbai und Tokio sind die Handelsumsätze geringer und es werden viel weniger Wertpapiere verliehen als an westlichen Handelsplätzen. Das Borgen von Aktien ist aber Vorrausetzung für Leerverkäufe, eine der wichtigsten Anlagestrategien von Hedgefonds. Insgesamt können in Asien Aktien im Wert von 664,8 Mrd. Dollar geliehen werden. Das entspricht rund einem Fünftel der in Europa zu Verfügung stehenden Werte. In den USA sind es sogar mehr als zehn Mal so viel.

Unzufriedene Kunden

Ohne Leerverkäufe haben die Fonds keine Chance, bei sinkenden Kursen Geld zu verdienen. "Es gibt Leerverkäufe, aber die vorherrschende Anlagestrategie ist langfristig", sagt Daniel Wang von Vision Investment Management in Hongkong. Asiatische Fondsmanager setzen nur selten auf stagnierende oder fallende Kurse. Aber genau diese sind angesichts der lahmenden Weltwirtschaft und europäischen Schuldenkrise an der Tagesordnung. Die Fonds schreiben Verluste und die Kunden, die saftige Gebühren zahlen, sind unzufrieden.    

Hedgefonds sammeln ihr Geld bei großen Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds und Banken ein, die allein für die Verwaltung des Vermögens üblicherweise rund zwei Prozent an Gebühren zahlen - hinzu kommen bis zu 20 Prozent im Erfolgsfall. Erfolge können aber nur noch eine Minderheit der Hedgefonds vorweisen: Fast sieben von zehn mussten nach Schätzungen des Branchendienstes Eurekahedge im vergangenen Jahr auf eine Prämie verzichten.

Viele Fonds müssen schließen

Das Jahr 2011 lief für die gesamte Hedgefonds-Branche schlecht - ein Minus von vier Prozent war die Folge. Anleger, die auf Fonds in Asien setzten, fuhren noch einmal deutlich schlechter und verloren 8,5 Prozent. Das führte zu einem anhaltenden Kapitalrückzug: Ende 2007 haben Anleger den Fonds noch 176 Mrd. Dollar anvertraut. Ende vergangenen Jahres waren es 52 Mrd. Dollar weniger. Viele Fonds sind gezwungen zu schließen oder gehen mit geringeren Einlagen an den Start.

Von dem Schock der weltweiten Finanz- und Immobilienkrise 2008 und 2009 konnte sich die Branche in Asien bis heute nicht erholen. Damals zogen Anleger laut Eurekahedge mehr als 40 Mrd. Dollar aus der Region ab und fast 300 Fonds wurden abgewickelt. Die übrig gebliebenen Anbieter sind meist klein. Damit fehlt ihnen eine Vorraussetzung, um Geld von großen institutionellen Anlegern aus den USA oder Europa aufzunehmen. Investoren wenden sich immer mehr den großen, weltweit agierenden Namen zu, die nur zu einem Teil auf Asien setzen. Viele der Fonds, die ausschließlich in die Region investieren, sind gezwungen zu schließen.

Das Klima für Neugründungen ist derweil denkbar schlecht. "Will man wirklich einen Fonds auflegen, besonders wenn er eher klein sein wird und die Möglichkeit, Geld aufzutreiben, ernsthaft eingeschränkt ist?", fragt James Fallon von der Bank of America. Die Antwort lautet: Nein.

Quelle: ntv.de, Nishant Kumar, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen