Marktberichte

Rand und Forint im Abwärtssog Euro fängt sich

Der Wachsame ist fast immer im Vorteil.

Der Wachsame ist fast immer im Vorteil.

(Foto: REUTERS)

Stichwort Fibonacci: Für Charttechniker ist das derzeitige Euro-Niveau ein gefundenes Fressen. Investoren brauchen am Devisenmarkt dagegen gute Nerven. Der Euro fällt kurz unter die Marke von 1,30 Dollar, ehe er sich wieder deutlich erholt. Ganz anders sieht es beim Rand, dem Yen und dem Forint aus.

Der Euro kämpft verbissen um die 1,30er Marke. Allerdings verliert die Gemeinschaftswährung zusehends an Boden. Am späten Nachmittag notierte sie mit 1,3035 Dollar aber wieder deutlich über der Linie, nachdem sie das Tagestief bei bei 1,2991 Dollar markiert hatte. Der Euro profitierte dabei auch von der anhaltenden Schwäche des japanischen Yen.

Am späten Montagabend hatte der Euro noch zeitweise ein Hoch bei über 1,3050 Dollar erreicht. Genau auf diesen Bereich legte die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag den Referenzkurs fest: 1,3053 Dollar nach 1,2994 Dollar am Montag. Der Dollar kostete damit 0,7661 (0,7695) Euro.

Die Commerzbank (CoBa) sieht den Euro zum Dollar abwärts driften, so lange das Währungspaar unter 1,3135 Dollar notiert, dem Fibonacci-Niveau. Die technische Analystin Karen Jones sieht ein Abwärtsrisiko in Richtung der 55-Wochen-Linie bei 1,2914 Dollar und dann beim Dezembertief bei 1,2876 Dollar.

Rom muss mehr zahlen

Italien hat sich erstmals seit der jüngsten Herabstufung seiner Bonität an den Geldmarkt gewagt und den Investoren dabei höhere Renditen zahlen müssen. Das klamme Land teilte einjährige Schuldtitel im Volumen von 7,75 Mrd. Euro zu. Dafür wurde eine Durchschnittsrendite von 1,28 Prozent fällig - der höchste Wert seit Dezember 2012. Die Nachfrage nach den Papieren überstieg das Angebot um das 1,5-Fache.

Die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Italien hatte den Druck auf die Parteien für einen Kompromiss bei der Regierungsbildung erhöht, ohne dass sich nach dem Wahlpatt eine Lösung abzeichnet. Die Rating-Agentur Fitch begründete die am Freitagabend bekanntgegebene Senkung der Bonität Italiens auf "BB+" neben der schweren Rezession mit der politischen Instabilität. An den Finanzmärkten sorgte der Schritt für neue Verunsicherung.

Rand-wärts

Die Verdoppelung südafrikanischen Leistungsbilanz-Defizits schickte die Währung des Landes uf Talfahrt. Ein Dollar stieg um bis zu 1,9 Prozent auf 9,2117 Rand und war damit so teuer wie zuletzt im April 2009. Parallel dazu trennten sich Investoren auch von südafrikanischen Anleihen. Die Rendite der richtungsweisenden 15-jährigen Papiere markierten mit 7,445 Prozent ein Sechs-Wochen-Hoch. Der Leitindex der Börse Johannesburg verlor 0,4 Prozent.

Den Angaben der südafrikanischen Notenbank zufolge lag das Leistungsbilanz-Defizit 2012 bei 6,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, nach 3,4 Prozent im Vorjahr. Diese Daten reihten sich die Serie schlechter Nachrichten zu Außenhandel und Wachstum ein, schrieben die Analysten der Societe Generale (SocGen) in einem Kommentar.

Orban und der Forint

Nach dem Votum des Parlaments für eine umstrittene Verfassungsreform, die auf die Entmachtung des Verfassungsgerichts hinausläuft, setzte die ungarische Landeswährung ihre Talfahrt fort. Für einen Euro mussten zeitweise 305,70 Forint bezahlt werden und damit so viel wie seit Anfang Juni vorigen Jahres nicht mehr. Am Vorabend waren es noch 301,65 Forint gewesen. Auslöser für die Verkäufe waren auch Inflationsdaten. So waren die Verbraucherpreise im Februar amtlichen Angaben zufolge mit eine Jahresrate von 2,8 nach 3,7 Prozent im Januar gestiegen. Es war die niedrigste Rate seit Juni 2006. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Anstieg von 3,1 Prozent gerechnet.

Zudem erklärte Ministerpräsident Viktor Orban, es sei entscheidend, dass die Zinsen auf einem niedrigeren Niveau seien. Nur so könnte für Unternehmen ein Kreditprogramm  mit einer Verzinsung von unter acht bis zehn Prozent aufgelegt werden, erklärte Orban bei einem Business Forum.

Börsianer gehen davon aus, dass die Preisentwicklung weitere Zinssenkungen nach sich ziehen wird. Ungarn hat zuletzt Ende Februar die Zinsen um 25 Basispunkte auf das Rekordtief von 5,25 Prozent gesenkt. Analysten rechnen mit weiteren Zinssenkungen bis auf 4,5 Prozent. Die schwache Preisentwicklung hängt Analysten zufolge auch mit der schwachen konjunkturellen Entwicklung zusammen. Zudem spielten seit dem Jahresbeginn staatlich verordnete Senkungen der Gas- und Strompreise eine Rolle. Für Unmut unter den Investoren sorgt aber vor allem das Vorgehen der Regierung, die immer mehr Macht an sich zieht. Erst am Wochenende waren zwei als unabhängig geltende Notenbanker quasi kaltgestellt worden. Die Analysten von HSBC Trinkaus erwarten, dass der Forint vorerst weiter unter Druck stehen wird.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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