Viele große Worte im Parlament Trump ruft bei Rede in der Knesset "neues Zeitalter" aus
13.10.2025, 14:49 Uhr Artikel anhören
Trump hatte eine lange Rede in der Knesset gehalten und sich zuvor mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu getroffen.
(Foto: REUTERS)
In Israel wird Donald Trump wegen des Einfädelns des Deals zur Freilassung der 20 Geiseln als Held gefeiert. Bei seinem umjubelten Auftritt in der Knesset verspricht der US-Präsident ewigen Frieden im Nahen Osten und einen "historischen Sonnenaufgang". Dafür muss allerdings noch viel passieren.
US-Präsident Donald Trump hat bei seiner Rede im israelischen Parlament, der Knesset, von einer "ewig dauernden Harmonie" im Nahen Osten gesprochen. Es sei eine "Region, die für immer in Frieden leben wird", sagte Trump am Tag der Freilassung der 20 verbliebenen lebenden Geiseln aus den Händen der Terrororganisation Hamas. Der US-Präsident sieht in der momentanen Situation einen "historischen Sonnenaufgang" und ein "neues Zeitalter".
Den nicht enden wollenden Applaus und die Jubelschreie hatte der US-Präsident zuvor bei seinem Gang ins Parlament genossen. Die Welt brauche mehr Trumps, sagte der völlig euphorische israelische Parlamentspräsident Amir Ohana. Zugleich kündigte Ohana an, Israel werde Trump im nächsten Jahr für den Friedensnobelpreis nominieren.
"Ihr habt gewonnen", sagte der US-Präsident in Richtung der israelischen Abgeordneten über den Krieg. Eines der größten Ziele der israelischen Regierung nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober, die vollständige Vernichtung der Organisation, ist jedoch bislang nicht abzusehen. Die Hamas will sich nicht entwaffnen lassen, ihre Kämpfer patrouillieren nach dem Abzug der israelischen Streitkräfte mittlerweile wieder verstärkt durch die Straßen des Gazastreifens. "Das palästinensische Volk wird nicht ruhen, bis der letzte Gefangene aus den Gefängnissen der neuen Nazis befreit und die Besatzung von unserem Land und unseren heiligen Stätten entfernt ist", schrieb die Terrororganisation kürzlich in einer Mitteilung.
"Sie müssen diejenigen, die den Hass schüren, rausschmeißen", sagte Trump in der Knesset mit Blick auf die Bewohner des Gazastreifens. "Sie müssen ihr Land wieder aufbauen, statt Israel zu hassen. Der Fokus muss auf dem Wiederaufbau liegen, damit sie wieder das bessere Leben erleben können. Ich möchte auch ein Partner sein in den Bemühungen." Viele Länder seien bereit, Geld für den Wiederaufbau von Gaza zu geben, so Trump. Er brachte erneut die Schaffung eines "Friedensrats" ins Spiel. Auch das lehnt die Hamas allerdings ab.
"Keiner kann sich mit Ihnen messen"
In Richtung des israelischen Ministerpräsidenten Benajmin Netanjahu sagte Trump mit scharfer Stimme: "Er ist nicht einfach. Er ist keine einfache Person im Umgang." Aber deswegen sei Netanjahu eine großartige Persönlichkeit. "Donald Trump ist der größte und beste Freund, den Israel je gehabt hat im Weißen Haus", hatte der israelische Regierungschef zuvor in seiner Rede gesagt. "Ich habe noch nie jemanden erlebt, der die Welt so schnell verändert hat." Keiner habe jemals mehr für Israel getan, so Netanjahu. "Keiner kann sich mit Ihnen messen."
Auch für den Militärschlag "Midnight Hammer" gegen die iranischen Atomanlagen dankte Netanjahu Trump. Der Angriff warf das Atomprogramm des Landes zurück. Wie weit, ist allerdings umstritten. Teheran hatte angekündigt, das Programm fortzuführen. Bemühungen um ein Abkommen waren mehrfach gescheitert. Trump pries in seiner Rede immer wieder amerikanische Waffen und betonte, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth nun Kriegsminister genannt werde. Frieden werde durch Stärke geschaffen, so Trump.
Unterbrochen wurde seine Rede durch Zwischenrufe zweier Abgeordneter, als Trump gerade den umstrittenen Sondergesandten Steve Witkoff loben wollte. Die Zwischenrufer wurden sofort von Sicherheitsleuten abgeführt. "Das ging ja sehr schnell", sagte Trump. Berichten zufolge hatten die Abgeordneten Ayman Odeh und Ofer Cassif ein Schild mit der Aufschrift "Völkermord" hochgehalten.
Netanjahu reist nicht mit nach Ägypten
Die Rede Trumps hatte sich stundenlang verzögert. Medienberichten zufolge soll er in einem Gespräch mit Netanjahu versucht haben, diesen davon zu überzeugen, mit ihm nach Ägypten zu fliegen. Dort sollte Netanjahu wohl mit arabischen Staatschefs sprechen. Es hätte ein historischer Moment auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten werden können. Doch kurze Zeit später teilte das Büro des Regierungschefs mit, wegen eines anstehenden jüdischen Feiertags reise Netanjahu nicht an. Möglicherweise hatte es hinter den Kulissen doch größere Unstimmigkeiten gegeben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete später unter Berufung auf Diplomatenkreise, die Türkei und der Irak hätten sich gegen eine Teilnahe Netanjahus ausgesprochen.
Am Montag hat die Hamas 20 israelische Geiseln nach zwei Jahren freigelassen - es sind die letzten lebenden Verschleppten. Auch die Leichen von 28 Menschen, die in Geiselhaft starben, sollen noch nach Israel gebracht werden. Der Deal war auf Druck von Trump zustande gekommen. Im Gegenzug lässt Israel Hunderte palästinensische Häftlinge frei, darunter auch Schwerverbrecher.
Quelle: ntv.de