Auto

Viere stromern durch die Welt Jetzt ist auch der Smart forfour elektrisiert

Selbst mit vier Türen bleibt der Smart ein Smart. Das gilt auch für den forfour electric drive.

Selbst mit vier Türen bleibt der Smart ein Smart. Das gilt auch für den forfour electric drive.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Mit der Elektrisierung des forfour hat Smart seine komplette Flotte unter Strom gesetzt. Wer bis dato einen Dünkel hatte, weil er im batteriegeriebenen fortwo zu wenig Platz findet, kann jetzt zu viert oder mit reichlich Zuladung im großen Bruder stromern.

Emissionsfrei geht es mit dem fremderregten Drehstrom-Synchronmotor und 81 PS durch die Stadt.

Emissionsfrei geht es mit dem fremderregten Drehstrom-Synchronmotor und 81 PS durch die Stadt.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Wenn das Dicke-Hose-Gequatsche mal wieder losgeht, ob denn wohl der Big Block oder der Small Block bei einem V8 die bessere Wahl ist, kann sich der Elektro-Smart-Fahrer zurücklehnen und mit einem nonchalanten Lächeln darauf verweisen, dass sein Wagen mit einem "fremderregten Drehstrom-Synchronmotor" mit 81 PS befeuert wird. Nein, weder vom Sound noch von den Leistungsparametern kann der E-Smart-Fahrer mit den Boliden-Piloten mithalten, aber das sollte auch gar nicht sein Anspruch sein. Selbst dann nicht, wenn er seinen Elektroflitzer von Brabus hat pimpen lassen. Ja tatsächlich, dieser Anachronismus ist im Angebot und heißt "tailormade".

Peinlich nur, wenn der so aufgemotzte Stromer nicht mit einem Hammerschlag von der Kreuzung schießt, sondern sich gemütlich in 12,7 Sekunden tonlos auf den Weg zur 100-km/h-Marke macht. Die Spitzengeschwindigkeit liegt im Übrigen bei 130 km/h. Da es sich aber beim forfour Electric Drive primär um ein Auto für den Stadtverkehr handelt, ist der Vmax-Wert etwa so wichtig wie der berühmte Sack Reis, der im Reich der Mitte umfällt. Fahren wird man sie in der Stadt ohnehin nicht und wer es unbedingt wissen möchte, dem sei gesagt, dass die Geschwindigkeit zugunsten einer längeren Akkulaufzeit elektronisch abgeregelt ist.

Radarbasiert oder im Eco-Modus rekuperieren?

In der Stadt sollte eine Batterieladung für mindestens 120 Kilometer reichen.

In der Stadt sollte eine Batterieladung für mindestens 120 Kilometer reichen.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Anders als im Zweisitzer reichen die 17,6 kWh der Strompackung, die auch im Viersitzer als Unterflurbatterie im Fahrzeugboden verbaut ist, beim forfour für 155 Kilometer. Das sind fünf Kilometer weniger, als das Datenblatt für den fortwo verspricht. Nun ist das Reichweitenversprechen ohnehin immer ein sehr vages. Das gilt für Verbrenner ebenso wie für Elektroautos. Nur dass der Fakt in der Fraktion der Fahrzeuge, die mit Energie aus einem Akkumulator betrieben werden, viel härter bewertet wird, weil die Reichweite ohnehin sehr überschaubar ist. Um den Weg auf ein Maximum zu verlängern, wartet der Smart bereits im Basisfahrprogramm mit einer radarbasierten Rekuperation auf.

Über einen Radarsensor wird das Verkehrsgeschehen beobachtet und die Rekuperationsstufe passend zur aktuellen Situation gewählt. Sobald der Fahrer den Fuß vom Fahrpedal nimmt, geht der Wagen in den Schiebebetrieb. Bei freier Straße wird der Segelbetrieb aktiviert und bei Bergabfahrten und wenn andere Fahrzeuge vorausfahren, wird die Bremswirkung verstärkt, um Energie in die Batterien zurückzuführen. Schön wäre, wenn das Navi die Topografie der Strecke in die Energierückführung einplanen könnte, aber so weit sind die Systeme dann doch noch nicht. Im städtischen Fahrbetrieb lassen sich aber trotzdem problemlos 120 Kilometer mit einer Akkuladung abspulen, was ein durchaus ordentlicher Wert ist, denn der Fahrer muss dabei weder auf die Klimaanlage noch das Radio verzichten.

Die Lenkung des Smart forfour electric drive ist klar auf Stadtbetrieb eingestellt.

Die Lenkung des Smart forfour electric drive ist klar auf Stadtbetrieb eingestellt.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Neben dem Basis-Fahrprogramm kann der Smart-electric-drive-Fahrer aber ein zweites Programm wählen, um die Reichweite seiner Batterie zu verlängern. Über die Eco-Taste wird der Wagen auf eine besonders effiziente Fahrweise ausgelegt. Auch hier ist die Höchstgeschwindigkeit begrenzt, die Fahrpedalkennlinie angepasst und eine maximale Rekuperationsstufe fest vorgewählt. Ein Umstand, an den sich der Fahrer gewöhnen muss, denn abseits seines Zutuns verlangsamt der Wagen jetzt sein Tempo, wenn der Fuß vom Gas geht, merklich, um über die Bremswirkung noch mehr Energie zurückführen zu können. Damit weitere Energie gespart werden kann, wird auch der Wirkungsgrad der Klimaanlage zurückgefahren und die Ausblastemperatur aus den Lüftungsdüsen reduziert.

Wie viele Kilometer zwischen der radarbasierten Rekuperation und dem Druck auf die Eco-Taste liegen, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden. Die Elektronik vermeldete im Display zwischen sieben und zehn Kilometer, was durchaus realistisch erscheint. Per Kick Down kann der Fahrer das Eco-Programm bei Bedarf wieder deaktivieren und sogar einen kurzzeitigen Boost auslösen. Dieser ermöglicht die maximale Beschleunigung mit einer festgelegten Batterieleistung. Grundvoraussetzung ist aber immer der aktuelle Ladezustand und die Temperatur der Batterie. Allerdings sorgen diese kleinen Exzesse am Ende immer für eine deutlich kürzere Gesamtreichweite.

Sechs Stunden oder 45 Minuten?

Auf den hinteren Plätzen des Smart forfour finden zwei Erwachsene Platz. Allerdings sind die Sitzauflagen sehr tief und kurz.

Auf den hinteren Plätzen des Smart forfour finden zwei Erwachsene Platz. Allerdings sind die Sitzauflagen sehr tief und kurz.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Womit wir auch gleich beim Laden des Akkus wären. Dank neuartiger Pouch-Zellen haben sich die Verweilzeiten an der Elektrozapfsäule deutlich verringert und die Ladeleistung hat sich um 15 Prozent erhöht. In Zahlen sieht das wie folgt aus: An der Haushaltssteckdose dauert der Ladevorgang sechs Stunden. Nach dieser Zeit hat der Akku 80 Prozent seiner Leistung zurück. Wer den Starkstromanschluss in seinem Haushalt benutzt (230 Volt/20 Ampere) und sich dort eine Wallbox zum Laden installieren lässt, ist bereits nach 3,5 Stunden bei 80 Prozent. Seit diesem Jahr gibt es sogar eine Art Power-Wallbox, die mit 22 kW dem Akkumulator in nur 45 Minuten 80 Prozent seiner Leistung einhaucht.

Ob man das braucht, muss jeder selbst entscheiden. Denn die Boxen unterscheidet nicht nur die Ladegeschwindigkeit, sondern auch der Preis. Während die kleinere etwas 750 Euro kostet, schlägt die große mit 1300 Euro zu Buche. Damit ist sie kein Schnäppchen, aber schon 50 Prozent preiswerter als der Vorgänger. Zu bedenken bleibt, dass die meisten Ladezyklen in der Nacht oder während der Arbeitszeit stattfinden. Und ob es da 45 Minuten oder sechs Stunden dauert, bis die Batterie voll ist, ist eigentlich egal. Um das Vertrauen der Kunden in die Antriebstechnologie zu stärken, stellt Smart erstmalig für die Hochvolt-Batterie ein Batteriezertifikat und somit ein Leistungsversprechen aus. Dieses versichert, dass der maximale Energiegehalt nicht weniger als die festgelegte Batteriekapazität beträgt – und zwar über acht Jahre beziehungsweise bis zu einer Fahrleistung von 100.000 Kilometern.

Fahrspaß im elektrisierten Lademeister?

185 Liter Kofferraum reichen immerhin für einen Wasserkasten.

185 Liter Kofferraum reichen immerhin für einen Wasserkasten.

(Foto: Dirk Weyhenmeyer)

Doch zurück zum Fahren: Das kann man mit dem forfour natürlich auch ganz famos. Viel angenehmer übrigens als mit dem fortwo. Beim Überlaufen von Querfugen oder Schlaglöchern macht sich der größere Radstand deutlich bemerkbar. Auch bei Kurvenfahrten ist der Viersitzer gefälliger. Sein Schwerpunkt ist durch den Akku ebenfalls sehr tief und die Seitenneigung bleibt zentriert. Lediglich die Lenkung ist sehr leichtgängig und ohne ernst zu nehmende Rückmeldung. Eine für den Stadtverkehr nachvollziehbare Einstellung, für die Kurvenhatz eher ungeeignet.

Der Wendekreis liegt mit 7,95 Metern von Bordstein zu Bordstein ziemlich exakt einen Meter über dem des fortwo, was auch hier auf dem Großteil deutscher Straßen einen spontanen U-Turn möglich machen sollte. Mit Blick auf seine Länge von 3,49 Metern ist der Viersitzer ein echtes Stadtauto, das aber die Vorzüge des so oft gewünschten Mehrpersonen- und Gütertransports bietet. In der zweiten Reihe sitzt man zwar nicht wie in der E-Klasse, dazu sind die Sitze einfach zu tief platziert und die Oberschenkelauflage nicht lang genug. Kurze Strecken bewältigen aber selbst Erwachsene problemlos.

Der Kofferraum ist mit 185 Litern an sich nicht sehr groß, schon gar nicht, wenn der Bass Booster der Soundanlage dort verbaut ist. Werden die Rücksitzlehnen aber umgelegt, entsteht eine ebene Ladefläche mit einem Volumen von bis zu 975 Litern. Erstaunlich ist auch die Ladelänge: Wenn die Beifahrerlehne nach vorn geklappt wird, beträgt sie 2,22 Meter. Als Sonderausstattung ist der forfour optional mit Wendekissen für die Rücksitze verfügbar. Die sogenannten "readyspace"-Sitze lassen sich mit einem Handgriff umdrehen und absenken. So entsteht im Fond eine um 12 Zentimeter größere Ladehöhe, die sich dank der im Winkel von fast 90 Grad öffnenden Fondtüren sehr einfach nutzen lässt. Schade nur, dass die Mittelkonsole verhindert, dass sperrige Gegenstände einfach durchgeschoben werden können. Preislich liegt der stromernde Viertürer mit 22.600 Euro 640 Euro über dem fortwo. Senken kann man die Endsumme im Moment immer noch über den mit 4000 Euro dotierten Kaufanreiz der Bundesregierung.

Quelle: ntv.de

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