Migration

Riesiger Markt lockt Schokolade für China

Wenn chinesische Jugendliche naschen, greifen die meisten von ihnen zu gesalzenen Trockenfrüchten. Schokoriegel sind eher eine Seltenheit. Dabei ist die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen noch am ehesten der Schokolade zugetan. Insgesamt essen Chinesen einer Studie zufolge im Jahr durchschnittlich aber nicht mehr als eine Tafel Schokolade - nämlich 100 Gramm. Doch das soll sich nach dem Willen der Schokoladenindustrie schon bald ändern.

"Ich glaube nicht, dass die Chinesen jemals zehn Kilo pro Kopf essen wie die Schweizer, aber sie könnten zwei Kilo essen wie die Japaner und die Koreaner", hofft Maurizio Decio, Asien-Manager des weltgrößten Schokoladenherstellers Barry Callebaut aus der Schweiz. Angezogen von dem enormen Marktpotenzial verlegte der Produzent von Sarotti-Schokolade erst Anfang des Jahres seinen Asien-Hauptsitz von Singapur nach Shanghai. Im 90 Autominuten entfernten Suzhou will der Konzern jährlich 25.000 Tonnen Schokolade produzieren. Das Unternehmen mit belgisch-französischen Wurzeln stellt Kakaoprodukte für die Nahrungsmittelindustrie, die Gastronomie und den Handel her.

Um die Chinesen für seine Produkte auf den richtigen Geschmack zu bringen, flog Barry Callebaut eigens den französischen Starkoch Hugues Pouget ein. Nun bringt er in der Barry-Callebaut-Fabrik chinesischen Köchen bei, wie Gourmet-Schokolade kreiert wird. "Europa hat eine jahrhundertealte Schokoladentradition", sagt Pouget. "Hier gibt es das nicht."

Dafür gibt es in China für Schokolade einen Wachstumsmarkt, der im Vergleich zu Europa ein echter Genuss ist. Bisher macht der chinesische Schokoladenmarkt mit umgerechnet 600 Mio. Euro pro Jahr zwar noch weniger als ein Prozent des Weltmarkts aus. Doch wachsender Wohlstand und die zunehmende Attraktivität westlicher Lebensart bringen laut dem Marktforscher Euromonitor International in China Wachstumsraten von mehr als zehn Prozent. Im satten Europa sind es gerade mal ein bis zwei Prozent. Kein Wunder also, dass bekannte Marken wie Hershey und Mars China für sich entdeckt haben - und sich anpassen: Die bekannten "Hershey's Kisses" gibt es dort mit der Geschmacksrichtung "Grüner Tee". Mars scheute seinerseits keine Ausgaben, um Chinesen von der Marke M&M zu überzeugen.

"Kapitalkräftige multinationale Unternehmen wie Mars haben seit Jahren ihre Marken im chinesischen Markt aufgebaut", sagt Zhao Yanping, Generalsekretär der chinesischen Bäcker- und Süßwarenindustrie. Mit Erfolg: Das noch junge Geschäft mit Schokolade ist bereits fest in der Hand westlicher Firmen. Mars, Cadbury, Nestle und Ferrero kontrollierten Euromonitor 2006 mehr als 40 Prozent des Marktes.

Quelle: ntv.de

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