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Ergebnis der Hypothekenkrise Weniger IPOs erwartet

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten lassen nach Ansicht von Investmentbankern den Zustrom von Unternehmen an die Börse bis Jahresende abebben. Beim Feilschen um den Emissionspreis haben die Investoren zurzeit gute Karten. "Dieses Halbjahr dürfte es einen Durchhänger geben", sagte Georg Hansel, der das Emissionsgeschäft für die Deutschen Bank verantwortet.

Davon geht auch Klaus Froehlich von Morgan Stanley aus. Seiner Ansicht nach zügeln die durch die US-Hypothekenkrise ausgelösten Verwerfungen an den Aktienbörsen die Risikoneigung der Anleger und erschwerten daher Erstemissionen, vor allem im Immobiliensektor. "25 Börsengänge insgesamt für 2007 sollten wird aber schon hinbekommen", sagte Froehlich.

In der ersten Jahreshälfte standen auf der Liste des stark regulierten Prime Standards 18 Neulinge. Sie sammelten zusammen rund sechs Milliarden Euro bei Anlegern ein. Nach Einschätzung Hansels dürften die Emissionserlöse in der zweiten Jahreshälfte zusammengenommen wohl kaum zwei Milliarden Euro übertreffen.

Investoren diktieren den Preis

Auch gehen die Emissionsexperten davon aus, dass die Investoren wieder stärker den Preis diktieren werden. "Wir haben jetzt wieder einen Käufermarkt", sagte Froehlich. Daher müssten sich Börsenaspiranten auf Preisabschläge im zweistelligen Prozentbereich gegenüber vergleichbaren gelisteten Unternehmen einstellen. "Die Investoren haben wieder mehr an Macht gewonnen", sagte auch Florian Frei von UBS. "Ein Börsengang wird nicht mehr so leicht wie in der ersten Jahreshälfte, da Anleger wegen der US-Hypothekenkrise derzeit kaum Risiken eingehen." Jörg Seidel von Dresdner Kleinwort merkte an, dass einige Investoren Gelder für den Fall vorhalten könnten, dass ihre eigenen Anleger Kapital abziehen. "Da könnte bei manchen Fonds vielleicht weniger Geld übrig bleiben, um es in Börsenkandidaten zu investieren."

Zu der nachlassenden Bereitschaft, Aktien von Börsenaspiranten zu kaufen, dürfte auch die Kursentwicklung der Neulinge aus der ersten Jahreshälfte beigetragen haben. Bis auf die chinesische Firma Zhongde brachten alle Neuemissionen im Prime Standard den Investoren Verluste ein. Erst vor wenigen Tagen schockte Versatel mit einer Senkung der Jahresprognosen die Anleger. Seit ihrem Börsendebüt Ende April haben die Aktien der Telefongesellschaft 60 Prozent an Wert verloren.

"Wer jetzt an die Börse will, muss eine wasserfeste Equity-Story haben", sagte Froehlich. Der größte Börsengang in der zweiten Jahreshälfte dürfte die Hamburger Hafengesellschaft HHLA mit einem erwarteten Emissionsvolumen von rund einer Milliarde Euro werden. Dagegen dürften viele Firmen aus der Immobilienbranche wegen der US-Hypothekenkrise von einer Aktienemission in diesem Jahr Abstand nehmen. Auch ein "Kasse machen" von Altgesellschaftern wird wohl kaum ein Investor hinnehmen. Dies hatte SAF-Holland schmerzlich erfahren müssen. Der letzte Börsengang vor der Sommerpause konnte nur dadurch gerettet werden, dass der Preis gesenkt wurde und die Altgesellschafter um den Finanzinvestor Pamplona deutlich weniger Aktien abgaben als geplant.

Keine längere Flaute

Eine länger anhaltende Flaute bei Neuemissionen erwartet Hansel aber nicht. Unter anderem haben für nächstes Jahr die RAG und die Bahn ihren Gang auf Börsenparkett angekündigt. "Für 2008 haben wir eine sehr gute Pipeline", sagte Hansel. Auch dürften manche Beteiligungsgesellschaft wegen der verschärften Regelungen bei der Kreditvergabe Firmen aus ihrem Portfolio eher über die Börse verkaufen als an einen Konkurrent.

Zudem weist Hansel darauf hin, dass "Analysten in schwierigen Marktphasen bei der Unternehmensbewertung einen konservativeren Ansatz verfolgen". Er ist sich daher sicher: "Mit IPOs kann man gutes Geld verdienen."

Ralf Banser und Eva Kuehnen, Reuters

Quelle: ntv.de

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