Der Tag Tödliche Schüsse in Oldenburg: Sollte die Nachbar-Polizei ermitteln?
24.04.2025, 20:21 UhrSeit dem Osterwochenende ist ein junger Mann aus Oldenburg tot. Der 21-Jährige starb durch Polizeikugeln bei einem Einsatz rund um eine Diskothek. Der Fall des getöteten Mannes, der ein PoC (Person of Colour) war, bewegt bundesweit viele Menschen und hat eine Debatte über strukturellen Rassismus in den Reihen der Polizei angestoßen - und inwieweit es von der äußeren Erscheinung abhängt, ob man eine Begegnung mit Polizistinnen und Polizisten überlebt oder nicht. Die Frage lässt sich im Fall aus Oldenburg noch nicht abschließend beantworten. Die Polizei ruft Zeuginnen und Zeugen der Geschehnisse auf, sich zu melden, und wertet Videomaterial aus. Die Bodycams der anwesenden Beamten sollen abgeschaltet gewesen sein.
Nur wie ermittelt die Polizei gegen jemanden in ihren eigenen Reihen? In Niedersachsen übernimmt die benachbarte Dienststelle - in dem Fall Delmenhorst - die Ermittlungen. "Das schlechteste Modell, was wir in Deutschland haben", urteilt der Kriminologe Tobias Singelnstein. "Es gibt Bundesländer, die einen Schritt weiter sind und spezialisierte Dienststellen geschaffen haben, die beim Landeskriminalamt angesiedelt sind oder sogar ganz selbstständig sind." Allein, um Vorwürfen erhaben zu sein, wäre es aus meiner Sicht ratsam, wenn solche Ermittlungen so unabhängig wie möglich gestaltet werden. Der Kriminologe sieht nicht mal bewusste Vertuschung als das größte Problem an dieser Konstellation: "Man muss gar nicht davon ausgehen, dass aktiv versucht wird, die Beschuldigten zu bevorteilen", meint der Professor für Kriminologie und Strafrecht von der Goethe-Universität Frankfurt. "Nur wenn man selbst diese Situation oder sogar den Beschuldigten kennt, geht man mit einem anderen Verständnis an so ein Verfahren heran. Es ist dann schwierig, völlig unvoreingenommen zu sein." Von Oldenburg ist es eine halbe Stunde Autofahrt nach Delmenhorst. Da wird sich der eine oder andere Polizeibeamte sicherlich mal begegnet sein.
Quelle: ntv.de