Markus Zschaber, V.M.Z. Banken brauchen Bares
15.09.2010, 11:28 UhrGemäß der arithmetischen Zahlenlehre folgen den vorangegangenen Eigenkapitalvereinbarungen weiterführende Regelungen, festgelegt in "Basel III". Das Paket aus verschärften Eigenkapital- und Liquiditätsregeln betrifft die weltweite Bankenlandschaft.
Die Verwerfungen der Wirtschafts- und Finanzkrise haben mir gezeigt, dass die Banken rund um den Globus mit ihrer massiven, fast ungedeckten Kreditvergabe und Geschäftstätigkeit einhergehend mit immer laxeren Bonitäts- und Risikokontrollen, auf keiner gefestigten Basis stehen. Eben dieses Fundament, genannt Eigen- oder Kernkapital, dient der laufenden Finanzierung und ermöglicht es, ausfallende Kreditengagements und schwankende Kapitalmärkte zu kompensieren - zeigte sich jedoch in den Zeiten der Finanzkrise als zu unterkapitalisiert. Zahlreiche namhafte Unternehmen des Sektors mussten mit Hilfe von staatlicher Seite unterstützt und mit milliardenschweren Garantien ausgestattet werden.
Knapp zwei Jahre nach dem exogenen Schock der Lehman-Pleite spekulierte nun der gesamte Banken- und Finanzsektor über die Intensität der Verschärfung und vor allem über die zeitliche Vorgabe der Umsetzung. Im Vorfeld wurde von Vertretern der Banken mehrfach betont und aus meiner ökonomischen Sicht bewusst taktisch dramatisiert, dass eine Regulierung durch schärfere Eigenkapitalquoten, nicht nur die Ertrags- und Margenseite der Banken, sondern vor allem die Unternehmen und schlussendlich der Wirtschaftsaufschwung durch die deutlich eingeschränkte Möglichkeit der Kreditvergabe, betroffen sein würde. Allein Statements der Sparkassenverbände zufolge bedeutet eine Kernkapitalerhöhung à la Basel III, eine Verknappung des Kreditangebots um mehr als 200 Mrd. Euro. Eine weitere Auswertung beziffert den zusätzlichen Kapitalbedarf der zehn größten deutschen Banken mit 105 Mrd. Euro.
Die nun seitens der Bankenaufseher und Notenbankchefs aus 27 Nationen ausgearbeiteten Basel III – Vorschriften, bewerte ich als Konsenslösung zwischen der Bankenlobby und den Regulatoren, bestehend aus der Umsetzung strengerer Kernkapitalquoten und einer ausgedehnten Umsetzungsfrist. Beginnend mit dem Jahr 2013 müssen künftig Banken ein Eigenkapitalverhältnis von 4,5 Prozent aufweisen und somit ihre Geschäfte stärker mit eigenem Kapital unterlegen. Schrittweise steigt diese geforderte Kernkapitalquote bis 2015 auf sechs Prozent, um einen breiteren Kapitalpuffer für evtl. auftretende Marktrisiken aufzubauen. Vor allem aber die, zur reglementierten Kapitalisierung der Banken gewährte Übergangszeit, ermöglicht es dem Finanzsektor das notwendige Kapital an den Finanzmärkten durch Kapitalerhöhungen aufzunehmen oder durch erwirtschaftete Gewinne und Überschüsse zumindest teilweise anzusammeln. Natürlich ist dies nur auf Kosten einer zukünftig geringeren oder gar ausbleibender Dividendenausschüttung möglich, wodurch für mich als aktiver Vermögensverwalter eine detaillierte Betrachtung unumgänglich wird, verfolgt meine Asset-Allokation doch aktiv die Dividendenrendite als Teil der Performance einer Investition und suggeriert doch eine Dividende den Unternehmenserfolg und stützt zudem den Aktienkurs.
Als erste Geschäftsbank verkündete die Deutsche Bank AG, noch vor der Veröffentlichung der Baseler Richtlinien eine Kapitalmaßnahme, begründet zudem mit der weiteren Finanzierung der Übernahme der Postbank. Das Timing dieser strategischen Maßnahme, den Kapitalmarkt in einer derartigen Größenordnung von nahezu zehn Mrd. Euro jetzt anzusprechen, ist meiner Ansicht nach weitsichtig gewählt.
Ich gehe davon aus, dass weitere Banken dieser Handlung folgen und, betrachtet man den Aktienkurs, deutlicher abgestraft werden. Als Fazit möchte ich festhalten, dass durch die zukünftigen Vorschriften die Kapitaldecke der Banken gestärkt und eine ausreichende Umsetzungsfrist definiert wurde. Inwieweit diese Regularien eine Bank vor einer Notlage oder das gesamte vernetzte Finanzsystem vor einem Ausfall schützen kann, darf weiterhin kritisch betrachtet werden. Die Gefahr, das der Kredit- und Finanzierungsmarkt für Unternehmen und Privatkunden austrocknet, besteht meiner Ansicht nach nicht, da die Gewinnmarge für die Banken in Bezug auf die Kreditvergabe weiterhin genügend Attraktivität ausweist, um der Kreditnachfrage auch zukünftig Investition, Expansion und Konsum zu ermöglichen.
Ihr Markus Zschaber
Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Drei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden u.a. „Der Börse voraus“ als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv. Sein aktuelles Buch "Der Aufschwung kommt" war bereits 4 Wochen nach Erscheinung ein Bestseller.
Quelle: ntv.de