Ausgeruht und tatendurstig Dax freundlich erwartet
03.01.2011, 08:00 UhrAm deutschen Aktienmarkt zeichnet sich am frühen Montagmorgen ein positiver Jahresauftakt ab. Weil die Anleger in China und Japan immer noch feiern, muss der Dax weitgehend ohne frische Vorgaben auskommen. Zum Jahresende war der deutsche Leitindex an der 7000er-Marke gescheitert.
Mit frischem Schwung wird der Dax nach Einschätzung von Börsianern in das Börsenjahr 2011 starten. Am vergangenen Donnerstag - dem letzten Handelstag 2010 - hatte er 1,2 Prozent tiefer bei 6914,19 Punkten geschlossen.
"Neues Jahr, neues Glück", riefen Beobachter als Motto am ersten Handelstag 2011 aus. Nach dem überraschend deutlichen Rückgang vor Silvester sei mit einer Erholung am deutschen Aktienmarkt zu rechnen, hieß es im Handel. Die Verluste seien bei geringen Umsätzen ohne ersichtlich fundamentale Gründe zustande gekommen. Zudem habe es nach Handelsschluss in Deutschland noch gute US-Konjunkturdaten gegeben.
Die Vorgaben der internationalen Leitbörsen seien zumindest kein Hindernis für anziehende Kurse. So haben die US-Märkte wenig verändert geschlossen, während die Kurse in Hongkong anziehen. Die Geschäftstätigkeit in der verarbeitenden Industrie Chinas hat zum Jahresende 2010 etwas nachgelassen, ist aber robust geblieben.
Da zahlreiche Börsen, so London, Tokio und Schanghai, geschlossen sind, dürfte das Geschäft sich ruhig gestalten. Hoffnungen richten sich auf den ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe der USA, der am Nachmittag (MEZ) bekannt gegeben wird. "Der abermalige Anstieg des Philadelphia-Index lässt keine pessimistische Prognose zu", meint ein Volkswirt. Mit 56,9 Punkten liegt die Konsensprognose nochmals leicht über dem vorherigen hohen Niveau von 56,6. "Beim Blick auf die Details könnte das zu erwartende Anziehen der Preiskomponente langsam zum Problem werden", ergänzt der Volkswirt. Für die US-Unternehmen würde dies rasant steigende Einkaufspreise signalisieren.
Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter hieß es, der Dax sei bei 6900 Punkten unterstützt. Eine weitere Unterstützungslinie liege außerdem bei dem "noch nicht nachhaltig unterschrittenen 38,2-prozentigen Fibonacci-Retracement um 6920 Punkte", wie ein technischer Analyst anmerkte. Im Rahmen des noch günstigen zyklentechnischen Umfelds gebe es somit Kurspotenzial bis 7200 Punkte, wobei bei 7040 ein erster Widerstand liege.
Am frühen Morgen standen zunächst Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe im Vordergrund. Mit steigenden Kursen rechnete ein Marktteilnehmer zum Beispiel bei Demag Cranes, nachdem der britische Finanzinvestor Centaurus seine Beteiligung erhöht hatte. Centaurus habe die Schwelle von 5 Prozent überschritten und halte per 29. Dezember 5,06 Prozent an dem MDax-Unternehmen, teilte der Kranhersteller mit. Zuvor hatte der Finanzinvestor 3,37 Prozent an den Düsseldorfern gehalten. "Damit wird die Übernahmefantasie neu angeheizt", meinte ein Händler. Zuletzt war die Aktie seitwärts gelaufen. Dank der Nachricht könne sie nun aber wieder in Richtung des Hochs von Anfang Demzember bei rund 38 Euro laufen.
Als positiv für Porsche und damit auch für VW werteten Marktteilnehmer die Nachricht, das ein US-Bezirksgericht Schadenersatzklagen zweier Hedgefonds gegen die Porsche Holding SE abgewiesen hat. Ein New Yorker Gericht habe in den Verfahren dem Antrag auf Klageabweisung vollumfänglich stattgegeben, teilte die Gesellschaft mit. Die Kläger hätten einen Gesamtschaden von mehr als 2 Mrd US-Dollar geltend machen wollen. Keine größere Bedeutung für die VW-Aktie wird hingegen der Nachricht beigemessen, dass der Volkswagen-Aufsichtsrat den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn um weitere fünf Jahre verlängert hat.
Mit Blick in Richtung Auslandsaktien stellten sich die Beobachter auf Kursschwankungen bei Fiat ein. Erstmalig wird der nun gespaltene Konzern in zwei verschiedenen Sparten an der Börse gehandelt - einer Automobil- und einer Industriesparte. Investoren hatten eine Aufspaltung bereits seit Längerem gefordert. Schwankungsanfällig könnte es deshalb zugehen, da für beide Teile zunächst einmal eine eigene Marktbewertung gefunden werden müsse, hieß es. Mit der Aufspaltung erhält jeder Fiat-Aktionär pro Aktie einen Anteilsschein bei Fiat Industrial.
Zum Jahresauftakt an den europäischen Börsen rechnete ein Händler mit leichten Kursgewinnen. "Ich vermute, dass wir fester ins neue Jahr starten werden", sagte er. Der Teilnehmer begründete seine Einschätzung mit neuen Geldern, die zu Jahresbeginn an den Markt fließen könnten und einer allgemeinen Erholung nach Gewinnmitnahmen in der vergangenen Woche.
Einen positiven Impuls könnte am Nachmittag auch hier die Bekanntgabe des ISM-Index setzen. Insgesamt dürfte das Geschäft allerdings noch extrem ruhig verlaufen. Die Anleger kehrten erst langsam an die Märkte zurück, und in London bleiben die Märkte am Berichtstag noch geschlossen. Relevante Unternehmensnachrichten seien nach wie vor Mangelware.
An der Wall Street wurde am Freitag zwar noch gehandelt. Im Vergleich zum Xetra-Jahresschluss vom Donnerstag bewegten sich die Kurse der US-Indizes aber kaum. Der Dow Jones beendete das Börsenjahr 0,1 Prozent höher bei 11.577,50 Punkten, während der Nasdaq-Composite 0,4 Prozent auf 2652,87 Zähler verlor. Der S&P-500 blieb fast unverändert bei 1257,64 Punkten.
In Tokio und Shanghai blieben die Börsen am Montag geschlossen.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts