Jede Menge Quartalszahlen Dax kaum verändert erwartet
02.08.2011, 07:21 UhrAm Frankfurter Aktienmarkt sorgt die Einigung im US-Schuldenstreit zwar für Gesprächsstoff, aber nicht für steigende Kurse. Weitere Impulse gehen von Quartalsberichten aus.
Trotz der kräftigen Verluste zu Wochenbeginn zeichnet sich am Dienstagmorgen keine kräftige Erholung zum Handelsstart am deutschen Aktienmarkt ab. "Es braut sich derzeit ein wahres Horrorszenario aus Schulden-Superzyklus und Rezession in zweiten Halbjahr zusammen", sagt ein Händler. Banken und Broker rechnen für die Eröffnung mit einem leichten Abschlag im Dax von 0,1 Prozent.
Dass die Anhebung der US-Schuldenobergrenze das Repräsentantenhaus passiert hat, vermag die Stimmung nicht sonderlich zu heben, die Futures auf die Wall-Street-Aktienindizes notieren am Morgen leicht im Minus.
Das übergeordnete Szenario sehe düster aus und dies in einem Umfeld, in dem sich viele Staaten zu viel Geld geliehen hätten, hieß es. Die Einkaufsmanager-Indizes diesseits und jenseits des Atlantiks deuteten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr zurückkommen werde, meinen Teilnehmer. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis über eine drohende Rezession gesprochen werde. Die Berichtssaison laufe zudem nicht überzeugend, da die Unternehmen kaum noch beim Umsatz wüchsen und zudem die Räume für Kostensenkungen nahezu erschöpft schienen.
Für neue Impulse könnten vor der Eröffnungsglocke allerdings noch eine Reihe von Zahlen für das zweite Quartal sorgen. Auf dem Programm stehen unter anderem die Unternehmensberichte von BMW, Deutsche Post, Fresenius, Fresenius Medical Care und Metro.
"Ordentlich", kommentiert equinet-Analyst Jochen Rothenbacher die Zahlen der Deutschen Post für das zweite Quartal. Positiv sei in einem Umfeld sich abschwächender Wachstumsraten die Anhebung des Ausblicks auf das Gesamtjahr. Deutlich schwächer als von ihm erwartet habe sich allerdings das Briefgeschäft entwickelt. Die Aktie notiert im vorbörslichen Handel 0,5 Prozent fester.
Weiter zum Kauf empfiehlt Karl-Heinz Scheunemann von der LBBW die Aktien von Fresenius nach der Vorlage der Halbjahreszahlen. Positiv beurteilt der Analyst zudem den Kauf von Liberty Dialysis durch die Fresenius-Tochter FMC. "Der Preis scheint in Ordnung", meint er mit Blick auf den Umsatz von 1 Mrd. US-Dollar und den Kaufpreis von 1,7 Mrd. Dollar. Beide Aktien legen vorbörslich leicht zu.
Positiv beurteilt Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe die Entwicklung bei Metro. "Belastet worden ist das Ergebnis wie erwartet von Mediamarkt", so der Analyst. Die Probleme des Bereichs seien aber bereits bekannt. Besonders gut habe Cash & Carry abgeschnitten, so der Analyst. Die Aktie tendiert vorbörslich 1,1 Prozent leichter.
BMW gewinnen dagegen rund 1,3 Prozent, nachdem im Quartalsergebnis die Margenentwicklung positiv aufgenommen wird.
Im Fokus stehen unter anderem die Versorger. Nach Angaben der "FTD" plant RWE den Verkauf mehrerer Tochterfirmen. Am Vortag gab es bereits ähnlich lautende Berichte zu Eon. Händler geben sich wenig überrascht. Das sei Teil der Energiewende und der daraus resultierenden höheren Sparanstrengungen, hieß es. Zur Energiewende passe auch der Bericht der "Rheinischen Post", wonach Eon eine Kürzung der Dividende prüfe. "Das dürfte niemanden überraschen", sagt ein Händler, und sollte auch eingepreist sein.
Die Agenda der makroökonomischen Kennziffern ist dünn bestückt. So wird am Vormittag die europäische Statistikbehörde Eurostat die Erzeugerpreise für Juni vorlegen, Volkswirte rechnen mit einem Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auf Jahressicht lautet der Ökonomenkonsens auf ein Plus von 5,9 Prozent.
Am Nachmittag werden aus den USA noch die Persönlichen Ausgaben und Einnahmen für Juni erwartet. Bei den Ausgaben rechnen Volkswirte mit einem im Vormonatsvergleich unveränderten Stand, bei den Einkommen erwarten sie ein Plus von 0,1 Prozent verglichen mit Mai.
Darüber hinaus soll sich Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Lauf des Tages vor beiden Häusern des italienischen Parlaments äußern. Mit dem hoch verschuldeten Land ist zuletzt erstmals auch eines der großen Mitglieder des Euroraums auf Schwierigkeiten bei der Refinanzierung gestoßen.
Charttechnisch liegen die nächsten Unterstützungen für den Dax im Bereich von 6850 Punkten. Widerstände finden sich auf dem Niveau von 7090 Punkten.
Quelle: ntv.de, DJ