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Wie Royal Flush beim Poker Dividenden in Schwellenländern in Mode

Anleger pokern um hohe Dividenden am besten in Schwellenländern.

Anleger pokern um hohe Dividenden am besten in Schwellenländern.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Schwellenländer rücken wieder in den Anlegerfokus. Allerdings haben es die Investoren nicht mehr nur auf die reinen Kurssteigerungen abgesehen. Vielmehr sind sie auf der Jagd nach überdurchschnittlichen Dividenden.

Dividende war für Anleger in aufstrebenden Schwellenländern lange Zeit ein Fremdwort. Sie setzten eher auf Kurssteigerungen, weil die Unternehmen ihre Gewinne lieber in weiteres Wachstum investierten, als es an die Aktionäre auszuschütten. Das Umdenken ist aber im vollem Gang. Investoren realisierten langsam, dass sie auch in Schwellenländern inzwischen ordentliche Dividendenrenditen erwirtschaften könnten, sagt Julian Mayo, der bei Charlemagne Capital einen auf entsprechende Firmen spezialisierten Fonds leitet.

Nach Reuters-Daten werden Firmen aus Staaten wie China, Brasilien oder Indien 2012 im Schnitt 35 Prozent ihrer Gewinne auszahlen. Dies ist rund ein Drittel mehr als im Jahr 2000. In Südafrika oder Taiwan werden die Ausschüttungsquoten voraussichtlich sogar auf 45 bis 50 Prozent steigen, während es in den USA nur knapp 32 Prozent sind. 

Firmen aus Industrieländern knausern

In Industrieländern halten sich viele Unternehmen zunehmend mit Zahlungen zurück. So sitzen die im US-Index S&P500 gelisteten Unternehmen zwar auf rekordhohen Bargeld-Beständen, gleichzeitig ist die durchschnittliche Ausschüttungsquote so niedrig wie nie. Offenbar zweifeln viele Manager angesichts der Schuldenkrise und des harten Sparkurses in vielen westlichen Ländern an den Wachstumsaussichten.

Diese sind in Schwellenländern immer noch gut. Darüber hinaus hat sich ein bisheriger Nachteil in einen Vorteil umgekehrt: Der Wechselkurs. Dividenden in indonesischen Rupien oder brasilianischen Real seien wie ein "Royal Flush" beim Poker, betont Fondsmanager Brian Baran von Symphony Financial Partners. "Man erhält eine Rendite von 4,5 Prozent plus einen steigenden Wechselkurs."

Staatsbetriebe als Vorreiter

Vorreiter bei den Ausschüttungen sind staatlich kontrollierte Firmen, die in vielen Schwellenländern die Aktienindizes dominieren. "Regierungen brauchen Geld für ihre sozialen Verpflichtungen", schreiben die Experten von Renaissance Asset Managers in einem Kommentar. "Die immer stärker bevorzugte Methode zur Geldbeschaffung sind Dividenden. Dieser Trend ist in Polen oder Russland bereits sichtbar." Angesichts einer anhaltenden Privatisierungswelle könne mit nachhaltigen oder sogar steigenden Dividenden gerechnet werden, da hohe Dividendenrenditen ein gutes Lockmittel für neue Investoren sind.

Im vergangenen Jahr hatte Gazprom mit einer Verdoppelung der Dividende überrascht. Hauptnutznießer ist der russische Staat, der mehr als die Hälfte an dem Gas-Versorger hält. In Indien fordert die Regierung zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits vom Öl- und Gas-Konzern Oil & Natural Gas Corp. sowie vom Stahlkocher Sail höhere Ausschüttungen.

"Zunehmende Reife"

Dividendenorientierte Anleger investierten bislang eher indirekt in Schwellenländern, zum Beispiel über Konsumgüter-Hersteller wie Procter & Gamble (P&G) oder Henkel. Beide Unternehmen erwirtschaften dort einen großen Teil ihrer Gewinne. P&G hat in den vergangenen 50 Jahren die Dividende jährlich angehoben. Die Vorzugsaktionäre von Henkel sollen für 2011 eine Rekordzahlung von 0,80 Euro je Aktie erhalten.

Inzwischen entscheiden sich aber immer mehr Anleger für direkte Investments. Aktien des Gas-Konzerns Gazprom, des indischen Mischkonzerns Tata  oder des brasilianischen Ölförderers Petrobras finden sich weltweit in immer mehr Depots und nicht mehr nur bei spezialisierten Investoren.

Bei den Anlageentscheidungen spielen Dividenden eine immer größere Rolle, betont Edward Lam, der einen dividendenorientierten Schwellenländer-Fonds bei Somerset Capital Management leitet. "Denn die ungewöhnlich hohen Kursgewinne des vergangenen Jahrzehnts werden wir in den kommenden Jahren nicht mehr sehen." Das Plus werde sich auf dem Niveau in den Industriestaaten, sieben bis acht Prozent jährlich, einpendeln. "Im Grunde ist dies ein Zeichen für die zunehmende Reife der Schwellenmärkte."

Quelle: ntv.de, Sujata Rao, rts

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