Neues Verfahren angestrebt Anwältin: Baldwin nutzt Reality-Show für Imagepflege
05.03.2025, 12:39 Uhr Artikel anhören
Muss sich möglicherweise bald wieder vor Gericht verantworten: Alec Baldwin.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
In seiner eigenen Reality-Show gewährt Alec Baldwin intime Einblicke in den Prozess um den Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins. Die Anwältin der Verstorbenen wirft dem Schauspieler vor, "bei den zukünftigen Geschworenen in unserem Zivilprozess Sympathie für sich zu gewinnen" zu wollen.
In ihrer neuen Reality-Show "The Baldwins" geben Alec und seine Ehefrau Hilaria Baldwin nicht nur einen Einblick in ihr Familienleben mit den sieben gemeinsamen Kindern. Auch der Prozess des Hollywood-Stars wegen fahrlässiger Tötung der Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Westerns "Rust" steht im Mittelpunkt der Sendung. So berichtet das Paar in emotionalen Statements, wie sich das Verfahren, in dem dem Schauspieler eine Haftstrafe drohte, auf die ganze Familie ausgewirkt hat.
Baldwin leide noch immer unter unter dem Überlebensschuld-Syndrom, da er derjenige gewesen sei, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, verriet Hilaria Baldwin etwa in einer Folge. Ihr Ehemann wünsche sich, dass er derjenige gewesen wäre, der an dem Tag starb und nicht die unschuldige Kamerafrau. Der Vorfall belaste seine geistige und körperliche Gesundheit noch immer.
Fast noch mehr habe aber ihre älteste Tochter Carmen gelitten, als ihr Vater im US-Bundesstaat New Mexico vor Gericht musste. "Als Alec das erste Mal angeklagt wurde, konnte Carmen monatelang nicht mehr allein in einem Zimmer sein. Wir mussten ein Bett in den Schlafraum der Jungs stellen", erzählte Hilaria Baldwin über die Elfjährige. Diese habe sie gefragt: "Wenn Papa nach New Mexico geht, muss ich mich dann von ihm verabschieden? Muss ich mich für lange Zeit von ihm verabschieden? Soll ich mich auf besondere Weise von ihm verabschieden, so als ob ich ihn lange nicht sehen würde, weil sie versuchen, mir meinen Daddy wegzunehmen?" Ihre Antwort teilte die 41-jährige Mutter unter Tränen: "Und ich sagte: 'Ja, das solltest du.'"
Baldwin soll sich "den realen Konsequenzen stellen"
Bei so viel Schmerz ist es nicht verwunderlich, dass viele Zuschauer Mitleid mit dem Hollywood-Star haben. Schließlich wusste er nicht, dass die Requisitenwaffe, die er in dem Westernfilm bediente, mit echter Munition geladen war. Eine, die mit der Inszenierung der Familie in ihrer Reality-Sendung jedoch nichts anfangen kann, ist die Anwältin der verstorbenen Halyna Hutchins. Die Baldwins profitierten von dem Schmerz, den die Angehörigen der Kamerafrau nach ihrem tragischen Tod noch immer ertragen müssen, findet Gloria Allred, die am Montag eine eidesstattliche Erklärung gegen den Schauspieler einreichte.
Von Baldwin wird darin gefordert, dass er sich "den realen Konsequenzen stellen muss, die er verursacht hat" und "unter Eid der Realität ins Auge sehen" solle. Baldwin soll am 9. Mai "persönlich in meinem New Yorker Büro" aussagen, "und seine Aussage wird auf Video aufgezeichnet", so Allred. Den Termin habe sie absichtlich auf den Freitag vor dem Muttertag gelegt, weil "Halynas Mutter Herrn Baldwins eidesstattliche Erklärung darüber hören muss, was zum Tod ihrer Tochter geführt hat", sagte die Anwältin weiter.
Der Hollywood-Star nutze seine Bekanntheit aus und verdiene Geld mit seiner Inszenierung als Opfer, wirft ihm die Anwältin vor. Seine Reality-Show "feiert Herr Baldwins Freude, mit seinen Kindern zusammen zu sein, und ignoriert dabei die Tatsache, dass Alex Baldwin ein Kind seinen Eltern weggenommen hat. Das ist die schmerzhafte und tatsächliche Realität, mit der Halynas Eltern und Schwester jeden Tag leben", heißt es laut US-Medien in den Gerichtsunterlagen.
Verfahren überraschend eingestellt
Allred kritisierte demnach auch, dass in einer späteren Folge eine Therapiesitzung gezeigt werden soll, in der er um angebliche Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) des Schauspielers gehen soll. "Warum behauptet er, an PTBS zu leiden? Ist seine Reality-Show nur ein verschleierter Versuch, bei den zukünftigen Geschworenen in unserem Zivilprozess Sympathie für sich zu gewinnen?", fragte Allred. "Ist das nur ein schamloser Versuch, ihn als das wahre Opfer in diesem Fall darzustellen?"
Die angeforderte Zeugenaussage geht auf eine Klage zurück, die Hutchins' Familie im Juni 2024 gegen den Hollywood-Star eingereicht hatte. Sie beschuldigte ihn, am "Rust"-Set "Russisches Roulette mit einer geladenen Waffe" gespielt zu haben, was zum Tod ihrer Tochter geführt habe. Die Klage wurde während des Prozesses wegen fahrlässiger Tötung ausgesetzt, später jedoch wieder aufgenommen, nachdem der Prozess überraschend eingestellt worden war, weil die Staatsanwaltschaft laut einer Richterin vorsätzlich Beweismittel zurückgehalten habe.
Hilaria und Alec Baldwin haben sieben gemeinsame Kinder: die Töchter Carmen (11), Ilaria Catalina Irena (2) und María Lucía Victoria (3) sowie die Söhne Eduardo Pao Lucas (4), Romeo Alejandro David (6), Leonardo Ángel Charles (7) und Rafael Thomas (9). Zudem ist der Schauspieler Vater von Tochter Ireland (29), aus einer vorangegangen Beziehung mit Kim Basinger.
Quelle: ntv.de, lpe