Unterhaltung

Parole Hollywood Christoph Waltz, der ewige Bad Boy

Für die Darstellung des Hans Landa in "Inglorious Basterds" bekommt er einen Oscar.

Für die Darstellung des Hans Landa in "Inglorious Basterds" bekommt er einen Oscar.

(Foto: dpa)

Vom soliden TV-Arbeiter über Theater, "Tatort" und Tragödie nach Hollywood - Christoph Waltz gelang, was nur wenige schafften: der Schritt über den großen Teich. Jetzt feiert der Schauspieler 60. Geburtstag.

Eigentlich hat sich über all die Dekaden gar nicht so viel verschoben in der Karriere von Christoph Waltz. Beim Blick auf die Anfänge seiner Karriere stößt man auf ein Kleinod namens "Parole Chicago". Die 13-teilige Vorabendserie aus dem Jahre 1979 ist eine Produktion des Südwestfunks, gedreht nach einer Vorlage von US-Autor Henry Slesar ("Solo für O.N.K.E.L."), und spielt im Berlin der 1930er-Jahre. Die Rolle von Waltz? Ein Gangster natürlich. Mit dem Gangsternamen schlechthin: Ede. Zugegeben - von der satanischen Aura eines Hans Landa ist hier noch nichts zu spüren, vielmehr wirkt Waltz mit seiner "Hoppla, jetzt komm' ich"-Attitüde wie ein Überbleibsel aus der Ära von Theo Lingen und Eddi Arent: Auf nette Art linkisch, pennälerhaft charmant, wie dem Titelbild von Kästners "Emil und die Detektive" entsprungen. Aber eben ein Gangster. Und davon sollte es in den kommenden Dekaden noch so einige geben.

Mit Kate Winslet in "Gott des Gemetzels"

Mit Kate Winslet in "Gott des Gemetzels"

(Foto: imago stock&people)

Waltz wird am 4. Oktober 1956 in Wien geboren, seine Eltern sind Bühnen- und Kostümbildner, Vater Deutscher, Mutter Österreicherin. Schon seine Großmutter, Maria Mayen, war am Burgtheater tätig, Waltz selbst liebäugelt zunächst mit dem Beruf des Kameramannes. Seiner Unentschlossenheit ist es zu verdanken, dass er zunächst am Max-Reinhardt-Seminar, später am legendären Lee Strasberg Theatre Institute in New York Schauspiel studiert. Sein Theaterdebüt gibt er 1977, es folgen zahlreiche Engagements in Zürich, Salzburg, Hamburg, Wien. Sein Fernsehdebüt absolviert er im selben Jahr, der Titel des Films passt bestens: "Der Einstand".

In "Die Legende von Tarzan".

In "Die Legende von Tarzan".

(Foto: AP)

Es folgen Dutzende von Rollen, vornehmlich in TV-Produktionen. Man sieht Waltz im "Tatort" und im "Polizeiruf", bei "Kommissar Rex" und "Rosa Roth", beim "Alten" und "Schimanski". Waltz' Typ ist chronisch gefragt. Er gibt den verschmitzten Charmeur ebenso launig, wie er die Bösewichte mit doppelbödiger Ironie versieht. Es ist dieses "Ich kann nichts dafür, ich bin nun mal so", das ihn oft ein wenig neben den Charakteren stehen lässt und was so, beinah unbemerkt, die vierte Wand beiseiteschiebt. So richtig krachen lässt es Waltz abseits der Serien-Produktionen.

Waltz for Bond? Warum nicht?

Waltz for Bond? Warum nicht?

(Foto: imago/i Images)

Seine Rolle als Erwin Mikolajczyk in "Tag der Abrechnung - Der Amokläufer von Euskirchen" etwa ist ein früher Glanzpunkt: Der wahre Fall jenes Mannes, der bekleidet mit Gummistiefeln, Lackmantel und einer Kette aus Knoblauchzehen, einen Gerichtssaal in die Luft sprengte, ist die perfekte Spielwiese für einen Schauspieler wie ihn. Skurril, verschroben, dabei latent irre und in letzter Konsequenz lebensgefährlich spielt Waltz diesen Normalo on the edge. Eine Leistung, die sich einbrennt. Ebenso wie die des tragischen Schlagerkönigs Roy Black, für dessen Darstellung Waltz 1996 den Bayerischen Fernsehpreis erhält. 2002 wird er für seine Rolle als Oetker-Entführer im Sat1-Film "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker" mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Parallelwelt Hollywood

So hätte es weitergehen können. Noch 2008 spielt Waltz im Münchner Tatort "Liebeswirren" einen Familienvater, schon im Jahr darauf scheint das wie eine Mär aus der Zwischenwelt. Quentin Tarantino verzweifelt fast an der Suche nach einem Darsteller für die Rolle des Nazi-Schergen Hans Landa, bis er auf Christoph Waltz stößt. Der Rest ist Geschichte: Für seine Landa-Leistung in "Inglourious Basterds" bekommt Waltz den Oscar.

Was deutschsprachigen Hollywood-Ausflüglern wie Til Schweiger oder hard working men vom Schlage Thomas Kretschmann verwehrt bleibt, gelingt dem Mann mit dem markanten Kinn mit einer Rolle. Die Parallelwelt Hollywood schließt Waltz in seine Arme.

Pitt wartet noch auf seinen Oscar.

Pitt wartet noch auf seinen Oscar.

(Foto: dpa)

Einst agierte er in Schinken wie "Schöne Witwen küssen besser" und "Weihnachtsmann gesucht", fortan heißen seine Spielfelder "The Green Hornet" und "The Zero Theorem". Für "Django Unchained" besetzt Tarantino ihn erneut als Bösewicht, wiederum bekommt Waltz einen Oscar und mit der Rolle als Bond-Bösewicht Ernst Stavro Blofeld kann er auch unter eine der klassischen Gegenspieler-Rollen des zeitgenössischen Kinos schlechthin einen (selbst)zufriedenen Haken machen. So könnte es weitergehen, häuften sich in Interviews nicht zunehmend die Fragen nach der stilistischen Breite. Fragen, die Waltz mittlerweile ebenso ungehalten ignoriert wie die nach seinem Privatleben. Aber es trifft den Kern.

Privates bleibt privat. Mit Judith Holste 2015 auf der Berlinale.

Privates bleibt privat. Mit Judith Holste 2015 auf der Berlinale.

(Foto: dpa)

Hatte der "Ede" von einst so konträre Gestalten wie Mikolajczyk und Roy Black im Köcher, sind nun die mokanten Meuchelmänner zur Paraderolle geworden. Eine der Ausnahmen war das furiose Kammerspiel "Gott des Gemetzels" an der Seite von Jodie Foster. Eine Quasi-TV-Produktion, die Waltz gerade durch sein verhaltenes, klischeeignorierendes Spiel zum Leuchten brachte.

Ede reloaded?

Wo der Privatleben-Hüter seinen Ehrentag zum 60. begeht, ist nicht bekannt. Sowohl Waltz wie auch sein Management halten sich bedeckt. Gerüchte gibt es jedoch einige um zukünftige Projekte. So soll Waltz den Doctor DysonIdo in der Verfilmung des Manga-Abenteuers "Alita: Battle Angel" unter der Regie von Robert Rodriguez spielen.

Auch das Thema Bond scheint mit einem Auftritt nicht erledigt. Ede reloaded? Es bleibt spannend. Für den Moment heißt es aber: Happy Birthday, Christoph Waltz.

Quelle: ntv.de

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