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"Visionär und Weltklassefotograf" Daniel Josefsohn gestorben

Josefsohn klagte über die einschneidenden Behinderungen nach seinem Schlaganfall, fotografierte aber weiter.

Josefsohn klagte über die einschneidenden Behinderungen nach seinem Schlaganfall, fotografierte aber weiter.

(Foto: dpa)

Er gehört zu den wichtigsten deutschen Fotografen der Gegenwart. Nun ist Daniel Josefsohn im Alter von gerade einmal 54 Jahren gestorben. Was bleibt, sind seine unverwechselbaren Bilder.

Der Fotograf Daniel Josefsohn ist tot. Er starb am Samstagmorgen mit 54 Jahren in Berlin, wie seine Agentin sagte. Die Todesursache war zunächst noch unklar. Josefsohn war seit einem Schlaganfall 2012 halbseitig gelähmt. Er hinterlässt seine Lebensgefährtin Karin Müller und ihren gemeinsamen sechs Jahre alten Sohn.

Der in Berlin lebende Fotograf wurde einem großen Publikum bekannt, als er Mitte der 90er-Jahre die Plakatkampagne "Miststück" für den Musiksender MTV gestaltete: Junge Frauen schauen lasziv und provokant in die Kamera. Auf den schwarz-weiß Aufnahmen prangen Aufschriften wie "Eingebildete Kuh", "Konsumgeile Göre" oder eben "Miststück".

Außerdem arbeitete Josefsohn für die Pop-Magazine "Tempo" und "Jetzt". Von 2010 an war er für zwei Jahre Kreativdirektor der Berliner Volksbühne. Im November 2012 erlitt er den Schlaganfall. Von 2014 an dokumentierte der Künstler für das "Zeit"-Magazin gemeinsam mit seiner Freundin ein Jahr lang in einer Foto-Kolumne sein Leben vor und nach dem Hirnschlag. Zuletzt arbeitete er in einem Atelier in Berlin-Wedding, nachdem er jahrelang in einem Studio in einem Hinterhof in Mitte tätig war.

Trauer in der Kunstszene

Der Hatje Cantz Verlag, bei dem Josefsohn 2014 ein Best-of der Bilder aus seiner "Zeit"-Magazin-Kolumne veröffentlichte, schrieb zu dem Bildband, der Fotograf habe "in den vergangenen Jahren die Gratwanderung zwischen Provokation und Humor, zwischen ironischer Setzung und politischer Anstiftung genau austariert, um unbequem zu sein und genau dafür geliebt zu werden".

Die Nachricht vom Tod Josefsohns löste Betroffenheit und Trauer aus. "Die Lücke, die sein früher Tod reißt, ist unermesslich", sagte Vasco Boenisch, Dramaturg des Kunstfestivals Ruhrtriennale. "Zu speziell waren seine Bildideen, zu liebenswürdig war er selber, der Kindskopf, Visionär, Weltklassefotograf." Josefsohn hatte für die gerade gestartete Saison der Ruhrtriennale 2016 einen Meisterkurs für junge Fotografen gegeben. Außerdem fotografierte er selbst für das Projekt "Bude Bett Bargeld".

Der Satiriker Jan Böhmermann, den Josefsohn ebenfalls für das "Zeit"-Magazin fotografierte, twitterte: "Auf Wiedersehen, Daniel Josefsohn!"

Quelle: ntv.de, dpa

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