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Vip Vip, Hurra! Der Mann mit der "Killerplauze"

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Steigen wieder in den Ring: Regina Halmich und Stefan Raab.

Steigen wieder in den Ring: Regina Halmich und Stefan Raab.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Es ist amtlich: Unser RTL sichert sich den Comeback-Boxkampf von Stefan Raab. Die Promi-Kolumne in dieser Woche über einen, der den Mut hat, sich vor einem Millionenpublikum die Fresse polieren zu lassen und die Frage: Was kommt nach dem Kampf?

"Der Traum von vielen Millionen TV-Zuschauern und mein ganz persönlicher wird endlich wahr: Stefan Raab tritt wieder ins Rampenlicht und wir werden ihm die perfekte Bühne bereiten. Boxen (...) passt wie Reginas Faust auf Stefans Auge. Wir freuen uns sehr, dass RTL die Nacht der Nächte live begleitet - und auf einen spektakulären Moment der Fernsehgeschichte", sagt Inga Leschek, Programmgeschäftsführerin von unserem RTL, und damit grüße ich Sie, liebe Leser, zur neuesten Ausgabe der wöchentlichen Promi-Kolumne, in der Ihre Meinung gefragt ist!

Ich habe nämlich, bei all dem Hype um die "Wiederauferstehung" von Stefan Raab, eine Verständnisfrage, die mir nicht aus dem Kopf geht. Wir alle wissen: Fernsehen ist nicht mehr wie früher. Es ist ein knallhartes Geschäft. Die Macher müssen mit der Zeit gehen, die Konkurrenz ist groß und dann sind da auch noch die ganzen Streaming-Portale. Die Momente sind rar geworden, in denen dieses nostalgische Gefühl von früher noch einmal aufflackert, in der sich die ganze Familie zur Primetime vor der Flimmerkiste eingefunden und die ganze Republik dieselbe Samstagabendshow geschaut hat.

Irgendwann in den späten Neunzigern kam dann das Reality-TV und statt großer Samstagabendshows wurde nun gecastet und fleißig Buzzer gedrückt. Wenn man die Glotze einschaltet, kann man ziemlich sicher sein, dass immer irgendwo geraten, "getalkt", gesungen oder gespielt wird. Und daran ist erstmal auch gar nichts verkehrt.

Muhammad Ali, Joe Frazier, George Foreman

Stefan Raab, der Mann mit der "Killerplauze", gehörte zu den großen Machern seiner Zeit. Der Mann, ob man seinen Pennäler-Humor nun mag oder nicht, hat TV-Geschichte geschrieben. Er war sich nie zu fein, sich für einen guten Gag selbst aufs Korn zu nehmen. Was ich aber schon beim ersten Kampf nicht ganz begriffen habe: Wieso ist der Entertainer überhaupt gegen Regina Halmich in den Ring gestiegen? Um zu zeigen, dass Frauen auch Männer vermöbeln können? Natürlich zog der Boxkampf die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Noch spektakulärer wurde das Ganze, als Raab sich entschied, ein zweites Mal gegen Halmich, die als eine der erfolgreichsten weiblichen Boxerinnen aller Zeiten gilt, anzutreten, und abermals verlor.

Man kann jetzt sagen, das war sehr mutig von ihm, weil er sich vor einem Millionenpublikum die Visage grün und blau schlagen ließ. Andererseits waren das vollkommen andere Zeiten! Inzwischen kämpfen gefühlt alle zwei Wochen Reality-TV-Teilnehmer miteinander - ein "Event", das von einer großen Boulevardzeitung arrangiert und medial begleitet wird. Und dann gab es auch noch "das große Promiboxen".

Ich verstehe die Begeisterung für den Sport, aber wann immer ich an "spektakuläre Boxkämpfe" denke, habe ich Muhammad Ali, Joe Frazier, George Foreman, Max Schmeling oder aber Henry Maske vor Augen. Sogar den inzwischen verstorbenen "Bad Boy" Graciano Rocchigiani oder den einst schwer vermöbelten Axel Schulz. Nie aber eine Konstellation wie die von Raab favorisierte. Gegen eine Frau, die über viele Jahre hinweg die Welt des Frauenboxens dominierte und zahlreiche Weltmeistertitel gewann. Eine, die ihre Karriere im Jahre 2007 mit einem beeindruckenden Rekord von 54 Siegen in 56 Kämpfen beendet hat. Auch sie wird sich auf dieses "Event" vorbereiten und trainieren müssen.

Das Phantom ist "wiederauferstanden"

Zwei Szenarien gehen mir bei aller Euphorie nicht aus dem Kopf. Da ist ein Mann, der fast zehn Jahre von der Bildfläche verschwunden war und der jetzt die größten kreativen Freiheiten hat. Der Kampf wird mit Sicherheit für sensationelle Einschaltquoten sorgen. In erster Linie aber gewiss nicht wegen des sportlichen Aspekts, sondern wegen des Events selbst. Und natürlich auch ob der Neugier, wie Raab jetzt überhaupt aussieht. Schließlich genoss der Mann, der sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, in der Branche den Ruf eines Phantoms.

Warum also gerade eine "Wiederauferstehung" wie diese? Hier die beiden Szenarien: 1. Raab besiegt Regina Halmich. Verschwindet er dann wieder aus der Öffentlichkeit? Oder ist das erst der Anfang einer erneuten TV-Karriere vor der Kamera? 2. Raab verliert ein drittes Mal. Was dann?

Es wird, wie gesagt, unabhängig vom Ausgang des Kampfes, garantiert ein fettes TV-Ereignis. Die Frage aber bleibt: Wieso ausgerechnet ein Boxkampf? Möglicherweise, weil der 57-Jährige weiß, dass er mit seiner "Wiederauferstehung" bestbezahlt auf den Brettern landet.

Nicht falsch verstehen: Ich konnte über das einstige Enfant terrible des deutschen TV oft herrlich lachen. Mir geht es allein um die Frage, warum er sich für sein Comeback ausgerechnet für einen Kampf entschieden hat, bei dem er zuvor hart einstecken musste. Ist es vielleicht seine Revanche?

Ich hätte mir Raab lieber als einen etwas in die Jahre gekommenen Trainer à la "Rocky" gewünscht. Einen, der nochmal hungrig geworden ist und nun junge Talente fordert und fördert. Das Ganze könnte man schlicht "die Raab-Schmiede" nennen. Inmitten der ganzen Reality-TV-Formate und Rateshows wäre das doch wirklich mal eine willkommene Abwechslung!

Quelle: ntv.de

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