Game of Throats, Bayern-Edition Der Münchner "Tatort" im Schnellcheck
08.10.2017, 21:50 Uhr
Rumsitzen, onanieren und über geldwerte Vorteile fachsimpeln: Alltag am Pornoset?
(Foto: BR/Hagen Keller)
Die bayerische Landeshauptstadt ist ein Mekka für Pornoproduzenten. Stimmt? Stimmt nicht - und Schuld ist das Internet. Was wir außerdem noch in diesem "Tatort" lernen: ATM ist kein Geldautomat und Bukkake hat nur bedingt mit Sahne zu tun.
Das Szenario
Eine junge Pornodarstellerin wird nach einem Dreh ermordet aufgefunden, "in ihrem Magen das Sperma von zwei Dutzend Männern". Verdächtig sind aber nicht nur die männlichen Darsteller, sondern gleich noch eine ganze Reihe weiterer Typen. Ganz vorne mit dabei sind der eifrige Jungproduzent Olli (Frederic Linkemann) und sein Konkurrent Sam Jordan (Markus Hering), der sich zwar selbst zum "King of Cumshot" gekrönt hat, richtigerweise aber höchstens Schuldenkönig heißen dürfte.
Viele Hinweise hat der Täter nicht hinterlassen, die Münchner Ermittler Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) suchen "einen Mann mit zwei Armen, zwei Beinen und einem eher unterdurchschnittlich großen Glied." Macht aber gar nichts, viel wichtiger ist für Zuschauer und Kommissare in diesem "Tatort" ohnehin die 90-minütige Lektion in Sachen Pornokunde.
Die eigentliche Botschaft
Das Pornobusiness ist ein ziemlich trauriges Geschäft, mit Glamour hat das Ganze ungefähr so viel zu tun wie Dolly Busters Brüste mit der Wirklichkeit. Im besten Fall diskutieren die Darsteller zwischen den Drehpausen über geldwerte Vorteile und mampfen Mettbrötchen, während sie mit der anderen Hand ihren Ständer einsatzbereit halten; im schlechtesten Fall müssen Frauen, die ihren Lebensunterhalt mit Pornos verdienen, in immer krasseren Szenen mitspielen, um sich aus der Masse der Konkurrentinnen hervorzutun und das gelangweilte Auge des Betrachters noch irgendwie zu stimulieren.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Das arme rote Planschbecken: ständig voll mit Sperma und Pisse, und am Ende ist auch noch die Luft raus. Und die Frage, ob Drachen bei "Game of Throats" eigentlich auch eine Rolle spielen. Und wenn ja, welche...
Der Plausibilitätsfaktor
Hoch. "Hardcore" bildet den Status quo der Branche ziemlich akkurat ab: Professionelle Produzenten kämpfen mit immer extremeren Drehs gegen den Bedeutungsverlust durch die Amateurkonkurrenz im Internet, während gleichzeitig immer mehr Menschen den schnellen Klickfick im Netz suchen. Dass der Streifen ausgerechnet im braven München spielt, irritiert nur auf den ersten Blick: Einer der größten Produzenten für abseitige Gangbang- und Bukkake-Pornos hat seinen Sitz in der bayrischen Landeshauptstadt. Und wie nennt er sich selbst? Na klar: "Master of Cumshot".
Die Bewertung
7 von 10 Punkten. "Hardcore" ist ein unterhaltsamer Film ohne große Berührungsängste. Nur der Krimipart, der kommt zu kurz.
Quelle: ntv.de