Leinwandstar wird 85 Donald Sutherland - nie zu alt für Hollywood
17.07.2020, 10:45 Uhr
Ein Hollywood-Star mit eigenem Kopf: Donald Sutherland feiert Geburtstag.
(Foto: Jimmy Olsen/MediaPunch/IPx)
Er war Casanova, Militärchirurg und Autokrat: Donald Sutherland hat in mehr als 50 Jahren in Hollywood nahezu jede Rolle gespielt und dennoch nie eine Oscar-Nominierung erhalten. Doch den Kanadier ficht das nicht an. Zur Traumfabrik hält er seit jeher nicht nur eine professionelle Distanz.
Nach mehr als 55 Jahren vor der Filmkamera, nun mit schlohweißem Haar, kann Donald Sutherland immer noch junge Zuschauer begeistern. Sie kennen den kanadischen Leinwandstar aus der "Tribute von Panem"-Reihe in der Rolle des skrupellosen Präsidenten Snow. Der Schauspieler verkörperte den Politiker, der wie ein Diktator herrscht, seit 2012 in den vier "Panem"-Filmen. Doch die Liste seiner Filme ist viel, viel länger. Heute wird Sutherland 85 Jahre alt.

Den eiskalten Blick hat Donald Sutherland für die Reihe "Tribute von Panem" perfektioniert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Macht und Revolte sind ein zentrales Motiv, wenn Jugendliche - darunter die Heldin Katniss Everdeen - für Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle in der düsteren Fantasy-Saga auch etwas bewirken. "Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen", sagte Sutherland. Der Zwei-Meter-Mann nimmt kein Blatt vor den Mund.
Als er im September 2019 beim Filmfest im nordspanischen San Sebastian einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er die "Bullshit"-Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel: "Ich habe Kinder, ich habe Enkel, und die Welt, die ich ihnen hinterlasse ist eine, in der sie nicht leben können." Der fünffache Vater, dem Sohn Kiefer Sutherland sehr erfolgreich vor die Kamera folgte, hat seit den 1960er Jahren in über 150 Filmen und TV-Produktionen mitgespielt - und dabei mit enormer Wandlungsfähigkeit jedes Genre bedient.
"Ich weiß nichts über Hollywood"

In "M.A.S.H" spielte Sutherland den Militärchirurg Franklin "Hawkeye" Pierce.
(Foto: imago images/Mary Evans)
Der Kriegsklassiker "Das dreckige Dutzend" (1967) war sein erster internationaler Erfolg. Mit Robert Altmans Militär-Satire "M.A.S.H" kam ein weiterer Hit. 1971 brillierte er als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller "Klute" an der Seite von Jane Fonda. Mit einer Liebesszene in Nicholas Roegs subtilem Horrorfilm "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973) schrieben Sutherland und Julie Christie als Eheleute, die um ihre tote Tochter trauern, Filmgeschichte. Die Sexszene hielten viele für echt, was Sutherland und andere stets dementierten.
Für Federico Fellini wurde er "Casanova", er war der faschistische Gutsbesitzer Attila in Bertoluccis "1900". Robert Redford holte ihn für sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" vor die Kamera. Mit Charlize Theron knackte er in dem Krimi "The Italian Job - Jagd auf Millionen" Tresore. Er arbeitete mit vielen legendären Regisseuren - darunter Claude Chabrol, Louis Malle, Ken Russell, John Schlesinger und Werner Herzog. Doch als Hollywoodstar sieht er sich selbst nicht. "Ich weiß nichts über Hollywood", sagte Sutherland bei seiner Ehrung in San Sebastian, wie "Variety" berichtete. "Ich arbeite nur."
Bisher keine Nominierung für Oscar
Mit seiner dritten Ehefrau Francine Racette lebt er weitab von der kalifornischen Filmmetropole in seiner kanadischen Heimat, im Osten der Provinz Québéc. In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem "Walk of Fame" verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre - einen Oscar - gab es für den Senior bisher nicht. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war Sutherland bisher nie für die begehrte Auszeichnung nominiert.
Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 immerhin außerhalb des Wettbewerbs mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Mit 85 Jahren denkt Sutherland offenbar nicht an den Ruhestand. Mitte Juni wurde bekannt, dass er neben Robert De Niro, Anne Hathaway und Cate Blanchett in "Armageddon Time" mitspielen soll. "Ad Astra"-Regisseur James Gray erzählt in der autobiografisch geprägten Coming-of-Age-Story das Leben an einer New Yorker Privatschule in den 1980er-Jahren, vor dem politischen Hintergrund von Ronald Reagans Wahl zum US-Präsidenten.
Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastian gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Er wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe. "Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen", sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, "aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet".
Quelle: ntv.de, Barbara Munker, dpa