Kino

Das Licht am Ende Sutherland und Mirren brillieren

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Eine letzte Reise, eine letzte Umarmung: Sutherland und Mirren sind ein wunderbares Paar.

(Foto: dpa)

Das ist der Film, der uns gleich zu Jahresbeginn ein bisschen demütig macht. Der uns daran erinnert, dass nichts so bleibt, wie es ist. Donald Sutherland und Helen Mirren sind großartig als altes Paar auf ihrem letzten Roadtrip.

Zugegeben: Der Titel des Film klingt etwas sperrig. "Das Leuchten der Erinnerung" - nun. Was soll man sich darunter vorstellen? Vielleicht, dass da irgendwo am Horizont ein Licht aufflackert? Am Ende unserer Gedanken? Am Ende unserer Erinnerungen? Am Ende des Horizonts? Ja, warum nicht? Aber auch, dass die schönsten Erinnerungen im Laufe eines langen Lebens einfach heller leuchten als all das, was uns nur geärgert oder wenig bedeutet hat.

Im Original heißt der Film "The Leisureseeker"- und damit ist der Campingbus gemeint, mit dem Ella und John ihre schönsten Reisen gemacht haben. Damit ist aber auch gemeint, dass man "Leisure", in dem Fall vielleicht am besten mit "Nichtstun", "Muße" oder "Freizeit" übersetzt, im Herbst seines Lebens auf jeden Fall immer und immer wieder suchen sollte (im Italienischen würde man wohl vom "süßen Nichts" sprechen). Und das machen sie nun: Ohne Rücksicht auf Kinder, Konventionen und Verluste begeben sich Ella und John auf den Trip ihres Lebens.

Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland) sind schon viele Jahre verheiratet. Das Leben des in die Jahre gekommenen Ehepaares wird mittlerweile aber größtenteils von ihren Arztbesuchen und den Bedürfnissen und Ansprüchen ihrer Kinder bestimmt. Um ein letztes richtiges Abenteuer zu erleben, beschließen die beiden, sich in ihrem Oldtimer-Wohnmobil, dem "Leisureseeker", auf die Reise entlang der US-Ostküste - von Boston bis nach Florida - zu begeben. Der Beginn einer Reise, von der keiner weiß, wohin sie die beiden führen wird.

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Trotz der Schwere des Themas gibt es viel zu lachen!

(Foto: dpa)

Wir begleiten die wunderbaren Eheleute auf ihrem Weg, teilen ihre Erinnerungen, haben Angst mit ihnen und um sie, lachen über sie, lachen vor allem mit ihnen, verstehen ihre Kinder, verstehen sie, verstehen, dass sie diese Privatsphäre brauchen, sind entsetzt über einige Entdeckungen und weinen, wenn klar wird, dass nichts für immer ist.

Ein absoluter Traum!

Sutherland ist mittlerweile 82 Jahre alt und ein richtiger, feiner Herr. Sein weißes Haar weht im Wind, seine Augen sind so wach und doch gucken sie viel ins Leere - so sieht es zumindest aus, wenn er John ist. Was er sieht, das sieht allerdings kein anderer, auch nicht Helen Mirren, die in "Das Leuchten der Erinnerung" seine Frau spielt. Denn Sutherlands John ist an Demenz erkrankt, seine wachen Momente sind sehr wach, dafür sind die anderen auch sehr vernebelt, verschwommen, vielleicht gar nicht mehr da? Doch immer wieder blitzen die Erinnerungen durch, dieses Leuchten eben, und immer dann hat das Paar seine besten Momente.

Doch nicht nur er hat sein Päckchen zu tragen - Ella ist an Krebs erkrankt, immer wieder reißt es sie buchstäblich um. Wenn sie sich an ihren ehemals starken, schlauen Mann anlehnen möchte, klappt das nicht immer, und das ist frustierend. Oft reagiert sie sauer, eine natürliche Reaktion, denn das Gegenüber ist nicht mehr der, der er - oder sie - einmal war. Während des Zusehens entdeckt der Zuschauer jedoch, dass diese Reaktion keinen Sinn ergibt, dass man einem Demenzkranken nicht mit normalen Maßstäben kommen kann. Und trotz der Schwere des Themas ist dieser Film so leichtfüßig und an vielen Stellen lustig, dass es eine reine Freude ist. Beide sollten mit einem Oscar belohnt werden. Sutherland betonte in einem Interview mit der "Berliner Morgenpost", wie wunderbar es ist, mit Dame Helen Mirren zu drehen: "Ein absoluter Traum." 

Helen Mirren betonte in einem Interview wiederum, dass sie mit Sutherland ein eheähnliches Verhältnis auch außerhalb des Drehs gehabt habe: "Wir hatten auch jenseits der Dreharbeiten ein ähnliches Verhältnis zueinander wie die beiden Ehepartner im Film: Ich habe ihn immer ein bisschen gehänselt und herausgefordert", so die 72-Jährige im österreichischen "Kurier". Und zu einer Szene, bei der die beiden in eine Wahlveranstaltung von Donald Trump hineingeraten, sagt sie: "Wir drehten diese Szene klarerweise vor der Wahl und dachten, wir hätten einen kleinen historischen Moment eingefangen, von dem man Jahre später sagen kann: 'Schau mal, damals hat dieser Typ, dieser Donald Trump, versucht, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden!' Wir hätten uns nicht träumen lassen, dass er tatsächlich Präsident wird. Und jetzt haben wir ein Problem."

Alles verändert sich

Auch um Sex geht es in dem Film, um Sex im hohen Alter und darum, wie man nie aufhört, jung im Kopf zu bleiben, Ziele zu haben und leidenschaftlich zu sein. Taschentücher mitnehmen!

Mit "Das Leuchten der Erinnerung" ist es Regisseur Paolo Virzì ("Die Überglücklichen", "Die süße Gier") gelungen, zwei Schauspiellegenden für seinen ersten englischsprachigen Film zu gewinnen. Oscar-Preisträgerin Helen Mirren und der zweifache Golden-Globe-Gewinner Donald Sutherland, der auch den jungen Zuschauern ein Begriff ist, da er in der "Die Tribute von Panem"-Reihe zu sehen ist, zeigen in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Zadoorian auf berührende Weise, dass eine Reise alles verändern kann. "Das Leuchten der Erinnerung" feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig.

Der Film läuft ab dem 4. Januar 2018 in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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