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"Wir alle lieben ihn"Ehefrau gewährt tiefe Einblicke in die Pflege von Bruce Willis

12.11.2025, 11:52 Uhr
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Seit 2009 verheiratet: Bruce Willis and Emma Heming Willis. (Foto: picture alliance/AP Images)

Emma Heming Willis geht es nicht darum, die Sensationsgier zu befriedigen. Vielmehr versteht sie ihr Buch "Eine ganz besondere Reise" als Ratgeber für alle Pflegenden. Dennoch verrät die Frau von Bruce Willis darin auch viel über den Umgang mit ihrem demenzkranken Mann.

Action-Star Bruce Willis war 67 Jahre alt, als er im November 2022 die Diagnose einer schnell fortschreitenden Form von Demenz erhielt. "Mein schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden", beschreibt seine Frau Emma Heming Willis den Moment, als ihr der Arzt die Erkrankung von frontotemporaler Demenz (FTD) mitteilte. In ihrem Buch "Eine ganz besondere Reise" schildert die 47-Jährige nun, wie sie die Rolle übernimmt, ihren Partner zu pflegen.

"Es war eine sehr traumatische Erfahrung", sagt Heming Willis. "Wir verließen die Arztpraxis mit nichts. Keine Hoffnung, kein Behandlungsplan, kein Weg nach vorn. Nur der Rat, in ein paar Monaten wiederzukommen." Sie habe nicht einmal gewusst, wie man diese Krankheit richtig ausspricht, geschweige denn, wie damit umzugehen sei. "Das Ausmaß dieser Krankheit zu verstehen, was das für Bruce bedeuten würde, war überwältigend. Es war eine herzzerreißende und isolierende Zeit."

Mit "Eine ganz besondere Reise" hat die zweifache Mutter ein Buch geschrieben, das sie sich als Ratgeber für diese Herausforderung selbst gewünscht hätte. Der Untertitel: "Mut, Hoffnung und innere Stärke bei der Pflege von demenzkranken Angehörigen finden". Sie hoffe, dass dies ein "Rettungsring" für die vielen Betroffenen sein könne, die plötzlich zu Pflegepartnern werden.

"Er wäre stolz"

Auf über 350 Seiten schildert sie ihren eigenen Weg, ihre Ängste, wo sie Hilfe sucht und innere Stärke gewinnt, wie wichtig Selbstfürsorge ist. Sie spricht mit Dutzenden Ärzten, Pflegern und Forschern, teilt Ratschläge von Selbsthilfegruppen und Erfahrungen mit anderen Betroffenen. Sie bringt persönliche Details über ihren Ehemann zu Papier - nicht als Enthüllungsbuch, sondern als Ratgeber.

"Unsere Geschichte erregt Aufmerksamkeit, weil es um meinen Mann geht, aber die wirkliche Story dreht sich um die Pflegenden, wie wir sie bei dieser Reise unterstützen können", sagt Heming Willis. Sie ist fest davon überzeugt, dass Bruce Willis dieses Buch gutheißen würde. "Er ist jemand, der anderen immer helfen wollte. Er war immer großzügig und hat sich für Dinge, die ihm wichtig waren, stark gemacht und seinen Namen und Einfluss benutzt, um etwas zu bewirken. Ich weiß, dass er stolz auf dieses Buch wäre."

So lautet ein Ratschlag von Heming Willis an Pflegende etwa, alle Türen zu sichern, damit der Mensch in ihrer Obhut nicht einfach davonlaufen könne. Der Herd sollte eine Kindersicherung haben, Kühl- und Gefrierschrank sollten abschließbar sein.

Schwarze Dinge aussortiert

Heming Willis beschreibt, wie sie auf den Rat einer Expertin hin alle schwarzen Dinge aus ihrem Umfeld entfernt habe. "Menschen mit Demenz nehmen etwas Schwarzes häufig als eine Art Loch wahr", erklärt sie dazu. Trage das Gegenüber etwa ein schwarzes T-Shirt, habe der Demenzkranke womöglich den Eindruck, dass dessen Kopf in der Luft schwebe. "Und ein schwarzer Fußabstreifer wirkt wie ein Loch im Boden", so Heming Willis.

Mittlerweile trete sie an ihren Mann seitlich heran, verrät sie weiter. "Das ist eine Haltung, die nicht konfrontativ wirkt." Positioniere man sich indes gegenüber, empfinde ein Demenzerkrankter dies "vielleicht als aggressiv".

In dem Kapitel "Bruce: Eine Liebesgeschichte" beschreibt Heming Willis, wie sie den Hollywood-Star 2005 über ihren Fitnesstrainer kennenlernte. Als sie 2009 auf einer Karibik-Insel heirateten, waren auch Willis' Ex-Frau Demi Moore und deren drei Töchter als Gäste mit dabei. An Bruce habe sie vor allem seinen Humor und seinen Familiensinn geschätzt, schreibt Heming Willis, früher ein Model. Hollywood-Events gab es nur am Rande, das Leben mit den beiden Töchtern Mabel, heute 13 Jahre alt, und Evelyn (11), stand im Mittelpunkt.

Wie ein "Maulkorb" für die Kinder

Heming Willis spricht auch über die schwierige Entscheidung, ihren Mann in der Nachbarschaft in einem zweiten Haus unterzubringen. Im August hatte sie den Umzug publik gemacht. "Uns stellte sich die Frage, was ist für ihn am sichersten? Wir wollten ein fürsorgliches Umfeld schaffen, wo er rund um die Uhr betreut wird, aber zugleich unsere Mädchen ein Zuhause haben, wo sie florieren und sich geborgen fühlen".

Demenzkranke könnten etwa sehr geräuschempfindlich und ruhebedürftig sein. Spielnachmittage oder Übernachtungen von Freunden im gemeinsamen Haus seien nicht mehr möglich gewesen. Jeder habe sich auf Zehenspitzen durchs Haus bewegen müssen. "Es war, als würde ich den Kindern einen Maulkorb anlegen", schildert Heming Willis die belastende Situation.

Auch andere schwierige Themen spart die Autorin nicht aus. Viele andere Pflegende hätten Schuld- und Schamgefühle, der Situation nicht gerecht zu werden, erzählt sie. Durch Gespräche mit Experten habe sie gelernt, besser damit umzugehen. "Auf sich selbst zu achten, ist nicht egoistisch, sondern unerlässlich, um die lange Reise durchzustehen."

Sie will etwas bewegen

Heming Willis blickt auf die Anfänge der Krankheit zurück, mit alarmierenden Symptomen, bevor es überhaupt eine Diagnose gab. Es sei leicht zu erkennen gewesen, dass etwas nicht stimmte. FTD könne sich etwa dadurch äußern, dass die Betroffenen teilnahmslos, reizbar oder rücksichtslos werden, schreibt Heming Willis. Sie habe die Veränderungen im Verhalten ihres Mannes anfangs als "verrückte Eheprobleme" gedeutet.

Anfang 2022 wurde bei Bruce Willis eine Aphasie, die seine kognitiven Fähigkeiten beeinträchtige, festgestellt. Damals teilte die Familie öffentlich mit, dass der Star aus Filmen wie "Stirb langsam" und "Armageddon" mit 67 Jahren krankheitsbedingt seine Schauspielkarriere beenden würde. Ende des Jahres kam dann die genauere Diagnose: frontotemporale Demenz, bei der Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns abgebaut werden - eine seltene, schnell fortschreitende und nicht heilbare Erkrankung.

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Eine frühere Diagnose hätte einen großen Unterschied gemacht, meint Heming Willis heute. Häufig sind die Angehörigen schon völlig überfordert, wenn die Krankheit schließlich erkannt wird. Sie spreche nun offen über ihre eigene Erfahrung, um anderen zu helfen und um etwas zu bewegen. "Es ist wirklich eine Krise. Wir müssen Wege finden, Pflegende und unsere alternde Bevölkerung besser zu unterstützen. Denn jeder von uns wird mit Demenz zu tun haben, als Betreuer oder als jemand, der selbst Pflege braucht."

"Unglaublich schmerzhaft"

Sie selbst schätzt sich glücklich angesichts der Hilfe von Freunden und Familie. "Wir alle lieben Bruce und jeder von uns hat eine eigene, besondere Beziehung mit ihm", erzählt Heming Willis. "Unsere Töchter sehen, dass keiner ihn meidet, nur weil er eine schreckliche Krankheit hat."

Heming Willis wirkt entschlossen und stark. Für ihr Buch tritt sie in Talkshows auf und gibt Interviews. Doch sie stellt klar: "Nein, es geht mir nicht gut". Es sei "unglaublich schmerzhaft" zu sehen, wie sich ein Mensch, den man liebt, Stück für Stück verliert, schreibt die Autorin. Sie sei nun auf andere Weise mit ihrem Mann verbunden, erzählt sie zudem. "FTD ist eine fortschreitende Krankheit und ich bin mit ihm durch jede Phase gegangen. Man lernt es, sich anzupassen, den Menschen anzunehmen und auf neue Weise Sinn zu finden. Mein Leben mit Bruce ist immer noch sehr bedeutsam, nur auf andere Weise".

Quelle: ntv.de, vpr/dpa

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