"DSWNWP" mit neuer BesetzungFeuertaufe für Hunziker und Co.: Erst mal durchatmen!
Von Verena Maria Dittrich
Schon wieder wird laut gemeckert, als sei alles schiefgelaufen. Ja, es ist chaotisch und manchmal zu viel. Aber vor allem Michelle Hunziker zeigt, dass in dieser Show mehr Potenzial steckt, als ihr gerade zugestanden wird.
Samstagabend bei RTL, vier Stunden Live-Show, und schon nach wenigen Minuten ist klar: "Denn sie wissen nicht, was passiert" wagt mit neuer Besetzung eine Feuertaufe und gibt dafür einfach alles. Nicht zu übersehen ist diese leicht nervöse Anspannung und die Frage: Trägt das Konzept auch mit anderen Gesichtern?
Michelle Hunziker, Giovanni und Jana Ina Zarrella auf der einen Seite sowie Andreas und Chris Ehrlich auf der anderen stürzen sich gemeinsam in dieses kalkulierte Chaos, das bekanntermaßen davon lebt, dass niemand weiß, wie der Abend sich entwickelt. Giovanni nennt seine Frau "Amore", Jana Ina hört das nur und fragt irritiert, wer denn nun gemeint sei, schließlich steht Michelle ja auch noch mit auf der Bühne.
Man merkt sofort: Die Zarrellas gehen in ihrer neuen Aufgabe komplett auf. Vor allem bei Giovanni kommt seine italienische Gelassenheit durch. Von Nervosität keine Spur.
Ganz ohne Problemchen startet die neue Show allerdings nicht. Chris Ehrlich hat sich verletzt und steht mit Halskrause auf der Bühne. RTL sorgt jedoch für Ersatz: "Team Magic" bekommt mit Katja Burkard Verstärkung. Während im Studio die ersten Spiele für Stimmung sorgen, gibt es in den sozialen Netzwerken harsche Kritik. "Diese Besetzung ist mir zu anstrengend, ich möchte unterhalten und nicht gestresst werden", schreibt einer von Tausenden Kommentatoren.
Meckern ist bekanntlich einfach. Doch schon beim Spiel "Shake Your Booty", bei dem Pumpe und Publikum gleichzeitig im Einsatz sind, zeigt sich, wie viel körperlichen Einsatz auch die Neuen bringen. Bisweilen wirkt das alles etwas zusammengeschustert, und natürlich darf man Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk vermissen. Aber man darf auch anerkennen, wie schwierig es ist, in deren Fußstapfen zu treten. Michelle Hunziker ist jedenfalls so flott unterwegs, dass es sie zweimal auf die Bretter legt.
Hunziker hält den Laden zusammen
Stellenweise wirkt die Show der überambitionierten Neuen wie ein Hühnerstall, in den sich ein Fuchs verirrt hat. Es wird viel geschrien und noch mehr durcheinandergeredet. Man versteht phasenweise kaum, was gesagt wird. Der Eindruck: viel guter Wille, aber auch ein Übermaß an Energie.
Richtig spannend wird es bei einem Spiel, das Michelle Hunziker moderiert und auf das sie sich, ganz im Sinne des Showkonzepts, nicht vorbereiten konnte. Sie liest Songtexte auf Schweizerdeutsch vor, was deutlich schwieriger ist, als es klingt. Konzentration ist hier alles.
Hunziker kommt direkt aus dem Spiel davor und wechselt nahtlos in die Moderation, barfuß und mit blauer Farbe am Körper. Zunächst liegen die Ehrlich Brothers vorne, doch am Ende drehen die Zarrellas gemeinsam mit Hunziker das Spiel und holen sich den Sieg. Momente wie dieser zeigen klar, wie souverän die frühere Gottschalk-Co-Moderatorin diesen Abend zusammenhält. Davon gerne mehr.
Fast schon verschenkt ist ein weiterer Moment, den man deutlich größer hätte ausspielen können. Die Sendung kommt einen Tick zu früh aus der Werbepause zurück, und plötzlich hört man Giovanni Zarrella "My Way" von Frank Sinatra gemeinsam mit der Studio-Band singen. Genau solche Augenblicke will man als Zuschauer sehen und hören, gerade weil es sonst um Spiele geht. Ein Highlight, das beim nächsten Mal ruhig bewusst Platz bekommen dürfte.
Noch Luft nach oben, aber Potenzial
Weihnachtlich geht es weiter, als Michelle und Jana Ina gegen Chris und Andreas Geschenke per Hubwagen durch die Gegend fahren. Da beide Teams im Rahmen der laufenden Spielwertung gleichauf liegen, entscheidet am Ende eine Schätzfrage.
Im Finale geht es an die legendäre Wand. Die Ehrlich Brothers haben sich im Laufe des Abends zwar viele Punkte erspielt, doch die Zarrellas starten gemeinsam mit Michelle konzentriert in die letzte Runde. Am Ende setzt sich das Team um Hunziker und die Zarrellas durch und gewinnt die Show. Der Ausgang geht fast ein wenig unter, was schade ist, aber auch bezeichnend für einen Abend, der stellenweise zu viel wollte.
Ja, die Show braucht mehr Ruhe, weniger Spiele und ein klareres Tempo, sonst fühlt sich das Ganze bisweilen an wie eine Truppe auf Klassenfahrt, bei der alle gleichzeitig Programm machen wollen. Die Zarrellas funktionieren als eingespieltes Team, aber die Gelassenheit, die dem Abend gutgetan hat, bringt vor allem Michelle Hunziker mit.
Wie gesagt: In die Fußstapfen von Gottschalk, Jauch und Schöneberger zu treten, ist kein Spaziergang. Trotzdem war das hier kein Totalausfall, sondern ein Abend mit Potenzial. Ein bisschen mehr Vertrauen, etwas weniger Social-Media-Hysterie und ein paar kluge Stellschrauben, dann kann daraus durchaus ein runder Samstagabend werden.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, etwa davon, wie Michelle Hunziker deutsche Songtexte im Rekordtempo ins Schweizerdeutsche verwandelt, kann die komplette Show einfach bei RTL+ nachschauen.