Deutsche LGBTQIA+-IkoneFilmemacher Rosa von Praunheim mit 83 Jahren gestorben

Vor wenigen Tagen geben sich Rosa von Praunheim und sein langjähriger Lebensgefährte das Jawort. Nun ist der Kult-Regisseur mit 83 Jahren überraschend gestorben. Mit mehr als 150 Kurz- und Langfilmen schrieb die queere Ikone Filmgeschichte.
Der Filmemacher Rosa von Praunheim ist tot. Die deutsche LGBTQIA+-Ikone starb in der Nacht in Berlin im Alter von 83 Jahren. Von Praunheim hatte erst vor wenigen Tagen seinen langjährigen Lebenspartner Oliver Sechting geheiratet. Die beiden gaben sich am Freitag das Jawort, wie von Praunheim am Montag bei Instagram mitteilte. Die Trauung habe im Rathaus Schmargendorf in Berlin stattgefunden.
"Wir haben im Kreis enger Freunde und Weggefährten geheiratet, nachdem ich ihm im September einen Heiratsantrag gemacht hatte", schrieb von Praunheim. Die beiden waren seit 2008 in einer festen Beziehung. Bei Instagram posteten sie ein Bild von zwei Händen, die Ringe mit einem Frosch tragen. Die Trauringe habe sein Mann ausgesucht - "weil ich ihm mal gesagt habe, dass ich im nächsten Leben als Frosch wiedergeboren werden möchte", erklärte von Praunheim.
Der als Holger Radtke geborene Filmemacher schrieb mit mehr als 150 Kurz- und Langfilmen Filmgeschichte. Er hatte Filme wie "Die Bettwurst" und "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) gedreht. Mit Letzterem galt er als Wegbereiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik. Zuletzt erschienen etwa "Rex Gildo - Der letzte Tanz" und "Satanische Sau". Er malte und schrieb auch ("Hasenpupsiloch: eine unanständige Geschichte").
Unfreiwilliges Outing im TV
Von Praunheim, der gerne ungewöhnliche Kostüme trug, war auch für streitlustige Auftritte zum Beispiel in Talkshows bekannt. In seiner wohl umstrittensten Aktion hatte er 1991 den TV-Koch Alfred Biolek und den Komiker Hape Kerkeling im Fernsehen geoutet. Von Praunheim verteidigte die Aktion später. Gerade Leute, die in den Medien präsent seien, hätten eine Verantwortung zu zeigen, dass Homosexualität eine gleichberechtigte Lebensform sei. "Wir müssen sichtbar sein", sagte er bei "Talk im Turm". Andere kritisierten die Aktion als übergriffig.
Der Künstler setzte sich mit der Aidskrise ("Ein Virus kennt keine Moral"), Sexarbeit und seiner eigenen Vergangenheit auseinander. Der Dokumentarfilm "Meine Mütter - Spurensuche in Riga" entstand, nachdem ihm seine Mutter erst spät im Leben erzählt hatte, dass er nicht ihr leiblicher Sohn war. Von Praunheims Wirken habe Generationen von Künstlerinnen und Künstlern inspiriert, würdigte ihn das Filmfestival Max Ophüls Preis vor einigen Jahren.
In Interviews kokettierte er damit, dass ihm eine Wahrsagerin sein Sterbedatum vorhergesagt hatte, angeblich aber für das Jahr 2023. Der Tod sei in seiner Vorstellung etwas Herrliches, sagte er im Jahr 2022. "Sex nach dem Tode - glaube ich sehr stark dran."