Urteil wegen Verleumdung Heard und Depp schuldig - aber sie muss mehr zahlen
01.06.2022, 21:25 Uhr Artikel anhören
War bei der Urteilsverkündung nicht anwesend: Johnny Depp.
(Foto: AP)
Das mit Spannung erwartete Urteil im Prozess gegen Johnny Depp ist gefallen. Seine Ex-Frau Amber Heard hat sich der Verleumdung schuldig gemacht, entscheidet die Jury. Vor dem Gericht jubeln seine Fans. Doch auch der US-Schauspieler muss Schadenersatz zahlen.
Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und seiner Ex-Ehefrau Amber Heard hat sich die Jury größtenteils auf die Seite von Depp gestellt - aber auch Heard in einigen Punkten recht gegeben. Das teilten die sieben Geschworenen der Richterin Penney Azcarate vor Gericht im Bezirk Fairfax im US-Bundesstaat Virginia mit. Die Jury sah es in allen Punkten als erwiesen an, dass Heard Depp verleumdet habe - gab aber in einigen Punkten auch Heard recht, dass ein Ex-Anwalt von Depp ihren Ruf geschädigt habe.
Die Jury sprach Depp Schadenersatz in Höhe von zehn plus fünf Millionen Dollar zu, letztere Summe reduzierte die Richterin aufgrund entsprechender Regulierungen im Bundesstaat Virginia auf 350.000 Dollar. Heard sprach die Jury Schadenersatz in Höhe von zwei Millionen Dollar zu. Letztendlich muss Heard dem Urteil zufolge 8,35 Millionen Dollar (knapp 8 Millionen Euro) an Depp zahlen. Eine Berufung in dem Fall gilt als wahrscheinlich.
Die Verkündung des Urteils hatte sich zuvor verzögert, weil die Jury den von ihr als angemessen betrachteten Schadenersatz nicht auf dem entsprechenden Formular eingetragen hatte. Heard verfolgte die Urteilsverkündung ganz in Schwarz gekleidet, sie war in Begleitung ihrer Schwester gekommen. Depp zeigte sich nicht. Vor dem Gericht hatten sich zahlreiche Schaulustige und Fans vor allem von Depp versammelt, die nach dem Urteil in Jubel ausbrachen und "Johnny, Johnny" riefen.
Zuvor hatten sich Depp und Heard in dem Verleumdungsprozess sechs Wochen lang gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen - über Kameras per Livestream in alle Welt verbreitet. In ihren Abschlussplädoyers hatten die Anwälte beider Seiten dann noch einmal heftige Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht. Der "Fluch der Karibik"-Star hatte Heard in seiner Zivilklage beschuldigt, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung hatte er 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz gefordert. Heard pochte in ihrer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.
Die bittere Auseinandersetzung tobt schon seit Jahren. 2016 hatte Heard nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywood-Star häusliche Gewalt vor. Vor rund zwei Jahren hatte Depp in London mit einer Klage gegen die Boulevardzeitung "Sun" eine Niederlage einstecken müssen. Es ging um einen Artikel, in dem behauptet wurde, Depp habe als Frauenschläger ("wife beater") Heard körperlich misshandelt. Nach einem Prozess mit heftigen Vorwürfen wies der High Court die Klage am Ende ab.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa