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Prozessauftakt gegen Bill Cosby "Ich erinnere mich, wie er Grunzlaute machte"

Cosby (M.) wurde auf dem Weg zum Gericht gestützt. Aussagen will er in dem Prozess nicht.

Cosby (M.) wurde auf dem Weg zum Gericht gestützt. Aussagen will er in dem Prozess nicht.

(Foto: AP)

Es sind schockierende Details, die im Gerichtsverfahren gegen Bill Cosby zur Sprache kommen. In Pennsylvania hat der Prozess wegen sexueller Nötigung gegen den US-Star mit Tränen begonnen. Nur einer bleibt bei den Missbrauchsvorwürfen entspannt - Cosby selbst.

Der erste Strafprozess gegen den US-Entertainer Bill Cosby wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung hat mit der bewegenden Aussage einer Zeugin begonnen. Kelly Johnson tupfte sich beim Auftakt Tränen aus dem Gesicht, als sie von einem Abend im Jahr 1996 erzählte, bei dem Cosby ihr eine Tablette verabreicht und sexuellen Kontakt mit ihr gehabt haben soll. "Ich hatte Todesangst, irgendetwas davon zu erzählen", sagte Johnson, die damals als Assistentin in Cosbys Agentur in Los Angeles arbeitete.

Für die Tränen dürfte zumindest zum Teil auch die Vorgehensweise von Cosbys Anwalt gesorgt haben, Brian McMonagle. Dem Juristen wird ein sehr aggressiver Stil nachgesagt, auch die erste Zeugin Kelly Johnson bekam das zu spüren. In schneller Abfolge habe er ihr zahlreiche Fragen gestellt und ihre Erinnerung angezweifelt. "Ich erinnere mich daran, wie er hinter mir war und Grunzlaute machte. Ich erinnere mich daran, wie ich versuchte, mein Kleid hochzuziehen, um mich zu bedecken, aber ich war dazu nicht in der Lage", sagte Johnson unter Eid vor dem Montgomery County Court aus.

60 Frauen belasten Cosby

Daraufhin wollte McMonagle laut der "NBC News" wissen, warum sie diese angebliche Attacke nicht unverzüglich bei der Polizei gemeldet habe. "Ich hatte Angst, weil ich ein Geheimnis über den damals größten Star der Welt kannte und ich war alleine. Nur ich und mein Wort gegen seines", erwiderte Johnson.

Obwohl Johnson angibt, ein Opfer von Cosby zu sein, ist sie selbst nicht die Klägerin. Denn wie bei zahlreichen anderen Frauen, die Cosby beschuldigen, sie unter Drogen gesetzt und dann sexuell missbraucht zu haben, ist auch bei Johnson der vermeintliche Vorfall bereits verjährt. Insgesamt 60 Frauen werfen Cosby sexuelle Übergriffe vor.

Einzig Andrea Constand, eine Mitarbeiterin der Temple Universität in Philadelphia und ehemalige Basketballspielerin, ist die Anklägerin. Sie hat Cosby erstmals 2002 kennengelernt und sei 2004 von ihm zunächst unter Drogen gesetzt und dann missbraucht worden, lautet ihr schwerer Vorwurf. Johnson wurde wegen ihres offenbar ähnlich gelagerten Falls als Zeugin zugelassen. Ein Urteil im medienwirksamen Prozess wird in zwei Wochen erwartet. Bei einem Schuldspruch durch die zwölfköpfige Geschworenen-Jury drohen dem 79-Jährigen mehrere Jahre Haft.

Cosby will nicht aussagen

Cosbys Verteidiger Brian McMonagle stellte Constands Angaben bei polizeilichen Ermittlungen in Frage, bei denen sie Details ausgelassen oder später ergänzt hatte. So habe sie Ermittlern etwa gesagt, ihn nach jener Nacht nicht mehr kontaktiert zu haben, ihn tatsächlich aber mehr als 50 Mal angerufen. Teils hätten die beiden dann eine halbe Stunde und länger miteinander gesprochen.

Constands Aussage dürfte den Höhepunkt des Prozesses bilden, auch ihre Mutter soll in den Zeugenstand geholt werden. Constand und Cosby hatten sich außergerichtlich auf eine unbekannte Summe geeinigt und die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eigentlich eingestellt. "Dieser Fall handelt von einem Mann, der seine Macht, seinen Ruhm und seine zuvor geübten Methoden benutzte, um eine junge Frau in einen handlungsunfähigen Zustand zu versetzen, damit er sich sexuell vergnügen kann", sagte Staatsanwältin Kristen Feden in ihrem Eröffnungsplädoyer.

Rund ein Jahr nach dem Vorfall sei Constand "gebrochen", habe ihr Schweigen gelüftet und ihrer Mutter die "dreckigen Details darüber offengelegt, wie sie ihrer Hoheit beraubt wurde". Cosby, der zum Auftakt jovial wirkte, verfolgte das Geschehen im Saal aufmerksam. Aussagen will er in dem Prozess aber nicht.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/spot

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