Unterhaltung

Kölner Karnevals-"Tatort" Jeck bis in den Tod

Sind sich gar nicht grün: Saskia (Sinja Dieks, l.) und Annika (Natalia Rudziewicz)

Sind sich gar nicht grün: Saskia (Sinja Dieks, l.) und Annika (Natalia Rudziewicz)

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Erst springt ein Tanzmariechen in den Tod, kurz darauf wird ihre Tanzlehrerin ermordet. Beides hängt irgendwie miteinander zusammen - was aber eigentlich egal ist, denn bei diesem "Tatort" hält ohnehin niemand 90 Minuten lang durch.

Nüchtern ist Karneval die Hölle. Keine allzu neue Lebensweisheit, zugegeben. Aber welche menschlichen Abgründe tatsächlich hinter den Kulissen der jecken Vereine und Tanzgruppen lauern, das kommt dann doch reichlich unerwartet: Leistungsdruck statt Druckbetankung und tanzende Leichen statt Tanzen auf Tischen, das ist die echte Karnevalshölle - zumindest im neuen Kölner "Tatort".

Natürlich verkleiden sich Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär) zum Schluss des Films: Ende gut, alles gut, eh klar.

Natürlich verkleiden sich Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär) zum Schluss des Films: Ende gut, alles gut, eh klar.

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Der beginnt mit einem Selbstmord: Eine junge Frau springt von der Kölner Südbrücke in den Tod - was recht bemerkenswert ist, schließlich sind es von der Fußgängerplattform bis ins Wasser gerade einmal neun Meter Fallhöhe. Sei's drum, die Bäume tragen in diesem Karnevals-"Tatort" schließlich auch schon Ende Februar früherbstliches Grüngelb. Klar, man könnte jetzt beide Augen zudrücken und schlicht und ergreifend über die beiden kapitalen Filmfehler hinwegsehen - an der Handlung ändern sie ja schließlich nichts. Stimmt auch, aber die Selbstverständlichkeit, mit der zwei für wirklich jeden sichtbare Goofs im Film gelassen wurden, spricht leider auch Bände für die Mühe, die sich die Macher mit dem Rest des Streifens gegeben haben - nämlich keine.

Herzzerreißend untalentierte Nebendarsteller

Das ist schade, denn die Geschichte rund um einen ehrgeizigen Präsidenten, der unbedingt in die erste Karnevalsriege aufsteigen will und aus der fröhlichen Tanzgruppe des Vereins "De jecke Aaape" eine brutale Leistungsschau macht, ist vom Ansatz her nicht unspannend: Für die karnevalsverrückte Familie Pösel sind die jecken Tage eine Lebenseinstellung, inklusive Kölscher Dialekt, gestopften Chesterfield und einer per Kaiserschnitt am 11.11. zur Welt gebrachten Tochter - die später vom Tanzmariechen zur Selbstmörderin wird und damit die Mutter in die Verzweiflung und den Vater in die Raserei treibt. Der gibt dem Präsidenten und der Tanzlehrerin die Schuld am Tod seiner Tochter. Ebenjene Lehrerin fällt zu Beginn einem Mord zum Opfer, der Fall scheint klar. Dass man als Zuschauer trotzdem bis zum Ende darüber rätselt, wer der Mörder sein könnte, muss man dem Film zugutehalten.

Leider ist der Weg dorthin durch hölzerne Dialoge, herzzerreißend untalentierte Nebendarsteller und allgemeinen Dilettantismus auf allen Ebenen derart schmerzhaft, dass man sich wirklich zweimal überlegen sollte, sich das anzutun. Das scheinen auch die beiden Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) zu wissen, die mit verkniffener Miene den Karnevalsmörder suchen und damit ihren Teil zur Unterdurchschnittlichkeit dieses "Tatorts" beitragen.

Eines aber muss man "Tanzmariechen" lassen: Ein paar der Dialoge sind so gruselig geschrieben, dass sie schon wieder ihren ganz eigenen Charme verbreiten. "Schluss mit Karneval, oder du siehst Paul und mich nie wieder", ist eine Drohung, die man so schließlich nicht alle Tage hört.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen