Roland Kaiser trotzt der Krise "Jeder soll merken: Konzerte sind möglich"
03.09.2020, 18:36 Uhr
Roland Kaiser beendet die monatelange Corona-Zwangspause für Großveranstaltungen mit einem Auftritt in der Berliner Waldbühne.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Fast sieben Monate lang steht die deutsche Konzertbranche wegen der Corona-Vorgaben still. Großveranstaltungen sind untersagt, viele Teile der Unterhaltungswelt kämpfen ums Überleben. Roland Kaiser ist nun der erste Künstler, der wieder vor Publikum in nennenswerter Größenordnung auftritt. Vor dem Konzert in der Berliner Waldbühne vor maximal 5000 Zuschauern spricht der Schlagerstar über seine Motivation und über die Corona-Protestbewegung.
ntv.de: Sie sind der erste Künstler in Deutschland, der heute nach der Konzert-Zwangspause wieder live vor einer nennenswerten Zahl an Zuschauern auftreten darf. Welche Botschaft nehmen Sie mit auf die Bühne?
Roland Kaiser: Ich betrachte das heutige Konzert als Mutmacher für alle meine Kolleginnen und Kollegen. Jeder soll merken, dass alle in der Veranstaltungsbranche zurückwollen und dass Konzerte möglich sind. Das gilt genauso für unser Publikum, das ja auch wieder solche Veranstaltungen besuchen möchte. Auch wenn heute nicht wie normal 22.000 Besucher da sein werden, glaube ich doch, dass es ein intensiver und sehr schöner, emotionaler Abend wird.
Zu normalen Zeiten gilt die "Kaisermania" in Dresden als Höhepunkt Ihres Konzertjahres. Wie groß ist nun trotzdem die Vorfreude, vor nur 5000 Fans in Berlin aufzutreten?
Die "Kaisermania" ist nicht mein Highlight. Sie ist eines meiner Konzerte, die jedes Jahr stattfinden und mir jedes Mal Freude machen. Ob Bremen, München oder Hamburg, so kann man das nicht sehen. Ich freue mich auf jedes Konzert und wir werden hoffentlich im nächsten Jahr all diese Städte und die Menschen wiedersehen können.
Haben Sie sich auf das heutige Konzert besonders vorbereitet?
Nein. Ich habe mir lediglich ein paar Gedanken gemacht und aufgeschrieben.
Verraten Sie uns, welche?
Ich will darauf hinweisen, unter welch besonderen Umständen wir uns hier heute Abend sehen. Aber ansonsten ist mein Programm wie immer: Ich werde versuchen, die Menschen zu unterhalten. Und dann wünsche ich mir, dass wir danach zusammen mit den politisch Verantwortlichen Konzepte für weitere Konzerte entwickeln können.
Spielt Ihre Vergangenheit mit einem schweren Lungenleiden eine besondere Rolle in Ihren Gedanken vor dem Auftritt?
Ich bin geheilt und habe die Krankheit überwunden. Ich achte auf die Vorgaben und Hygieneregeln, wie jeder Abstand halten, Hände waschen und Maske tragen sollte. Das hat bisher für mich keinen Stress bedeutet. Da bin ich auch nicht gefährdeter als jeder andere.
Ihr Verständnis für diejenigen, die als Corona-Leugner gelten, ist demnach begrenzt?
Wir als Bevölkerung haben festgestellt, dass unsere politisch Verantwortlichen diese Pandemie bislang sehr verantwortungsvoll geregelt haben. Das kann man vorher nicht üben. Jetzt sind wir dran als Bevölkerung. Wir müssen mit den neu gewonnenen Freiheiten verantwortungsbewusst umgehen. Dennoch gibt es diese Protestbewegung, der sich auch rechte Kräfte bedienen. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung.
Das klingt beinahe präsidial. Vor dem Konzert wurden Sie von Branchenvertretern als "Bundespräsident der Herzen" bezeichnet. Gefällt Ihnen das?
Das ist nett gesagt, aber leicht übertrieben.
Mit Roland Kaiser sprach Christoph Rieke
Quelle: ntv.de