"Andere wären abgeführt worden" Kritik an Will Smith wird immer lauter
29.03.2022, 16:43 Uhr
Weinte bei seiner Dankesrede bei den Oscars: Will Smith.
(Foto: REUTERS)
Will Smiths Prügelattacke auf Chris Rock bei der Oscarverleihung ist noch immer in aller Munde. Mittlerweile melden sich auch immer mehr Prominente zu Wort, um ihre Meinung kundzutun. Auf wessen Seite sie stehen, ist eindeutig.
Während Hollywood noch immer nicht ganz glauben kann, dass Will Smith Chris Rock während der Oscarverleihung geohrfeigt hat, hat der Schöpfer der Hitserie "Entourage", Doug Ellin, eine ganz klare Meinung zu dem Vorfall. Im Gespräch mit dem US-Promiportal "TMZ" machte der Drehbuchautor Smith üble Vorwürfe und nannte ihn einen "klassischen Narzissten".
Ellin machte deutlich, er finde nicht, dass der Comedian etwas falsch gemacht habe. "Chris Rock hat einfach seinen Job gemacht, ob man seinen Witz mochte oder nicht." Er glaube auch nicht, dass der Oscar-Moderator von Jada Pinkett Smiths Leiden an der Autoimmunkrankheit Alopezie gewusst habe. Diese soll dazu geführt haben, dass sie ihre Haare verloren hat. Rock hatte einen Witz in Anspielung auf den kahl rasierten Kopf der Ehefrau von Will Smith gemacht.
"Er braucht Hilfe", sagte Ellin über Will Smith. "Wenn du in der größten Nacht deiner Karriere bei den Oscars so außer Kontrolle gerätst, stimmt etwas nicht."
"Ein klassischer Narzisst"
Doch auch an der Reaktion der Academy und den anderen Prominenten ließ Ellin kein gutes Haar aus. Es sei "schrecklich", dass sie "da saßen" und nichts getan hätten. Minuten später hätten sie Will Smith dann auch noch "stehende Ovationen" gegeben. "Das Ganze ist entsetzlich für mich!" Dass der Hollywood-Star die Veranstaltung nicht umgehend verlassen musste, sei der Tatsache geschuldet, dass es "eine ausgemachte Sache war, dass er den Oscar gewinnt", mutmaßte Ellin. Hätte jemand, der weniger berühmt ist, jemanden im Live-Fernsehen geschlagen, wie "ein Kameramann oder ein Maskenbildner, hätten sie ihn sofort verhaftet oder von dort weggebracht".
Auch an der Dankesrede, die Smith wenige Minuten nach seinem Ausraster für seine Rolle in "King Richard" hielt, störte sich Ellin. Diese sei "noch schlimmer" gewesen als die Ohrfeige. "Dieser Bullshit über 'Ich bin ein Beschützer und ein Liebhaber von Menschen' ... Chris Rock stand mit den Händen hinter dem Rücken da und ein Typ, der doppelt so groß ist wie er, schlägt ihm bei den Oscars ins Gesicht!"
"Tragisch" sei auch, dass andere Dankesreden, die unmittelbar nach dem Vorfall gehalten wurden, sofort in Vergessenheit geraten seien. "Questlove hielt diese erstaunliche Rede über einen Film, der so viel wichtiger ist als 'King Richard'. 'Summer of Soul' ist ein wirklich wichtiger Dokumentarfilm und Questlove hat eine großartige Rede gehalten, der niemand zugehört hat", echauffierte sich Ellin. Auch dass mit "Coda"-Star Troy Kotsur ein gehörloser Schauspieler ausgezeichnet wurde, sei mittlerweile irrelevant. "Daran denkt niemand." Abschließend sagte Ellin über Smith: "Ich denke, es ist wirklich traurig und er ist ein klassischer Narzisst, der das ganze Event lieber über sich selbst gemacht hat als über andere."
Promis teilen Ellins Meinung
Mit seiner Meinung steht Doug Ellin nicht allein da. Nachdem bereits nach der Oscarverleihung einige Prominente ihre Meinung publik gemacht hatten, sprechen sich nun immer mehr Menschen gegen Will Smiths Verhalten aus.
So zeigte sich auch die Ex-Frau von Arnold Schwarzenegger, Maria Shriver, skeptisch gegenüber Smiths Rede, in der er behauptete, "ein Gefäß der Liebe" sein zu wollen. "Wir sollten niemals an einen Ort kommen, an dem wir sitzen und zusehen, wie ein Filmstar jemanden im globalen Fernsehen schlägt, und dann einen Moment später stehende Ovationen bekommt, während er über Liebe spricht", schrieb sie auf Twitter.
Auch Schauspielerin Mandy Moore, die ihrem Ex Ryan Adams häusliche Gewalt vorwirft, reagierte schockiert auf den Vorfall. In ihren Instagram-Storys teilte sie zwei Zitate, denen sie zustimmte. "Gewalt ist niemals ein Liebesbeweis. Das ist eine tödliche Idee, die häusliche (und jede) Gewalt viel zu lange angeheizt und entschuldigt hat. Denkt bitte genau über diese Einstellung nach." Und: "'Liebe bringt dich dazu, einige verrückte Dinge zu tun', ist wirklich toxischer Bullshit und ich hoffe, dass keine Kinder, die das sehen, etwas von ihm lernen."
In seiner Radioshow kritisierte auch Howard Stern Smith und die Academy gleichermaßen wegen ihrer Untätigkeit. "Was ihr im Fernsehen gesehen habt, war ein Typ mit echten Problemen", sagte er seinen Zuhörern. "Das ist verrückt, wenn du dich nicht zurückhalten kannst." Chris Rock habe "nur versucht, die Leute bei der scheiß Zeremonie, die so lang und langweilig war, zum Lachen zu bringen". Zudem merkte er an, dass Smith - wenn imposantere Stars wie Dwayne "The Rock" Johnson oder Jason Momoa, den Gag gemacht hätten - "wie eine Bitch" auf seinem Platz geblieben wäre.
Komikerin Nikki Glaser, die in der Radioshow per Telefon zugeschaltet war, hatte eine ähnliche Sichtweise: "Jeder hat gesehen, wie ein Angriff stattfand", sagte sie. "Jeder im Raum mit seinen eigenen Augen. Und wenn ihr dann 20 Minuten später eingeschaltet hättet, hättet ihr nie gewusst, dass es passiert ist."
Auch Komikerin Rosie O'Donnell sprach auf Twitter von einer "traurigen Zurschaustellung giftiger Männlichkeit von einem narzisstischen Verrückten" und warf der Academy vor, nichts getan zu haben.
Will Smith hatte sich am Montag via Instagram bei Chris Rock entschuldigt. "Mein Verhalten bei den gestrigen Academy Awards war inakzeptabel und unentschuldbar", schrieb der 53-Jährige. "Witze auf meine Kosten sind Teil des Jobs, aber ein Witz über Jadas Gesundheitszustand war zu viel für mich zu ertragen und ich habe emotional reagiert." Er wolle sich bei Rock, den Veranstaltern der Oscars, den Zuschauern und allen Beteiligten rund um den Film "King Richard" entschuldigen, schrieb Smith weiter. Seine Handlungen entsprächen nicht dem Bild des Mannes, der er sein wolle. Der Vorfall sei ihm peinlich.
Quelle: ntv.de, lpe