Filme, Demos, Charlie Martin Sheen ist unermüdlich
03.08.2020, 12:25 Uhr
Denkt offenbar nicht an den Ruhestand: Martin Sheen.
(Foto: Reuters)
Heute ist vor allem sein Sohn Charlie in aller Munde. Doch auch Martin Sheen blickt mit Filmen wie "Apocalypse Now" und "Wall Street" auf eine beeindruckende Historie in Hollywood zurück. Zugleich hat er sich den Ruf eines Querdenkers erworben - auch mit nunmehr 80 Jahren.
Martin Sheen kann es auch mit 80 Jahren nicht lassen. Die Zahl seiner Festnahmen steigt weiter an, ebenso setzt er seine Auftritte vor der Kamera fort.

Sheen geht gern demonstrieren - wie hier im Januar bei einer Kundgebung für den Klimaschutz.
(Foto: REUTERS)
Der ergraute Hollywood-Star, der an diesem Montag sein rundes Jubiläum feiert, macht als politischer Aktivist und als Schauspieler mit unermüdlicher Energie weiter. Erst im Januar wurde Sheen bei einer Demonstration für den Klimaschutz in der US-Hauptstadt Washington zusammen mit seinem Kollegen Sam Waterston festgenommen. Sie waren der Einladung von Jane Fonda gefolgt, an einem ihrer "Fire Drill"-Proteste teilzunehmen.
Seit den 1980er-Jahren geht Sheen als Aktivist auf die Straße, er protestierte gegen Menschenrechtsverletzungen, Kriege, Aufrüstung und Umweltzerstörung. Fast 70 Mal wurde er dabei wegen zivilen Ungehorsams festgenommen.
Vom Hilfskellner zum Schauspieler
Mit der Oscar-Preisträgerin und Klimaschutzaktivistin Fonda verbindet ihn aber noch mehr. In der seit 2015 laufenden Netflix-Serie "Grace and Frankie" spielt er den alternden Anwalt Robert, der mit seinem Kollegen Sol (Sam Waterston) schon lange eine Liebesbeziehung hat, von der die Ehefrauen Grace (Fonda) und Frankie (Lily Tomlin) zunächst nichts wissen. Es kommt zur Scheidung und zu turbulenten Verwicklungen.
Als Gastmoderatorinnen der "Ellen DeGeneres"-Show flachsten Fonda und Tomlin mit ihren Ex-Leinwandgatten im Januar im US-Fernsehen. Wie habe er sich den Lebensunterhalt verdient, bevor er ein "großartiger" Schauspieler wurde, fragte Fonda ihren Kollegen Sheen. Er habe ohne jegliches Talent zig Jobs gemacht, antwortete Sheen - als Verkäufer von Weihnachtsbäumen, Caddie auf dem Golfplatz, Hilfskellner, Fahrstuhlführer und Zeitungsjunge.
Tatsächlich musste sich Sheen anfangs mit wenig Geld durchschlagen. Ramón Antonio Gerardo Estévez, wie er eigentlich heißt, war eines von zehn Kindern eines spanischen Einwanderers. Seine Mutter starb jung, der Vater war gegen die Schauspielpläne des Sohnes. Doch der schaffte es von der Provinzstadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio zur Ausbildung nach New York.
Durchbruch mit "Apocalypse Now"
Dort legte er sich zuerst einen neuen Namen zu. Er nannte sich nach dem Erzbischof Fulton J. Sheen, dessen "Katholische Stunde" der junge katholische Schauspieler im Radio und Fernsehen verfolgt hatte. In New York lernte Sheen die legendäre Dorothy Day kennen, eine radikale Journalistin, Feministin, Pazifistin und Katholikin, die den jungen Mann schon früh zum Aktivisten machte.
Mit Theaterauftritten und Filmen wie der Kriegssatire "Catch-22" und dem Thriller "Pursuit" wurde Sheen langsam bekannt. "Apocalypse Now" machte ihn über Nacht zum Star. Die Dreharbeiten waren ein Alptraum. Am Set kursierten viele Drogen, Sheen erlitt einen Herzinfarkt beim Joggen. Doch das Ergebnis war ein Meisterwerk. In Francis Ford Coppolas Anti-Kriegsfilm im Dschungel von Vietnam verkörperte er den US-Captain Benjamin Willard, der den abtrünnigen Colonel Kurtz (Marlon Brando) ausschalten soll. Das Schreckensgemälde gewann die Goldene Palme in Cannes, bekam zwei Oscars und war für sechs weitere Oscars nominiert.
TV-Zuschauer kennen Sheen vor allem als Jed Bartlet. In mehreren Staffeln spielte er in "The West Wing - Im Zentrum der Macht" ab 1999 den fiktiven Präsidenten der USA. Bartlet ist liberal, diplomatisch und weltgewandt - Qualitäten, die der Aktivist Sheen dem 2000 gewählten echten Präsidenten absprach. Der Schauspieler kritisierte damals George W. Bush und dessen Politik scharf.
Seit fast 60 Jahren ist Sheen mit der Schauspielerin Janet Templeton verheiratet, ihre drei Söhne Emilio, Ramon und Carlos und Tochter Renée folgten den Eltern ins Showbusiness. Emilio wurde in den 1980ern als Teil der Schauspieler-Generation "Brat Pack" berühmt und wirkte in Filmen wie "Der Frühstücksclub" und "St. Elmos Fire - Die Leidenschaft brennt tief" mit. Den Ruhm des Vaters erlangte aber nur Carlos mit dem Künstlernamen Charlie Sheen. 1986 feierte er seinen Durchbruch mit dem Vietnamfilm "Platoon". Zusammen traten beide ein Jahr später für Regisseur Oliver Stone in "Wall Street" vor die Kamera - als Vater und Sohn.
Quelle: ntv.de, Barbara Munker, dpa