Unterhaltung

"Scheiß' auf die Erdbeeren" Mary Roos ist gerne eine "schrille Alte"

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"Ich fühle mich rundherum wohl, ignoriere Falten und Pfunde": Mary Roos.

"Ich fühle mich rundherum wohl, ignoriere Falten und Pfunde": Mary Roos.

(Foto: picture alliance /)

Seit weit über 50 Jahren ist Mary Roos nun schon im Showgeschäft. Ihr Weg führte sie vom Film über den Grand Prix d'Eurovision bis hin zur eigenen Bühnenshow. Und zur "schrillen Alten"? Das jedenfalls sagt die Schlagerikone selbst mit einem Augenzwinkern über sich, nun, da sie 75 wird.

Eine "schrille Alte" habe sie schon lange werden wollen, sagt Mary Roos. Und fügt hinzu: "Mittlerweile ist es ja so weit." Beweis: In der schrägen Bühnenshow "Mehr Nutten, mehr Koks - scheiß' auf die Erdbeeren" lässt sich die Schlager-Ikone ("Aufrecht geh'n") seit 2020 vom Kabarettisten Wolfgang Trepper ("Trepper und Feinde") etwa gern als "Helene Fischer der Bronzezeit" beschimpfen. Und kontert mit frechen Sprüchen sowie Hits von einst und jetzt. Damit gehen Roos und Kollege - bereits das Vorgängerprogramm hatte bundesweit 160.000 Zuschauer begeistert - 2024 wieder auf (Abschieds-)Tournee. Start ist am 10. April in Essen, die letzte Vorstellung am 8. Dezember in Duisburg.

Zuvor feiert die Grande Dame der Unterhaltungskunst, die ihren Durchbruch 1970 mit "Arizona Man" erlebte, an diesem Dienstag ihren 75. Geburtstag. Ein Alter, das die in Hamburg lebende Rheinländerin kaum anficht. "Ich fühle mich rundherum wohl, ignoriere Falten und Pfunde. Und feiern werde ich nur im ganz kleinen Kreis", erklärt Roos, um fröhlich auszuführen: "Erst zu meinem 80. werde ich außer meiner Familie alle Freunde und Feinde einladen. Und es richtig krachen lassen."

Anlässlich ihres 70. Geburtstags hatte die auch international erfolgreiche Künstlerin ihre sechs Jahrzehnte währende Schlagerlaufbahn 2019 beendet. Seither genießt sie einen ausgesprochenen Unruhestand - in dem sie zuerst eigenhändig ihr Haus renoviert hat.

"Das musste raus"

So machte Roos Furore mit ihrer Autobiografie "Aufrecht geh'n. Mein liederliches Leben", die sie mit Pe Werner ("Hereinspaziert!") geschrieben und 2022 vorgelegt hat. Doch warum will sie überhaupt eine "schrille Alte" sein? "Zeitlebens hatte ich ein sehr seriöses Image", antwortet Roos. "Das bin ich zwar auch - habe es von meinem Vater, der superkorrekt war." Doch sie berge eben auch andere Charakteranteile in sich - von der Mutter, die eher tollkühn aufgestellt war. "Und das musste raus", formuliert es die Sängerin.

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Als Rosemarie Schwab wurde sie 1949 in Bingen (Rheinland-Pfalz) geboren. Und aus Gesangseinlagen zum Tanztee im elterlichen Hotel entstand die erste Platte der Neunjährigen - "Ja, die Dicken sind ja so gemütlich".

Der Rest ist Show-Geschichte. Bereits 1971 erhielt Roos unter dem Titel "Mary's Music" ihre erste TV-Showreihe. Ein Jahr später errang die aparte Brünette mit "Nur die Liebe lässt uns leben" den dritten Platz beim damaligen Grand Prix d'Eurovision. Zudem gastierte sie am Stadttheater Münster - unter der Regie von Samy Molcho im Musical "Show Boat". Da hatte sie auch schon Filmrollen gespielt, so in Will Trempers "Sperrbezirk" (1966).

Kompletter Bauchmensch

Wer sie kenne, wisse, dass sie zu hundert Prozent ein Bauchmensch sei, sagt Roos. Ihre vielseitige Laufbahn - sie sang auch Chansons, Kinderlieder und Coverversionen internationaler Popsongs - habe sich daher wie zufällig entwickelt. Und meist ohne Manager - "ich war immer selbstbestimmt". Zu ihrer Mentorin entwickelte sich der damalige Superstar Caterina Valente.

"Das war für mich alles so selbstverständlich. Heute ist so etwas ja Geschäft - aber damals war es Spaß", erinnert sich Roos. Sie habe auch nie gefragt, wie viel Gage sie kriege. "Wenn ich etwas gerne getan habe, dann habe ich es auch ohne Gage gemacht. Für mich hat das zum Job dazugehört. Genau wie zu tanzen, Sketche aufzuführen, Theater zu spielen und Filme zu drehen. Immer neue Sachen zu tun", resümiert der Star, der nie eine Gesangsstunde hatte. Damals habe man "learning by doing" machen können. "Die Künstler bekamen Zeit, ihren persönlichen Stil zu entwickeln."

Zufriedener Single

Zwei geschiedene Ehen waren vielleicht der Preis für so viel Höhenflug. Die erste mit dem Franzosen Pierre Scardin, durch den die Sängerin auch in dessen Heimat groß Karriere hätte machen können - wochenlang gastierte sie Anfang der 1970er Jahre im Pariser Unterhaltungstempel "Olympia". Und die sehr turbulente, schlagzeilenträchtige zweite Ehe mit Entertainer Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals, der sie ihren 1986 geborenen Sohn Julian verdankt. Heute lebt Roos nach eigener Aussage als zufriedener Single, der sich viel um seine Familie kümmere. Die Sängerin Tina York ist ihre kleine Schwester.

Am Herzen liegt der Künstlerin auch, sich gesellschaftlich einzubringen - etwa für Bedürftige wie bei der Hamburger "Tafel". Und im Austausch mit möglichst vielen anderen älteren Damen, die könnten einander gut inspirieren. "Wir Ältere sollten viel mehr netzwerken. Vielleicht mache ich dazu einmal einen Podcast", meint Roos. Ein Fazit ihrer bisherigen Lebensreise hatte sie schon zu ihrem 70. mitgeteilt. "Alles, was mir passiert ist, habe ich mitgenommen. Und habe mir gedacht, alles ist gut und passiert zur richtigen Zeit", sagte sie da. "Und auch, wenn es zur falschen Zeit war - es ist nichts umsonst."

Quelle: ntv.de, Ulrike Cordes, dpa

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