Unterhaltung

"Big Little Lies" mit Megastars Mord und Sex und Helikopter-Eltern

Jane (Shailene Woodley) ist neu in der Stadt. Madeline (Reese Witherspoon) und Celeste (Nicole Kidman) nehmen sie unter ihre Fittiche.

Jane (Shailene Woodley) ist neu in der Stadt. Madeline (Reese Witherspoon) und Celeste (Nicole Kidman) nehmen sie unter ihre Fittiche.

(Foto: © 2016 Home Box Office, Inc. All rights reserved. / Sky)

Was gibt es Herrlicheres, als den Reichen und Schönen beim Scheitern zuzusehen? Die Serie "Big Little Lies" erzählt von Eltern, die für ihre Kinder das Beste wollen und sich dabei ins Unglück stürzen - allen voran Reese Whiterspoon und Nicole Kidman.

Helikopter-Eltern, damit sind all diejenigen gemeint, die ein bisschen zu engagiert im Lebenssüppchen ihres Nachwuchses rühren, die auch mal reinspucken und den Sabber dann als Geheimzutat "Liebe" verkaufen. Man hat viel über sie lesen können, zu viel vielleicht. Mit "Big Little Lies" hat HBO ihnen eine Miniserie gewidmet.

Die Geschichte stammt aus der Feder der australischen Schriftstellerin Liane Moriarty. David E. Kelly, der für Formate wie "Ally McBeal" verantwortlich zeichnet, hat sie fürs Fernsehen adaptiert, als Regisseur konnte man Jean-Marc Vallée verpflichten, der etwa den oscarprämierten Streifen "Dallas Buyers Club" auf die Leinwand brachte. In den Hauptrollen: Hollywoods A-Liga-Frauen Reese Whiterspoon und Nicole Kidman sowie zwei der hochkarätigsten Jungstars der Branche, Shailene Woodley und Zoe Kravitz.

Falsche Erwartungen

Es sind unter anderem all diese großen Namen, die von "Big Little Lies" mehr erwarten lassen, als die Serie leisten muss. Dass es eher gemischte Kritiken gab, mag zudem ein bisschen selbst verschuldet sein. Man wolle kein "Desperate Housewives" produzieren, tönten die Verantwortlichen. Deswegen brauchen sie sich jetzt auch nicht wundern, wenn "Big Little Lies" auf die Extraportion Raffinesse geprüft wird, die anderen Soap-Dramen fehlt.

"Big Little Lies" erzählt vornehmlich von den Problemen reicher, weißer Akademiker. Und die Serie bedient sich Sujets, wie sie gängiger nicht sein könnten: vertrocknete Ehen, häusliche Gewalt, Vollzeitmütter gegen arbeitende Mütter, rebellierende Teenager, Mobbing, Eifersucht und das Unglück in der Vorstadt. Dabei umschifft "Big Little Lies" meist den ganz offensichtlichen Twist, nur um dann aber beim nächstbesten zu landen. Ein bisschen ist es eben doch wie "Desperate Housewives". Aber wäre das denn so schlimm? "Desperate Housewives" ist eine der erfolgreichsten Serien aller Zeiten.

Drama am ersten Schultag

Alles für die Kinder. "Big Little Lies" ist die Antwort auf das Phänomen Helikopter-Eltern.

Alles für die Kinder. "Big Little Lies" ist die Antwort auf das Phänomen Helikopter-Eltern.

(Foto: © 2016 Home Box Office, Inc. All rights reserved. / Sky)

Gleich der erste Schultag sorgt bei den Müttern und Vätern von Monterey für Ärger. Ein Mädchen wurde gewürgt und wenig taktvoll bittet die Lehrerin die oder den Schuldigen, sich vor versammelter Kinderschar und Elternschaft doch bitte zu entschuldigen. Als das nicht passiert, reicht der Fingerzeig einer Sechsjährigen, um den goldigen Neuen in der Stadt samt seiner Mutter Jane (Woodley) als Monster zu verurteilen. Die Zugezogene findet allerdings schnell Freundinnen und vor allem wirkungsmächtige Unterstützung in der engagierten Madeline (Witherspoon) und der Ex-Anwältin Celeste (Kidman).

Die vorschnelle Verurteilung des Jungen zettelt einen Kleinkrieg der Elternfraktion an, der konstant ins Lächerliche abdriftet und nebenbei gleich alle mühsam verbuddelten Geheimnisse seiner Krieger ans Tageslicht bringt. Natürlich geht es schnell nicht mehr ums Kindeswohl. Man möchte den Kopf schütteln, so albern sind manche Dialoge, so unnatürlich alltägliche Reaktionen. "Big Little Lies" ist klischeebehaftet von vorne bis hinten. Das macht nichts.

Ein Mord also. Na und?

Dass man für "Big Little Lies" bewährte Talente verpflichtet hat, macht die Serie nicht tiefsinniger oder gewitzter. Aber man guckt gern hin. Für gewöhnlich - und da wären wir wieder bei "Desperate Housewives" - lässt einen der fiebrige Durst nach Enthüllung des einen großen Geheimnisses all die ruhigen, oft lahmen Zwischentöne einer Serie aushalten. "Big Little Lies" ist vermutlich ganz unabsichtlich selten sonderlich spannend.

Ein bisschen eingeblendetes Blaulicht und aufgescheuchte Ätz-Eltern im polizeilichen Verhörzimmer wecken kein Interesse an dem Mord, den die Serie von Beginn an drohend vor sich herschiebt. Man will nicht wissen, wer tot ist und wer getötet hat. Aber man will weiter zuschauen bei dem, was sie da machen, die Reese, die Nicole, die Shailene und die Zoe. Man will noch ein bisschen länger Voyeur sein, noch einmal die Wellen durchs Bild rollen sehen. "Big Little Lies" ist inhaltlich irrelevant und trotzdem eine einzige großartige Bedürfnisbefriedigung.

"Big Little Lies" ist in der Originalfassung abrufbar über Sky.

Quelle: ntv.de

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