Unterhaltung

"Reihe betrüblicher Ereignisse" Neil Patrick Harris spielt in Kettenrauchergrau

Hat sich ganz schön verändert: Neil Patrick Harris in "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse".

Hat sich ganz schön verändert: Neil Patrick Harris in "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse".

Kann es eigentlich noch schlimmer werden? Diese Frage müssen sich die drei Baudelaire-Waisen in der Serie "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" mehr als einmal stellen. Verantwortlich für eine Menge Grausamkeiten ist Neil Patrick Harris als Count Olaf. Keinen besseren hätte sich Netflix als Bösewicht an Bord holen können. Der Hollywood- und Broadwaystar scheint für die Rolle geboren. Mit irren Kostümen, wilder Mimik und wahnsinnig viel Charme spielt er den Schurken, der sich das Erbe von Violet, Klaus und Sunny unter den Nagel reißen will. Im Gespräch mit n-tv.de erzählt Darsteller Harris, wieso ihm Kostüme Sicherheit geben und was er von seinem Spiegelbild hält.

n-tv.de: Sind Sie erleichtert, endlich über "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" sprechen zu dürfen?

Neil Patrick Harris: Unbedingt! Ich musste beim Dreh immer unter einem Regenschirm zu meinem Trailer laufen, damit niemand mich in meinen Kostümen fotografieren kann … Netflix scheint gern zu überraschen. Ich wusste nichts über "Stranger Things". Bis plötzlich jeder gefragt hat: "Hast du 'Stranger Things' gesehen?" Und dann habe ich es mir angeguckt. Mit "Orange is the New Black" war es genau so. Bei "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ist der Druck jetzt aber höher. Es gibt eine Buchvorlage, die Leute kennen die Geschichte.

Denken Sie denn, Sie können den Erwartungen gerecht werden?

Ich bin wahnsinnig glücklich mit dem Ergebnis. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen - in Hinblick auf Sets, Kostüme, Make-Up und Cast. Ich bin beeindruckt und stolz darauf, dass Netflix sich dem Stoff angenommen hat. Kein Fernsehsender hätte uns so viel kreative Freiheiten zugestanden.

Die Welten, in denen die Serie spielt, sehen magisch aus.

Magisch, ja. Jedes Buch spielt an einem neuen Ort. Die Sets wechseln also alle zwei Folgen. Es ist mir ein Rätsel, wie man das realisieren konnte. Naja, es war schon ein nettes Budget.

Das größte, was Netflix jemals locker gemacht hat.

Neil Patrick Harris schwärmt von Cast, Kostümen und Sets der Serie "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse".

Neil Patrick Harris schwärmt von Cast, Kostümen und Sets der Serie "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse".

(Foto: Joe Lederer / Netflix)

Sie haben da sehr viel Zeit und Ressourcen drauf verwendet. (grinst) Es ist verrückt: Wenn man zum ersten Mal Count Olafs Anwesen sieht, sein Schlafzimmer, all die Sets und Set-Teile, jede einzelne tote Blume - man sollte denken, der Ort würde im Verlauf der Serie noch einmal eine Rolle spielen. Schließlich hat es viel gekostet. Aber es wurde einfach alles abgerissen. Dann haben sie die Reptilien-Villa gebaut. 20 Tage später haben sie sie wieder abgerissen und ein ganzes Fischerdorf an die Stelle gesetzt - mit einer riesigen Fähre, die an den Docks anlegen kann. An echten Orten zu drehen, kam für Barry (Sonnenfeld, einer der Macher der Serie; Anm. d. Red.) nicht infrage. Er wollte selbst die Strand-Sets in derselben Welt platziert wissen. Wenn man die Serie jetzt guckt, fühlt sie sich ein wenig an wie ein Film von Terry Giliam (Regisseur von "Fear and Loathing in Las Vegas"; Anm. d. Red.).

Wie sind Sie eigentlich an die Rolle des Count Olaf in "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" gekommen?

Als das Angebot für die Rolle kam, hatte ich mich nicht aktiv um ein Engagement bei einer Fernsehserie bemüht. Ich habe am Broadway gearbeitet und viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Mein Agent hat mich dann überzeugt. Er sagte: "Neil, alle großen Stars, mit denen ich arbeite, sagen: 'Ich habe kein Interesse daran, in einer Fernsehserie mitzuspielen - außer es ist, sagen wir, der Bösewicht, in, sagen wir, einer Netflix-Show - ein verrückter Charakter, der kein bisschen ist wie ich.'" Ich habe also die Gelegenheit ergriffen.

Und die Rolle des Count Olaf klingt wie für Sie gemacht. Die verschiedenen Stimmen, die vielen Stirnrunzler, …

Count Olaf hat viele Gesichter - zum Beispiel das eines Kapitäns.

Count Olaf hat viele Gesichter - zum Beispiel das eines Kapitäns.

(Foto: Joe Lederer / Netflix)

… und völlig übertriebene Schauspielerei? Ja, das ist genau mein Ding. Es ging nicht darum, die Rolle möglichst realistisch zu spielen. Aber ich musste furchtlos sein.

Fällt Ihnen das im Kostüm leichter?

Das liegt in der Natur der Sache. Warum macht es den Leuten Spaß, sich zu Halloween zu verkleiden? In einem verrückten Kostüm kann man jemand anderes sein. In einem Superhelden-Outfit läuft man anders als in Unterwäsche. Da wäre man deutlich angespannter und achtsamer in Hinblick darauf, wie andere einen wahrnehmen. Wenn ich eine verrückte Perücke und einen Leder-Trenchcoat trage oder ein Holzbein und eine Pfeife im Mund, ist es viel leichter, mit vollem Einsatz zu spielen. Außerdem fand ich mich abgeschminkt plötzlich immer sehr attraktiv - und normalerweise finde ich mich nicht besonders attraktiv. Das war auch ein Bonus!

Worin lag denn die größte Herausforderung bei der Rolle?

Im echten Leben ist Neil Patrick Harris für sein strahlendes Lachen bekannt. Als Count Olaf musste er gemein sein.

Im echten Leben ist Neil Patrick Harris für sein strahlendes Lachen bekannt. Als Count Olaf musste er gemein sein.

(Foto: Richard Shotwell/Invision/AP)

Mir war es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen furchtbar und lustig zu finden. Wenn ich nur furchtbar wirke, ohne einen Funken Humor, dann habe ich versagt. Wenn ich nur lustig wirke, um zu unterhalten, schadet es der Geschichte. Und es gibt verschiedene Ebenen von "gemein": Man kann gemein sein, weil man gerade einen Wutanfall hat oder weil man aus tiefstem Herzen böse ist oder weil man eine Reaktion in seinem Gegenüber hervorrufen möchte. Deswegen muss man herausfinden, welche Schattierung von schwarz oder grau die Rolle erfordert.

Welche Schattierung hat denn Olafs Gemeinheit?

Ebenholz! Kettenrauchergrau! Er ist ein Monster, das es zu besiegen gilt.

Erwachsene kommen in der Serie generell nicht so gut weg.

Das Erwachsensein wird sehr verzerrt dargestellt. Die Kinder denken, dass sie mit Figuren wie der netten Nachbarin oder dem Banker, der sich um den Nachlass ihrer Eltern kümmert, reden können. Sie wenden sich an diese Erwachsenen und sagen: "Count Olaf ist ein furchtbarer Mensch. Rettet uns vor ihm!" Aber die Erwachsenen verstehen sie nicht, sind beschäftigt oder haben keine Lust zu helfen.

Wie war denn die Arbeit mit den Kinderdarstellern? Sie haben ja selbst sehr jung mit der Schauspielerei begonnen …

Die Baudelaire-Kinder haben es nicht leicht. Mit der Arbeit der jungen Darsteller ist Neil Patrick Harris aber mehr als zufrieden.

Die Baudelaire-Kinder haben es nicht leicht. Mit der Arbeit der jungen Darsteller ist Neil Patrick Harris aber mehr als zufrieden.

(Foto: Joe Lederer / Netflix)

Sie sind in fast jeder Szene zu sehen. Also arbeiten wahnsinnig viel. Fünf Monate lang jeden Tag - zusätzlich zum Schulunterricht. Das sind übermenschliche Anforderungen. Ich verstehe es aus eigener Erfahrung, wenn sie mal nicht konzentriert sind. Aber die beiden Darsteller sind großartig und unglaublich talentiert. Malina (Weissmann, Anm. d. Red.) hat schon eine Hauptrolle in "Nine Lifes" gespielt und war in der Serie "Supergirl" zu sehen. Sie hat schon ziemlich viel gearbeitet. Das wird auch so weitergehen, da bin ich mir sicher. Louis (Hynes; Anm. d. Red) ist einfach herausragend. Er sieht dem Klaus aus den Büchern irre ähnlich. Er ist noch neu in der Branche und bringt Optimismus mit ans Set. Das ist sehr angenehm, wenn man mal bedenkt, dass er vor der Kamera die ganze Zeit sehr traurig sein muss.

Und dann ist da ja noch das Baby. Sicherlich keine leichte Sache, mit einem so kleinen Kind zu arbeiten, oder?

Dieses Baby ist bemerkenswert! Sie heißt Presley und sie ist sehr talentiert - damit kann man ja wirklich nicht planen, wenn man ein Baby für einen Dreh aussucht. Babys gucken eigentlich immer auf die Mikrophone, aber sie guckt die Schauspieler an, die gerade sprechen. Die Crew hatte Roboter-Babys und man war auf eine Menge digitale Nachbearbeitung vorbereitet, aber das alles wurde kaum gebraucht.

Lassen Sie ihre eigenen Kinder, die sechsjährigen Zwillinge Harper und Gideon die Serie gucken?

Seit 2014 ist Neil Patrick Harris mit David Burtka verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder.

Seit 2014 ist Neil Patrick Harris mit David Burtka verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Sicher! Sie sollen sehen, dass ich ein Schauspieler bin, und sehen, dass das eine Serie ist. Sie sollen schließlich wissen, wo ich monatelang gewesen bin. Anderen Sechsjährigen könnte die Geschichte Angst machen - weil sie zum Beispiel denken, das seien echte Menschen, denen es an echten Orten echt schlecht geht. Aber spätestens Achtjährige werden nicht nur keine Angst mehr haben, sondern auch den Humor verstehen. Ich denke, dass sich Netflix auch deswegen dazu entschieden hat, die Serie in Auftrag zu geben, weil sie ein sehr heterogenes Publikum ansprechen kann. Es gibt auch Interessantes für Gamer …

Das überrascht mich jetzt.

Ja, eine Menge Easter Eggs nämlich (bezeichnet ursprünglich etwa Geheimlevel in einem Computerspiel; Anm. d. Red.). Im ersten Teaser-Trailer zur Serie steht der Erzähler Lemnos Snicket vor einer Kiste. Auf der steht "Very Flamable Dandelions". In der Serie kommen die Buchstaben "VFD" häufig vor. Das ist nämlich der Name der Organisation, die hinter dem Tod der Baudelaire-Eltern steckt. Die Kinder müssen das aber erst noch herausfinden. Vermutlich steht VFD nicht für "Very Flamable Dandelions". Wenn man dann aber auf veryflamabledandelions.com geht, erreicht man tatsächlich eine Website über die Serie.

Das sollte ich dann besser nicht veröffentlichen …

Sicher, das war doch noch lange nicht alles!

Mit Neil Patrick Harris sprach Anna Meinecke.

"Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ist ab dem 13. Januar abrufbar über Netflix.

Den englischsprachigen Originalroman "A Series of Unfortunate Events #1: The Bad Beginning" bei Amazon bestellen oder bei iTunes downloaden

Quelle: ntv.de, Von Anna Meinecke

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