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Anklage-Video von Kayla Shyx Rammstein feuern "Anwerberin" und heuern Kanzlei an

Rammstein vor wenigen Tagen in Dänemark.

Rammstein vor wenigen Tagen in Dänemark.

(Foto: IMAGO/Gonzales Photo)

Nach zahlreichen Vorwürfen junger Frauen gegen Sänger Till Lindemann wegen mindestens sexueller Nötigung haben Rammstein nun ein Anwaltsteam mit der Prüfung der Vorwürfe beauftragt. Zudem soll die von den mutmaßlichen Opfern als "Anwerberin" benannte Alena Makeeva aus dem Team verbannt worden sein.

Seit die Irin Shelby Lynn kurz nach dem Rammstein-Tourauftakt im litauischen Vilnius bei Twitter davon berichtete, Frontmann Till Lindemann mit ihrem "Nein" zum Sex im Backstage verärgert zu haben und zudem womöglich dort betäubt worden zu sein, ist viel passiert. Nicht nur hat sich Lindemanns Verlag Kiepenheuer & Witsch mittlerweile aufgrund eines Pornos von ihm getrennt. Auch hat die Drogeriekette Rossmann sämtliche Rammstein-Produkte aus dem Sortiment geworfen. Zudem sollen bei den anstehenden Konzerten in München besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten. Unter anderem werden Awareness-Teams angekündigt, um zu gewährleisten, dass alle Fans im Publikum sich sicher fühlen. Da das eigentliche Problem mutmaßlich eher hinter der Bühne zu finden ist, sind die üblichen Afterpartys abgesagt, beziehungsweise werden sie nur stark eingeschränkt stattfinden.

Auch die bei Fans beliebte "Row Zero" gehört wohl vorerst der Geschichte an. Von ihr hatte nicht nur Shelby Lynn berichtet, sondern auch die zahlreichen anderen mutmaßlichen Opfer und Zeuginnen, die sich zum einen bei der Irin über die sozialen Medien meldeten, aber auch mit Journalisten und Journalistinnen von unter anderem der "Süddeutschen Zeitung" und der "Welt" sprachen. Am Montagabend dann holte die bekannte deutsche Youtuberin und Influencerin Kayla Shyx, mit bürgerlichem Namen Kaya Loska, zum Rundumschlag aus und prangerte die Zustände hinter den Rammstein-Konzert-Kulissen an, insbesondere in Bezug auf Till Lindemann.

"Aufklärungsvideo" von bekannter Influencerin

Schon als Reaktion auf Shelby Lynns Aussagen meldete sich die 21-Jährige, die bei Youtube über 760.000 Abonnenten, auf Tiktok 1,7 Millionen sowie auf Instagram 800.000 Follower hat, vor einigen Tagen zu Wort und kündigte an, auspacken zu wollen, worüber sie bislang geschwiegen habe. Ihr sei von ihrem damaligen Management verboten worden, öffentlich über das zu sprechen, was sie bei einem Rammstein-Konzert im vergangenen Jahr erlebt habe.

In dem nun bei Youtube hochgeladenen 37-minütigen Clip beschreibt die in Amsterdam lebende Shyx dann das, was die in den genannten Zeitungen zitierten Frauen und eben auch die von vielen Seiten diskreditierte Shelby Lynn ebenfalls berichtet hatten. Schenkt man dem Glauben, steckt hinter Till Lindemanns Backstage-Gepflogenheiten ein perfides System. Demnach soll eine Russin namens Alena Makeeva junge Frauen, die in Till Lindemanns Beuteschema passen, in den sozialen Medien wie auch vor Ort anwerben, um sie zunächst in die "Row Zero" vor der Bühne zu holen. Zudem lockt sie die durchweg weiblichen Fans den Berichten nach mit einer - harmlos klingenden - Aftershowparty und der Möglichkeit, ihren Star zu treffen. Was sie den meisten Frauen aber wohl nicht gesagt haben soll, ist, dass es dabei vor allem um die sexuelle Befriedigung von Till Lindemann gehen werde.

"Habe sowas noch nie erlebt"

Sogar während des Konzerts, wenn nur ein Musiker auf der Bühne zurückbleibt und das Lied "Deutschland" läuft, soll es den Berichten nach immer wieder zu sexuellen Handlungen zwischen Till Lindemann und weiblichen Fans gekommen sein. Kayla Shyx beschreibt in ihrem Video, was sie hinter der Bühne erlebt habe und so oder so ähnlich bereits in diversen anderen Aussagen mutmaßlich Betroffener zu lesen war. Makeeva soll die jungen Frauen an der offiziellen Aftershowparty vorbei in einen anderen Raum führen, in dem diverse Security-Mitarbeiter die Türen bewachen. Vorher müssten die "Auserwählten" ihre Handys abgeben.

"Ich hab so was noch nie erlebt. Und ich wusste nicht, was passiert", erklärt Shyx. Sie habe es nicht besser gewusst - "und das ist auch normal. Man geht nicht von solchen Erfahrungen aus." Im Folgenden erklärt sie aus der Sicht einer damals auch erst 20-Jährigen, warum es für junge Frauen schwer sei, die Situation richtig einzuschätzen und vehement "Nein" zu allem, was kommt, zu sagen. Zumal Shyx' Einschätzung nach tatsächlich einige der Frauen in dem Raum, in dem ihr zufolge keine Musik lief und Lindemann zudem später noch randaliert habe, nicht mehr ganz bei Bewusstsein zu sein schienen. Das könnte Shelby Lynns Verdacht bestätigen, dass hier jungen Frauen heimlich Drogen verabreicht wurden, um sie für Lindemanns sexuelle Präferenzen gefügig zu machen.

"Casting-Director" agierte angeblich selbständig

Angesichts ihrer Schilderungen und der weiterer Frauen, die entweder ebenfalls Zeuginnen oder gar Opfer von Lindemanns Übergriffen geworden sein sollen, wirken die Beschwichtigungsversuche aus dem weiblichen Freundeskreis der Band beinahe unbeholfen, die Reaktion der Gruppe selbst dagegen eher empathielos. Der Band seien "keine Ermittlungen bekannt", hieß es in einem ersten Statement. In einem zweiten forderte man, nicht vorverurteilt zu werden. Schon für diese Texte dürfte sich die Band und ihr Team anwaltlichen Rat eingeholt haben. Und auch Shelby Lynn bekam bereits kurz nach ihren ersten Tweets ihrer Aussage nach Post einer Kanzlei, die im Auftrag Rammsteins handelte und auf Unterlassung klagte. Nun meldet die "Welt", die Band, die bis dato nicht mal einen Sprecher hatte, habe inzwischen eine PR-Agentur beauftragt sowie eine Rechtsanwaltskanzlei, die die Vorwürfe untersuchen soll.

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Doch nicht nur das. Wie "Welt" ebenfalls erfahren haben will, wurde Alena Makeeva vom Management mit sofortiger Wirkung der Zugang zu Rammstein-Konzerten untersagt. Sie soll zwar aktuell in München sein, in Kürze aber die Heimreise nach Russland antreten. Sie selbst habe sich "Casting-Director" genannt, war wohl seit 2019 mit der Band unterwegs. Aus dem Umfeld Rammsteins werde darauf verwiesen, dass sie nie Geld von der Band erhalten habe, heißt es weiter. Angeblich war Makeeva einst selbst Lindemann-Groupie und in der Vergangenheit auch schon mit Künstlern wie Marilyn Manson, Iggy Pop und Nick Cave unterwegs.

Rammstein sind derzeit auf großer Europatournee, die am 22. Mai in Vilnius in Litauen startete. Ab Mittwoch spielen sie vier Tage in Folge im ausverkauften Münchner Olympiastadion, ehe es unter anderem weiter nach Spanien, Portugal und Österreich geht. Im Juli dann sind sie dreimal im Berliner Olympiastadion zu sehen. Auch hier sind alle Konzerte ausverkauft. Ob die aktuellen Ereignisse rund um Till Lindemann noch weitreichendere Folgen für die Tournee haben werden, muss sich zeigen.

Quelle: ntv.de, nan

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