Vorwurf der Verleumdung Roman Polanski steht in Frankreich vor Gericht
05.03.2024, 16:38 Uhr Artikel anhören
Persönlich vor Gericht erscheinen wird er wohl nicht: Roman Polanski.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Mehrere Frauen werfen Starregisseur Roman Polanski vor, sie einst sexuell missbraucht zu haben. Auch Charlotte Lewis. Aber nicht deshalb bringt sie den 90-Jährigen nun vor ein Pariser Gericht - sondern weil er ihre Vorwürfe öffentlich bestritten hat.
Roman Polanski steht wieder vor Gericht. Der berühmte Regisseur muss sich seit Dienstag in Paris verantworten. Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis wirft ihm vor, sie im Jahr 1982 sexuell missbraucht zu haben. Damals war sie minderjährig. "Er wusste, dass ich 16 Jahre alt war, als er sich in seinem Pariser Appartement mir aufzwang", sagte sie.
In dem Prozess geht es aber nicht um die Tat selbst. Die 56-Jährige verklagt Polanski vielmehr wegen Verleumdung. Der 90-jährige Filmemacher hatte ihre Vorwürfe mit harschen Worten zurückgewiesen und ihre Glaubwürdigkeit dadurch in Zweifel gezogen.
Stein des Anstoßes ist ein Interview, das Polanski 2019 der französischen Zeitschrift "Paris Match" gegeben hat. Darin bezeichnete der "Tanz der Vampire"-Regisseur den Vorwurf von Lewis aus dem Jahr 2010 als "abscheuliche Lüge". Man versuche, ihn "zum Monster zu machen". Auch die Herausgeberin von "Paris Match" ist wegen Verleumdung angeklagt.
"Ich wollte seine Geliebte werden"
Dann zitierte Polanski aus einem Interview, dass Lewis 1999 der britischen Boulevardzeitung "News of the World" gegeben hatte. "Ich war von ihm fasziniert, ich wollte seine Geliebte werden", soll die Darstellerin darin über ihn gesagt haben. Und: "Ich begehrte ihn wahrscheinlich mehr, als er mich wollte." Lewis sagte später, "News of the World" habe sie falsch dargestellt.
Roman Polanski wies darauf hin, dass Lewis mit ihm 1986 den Film "Piraten" gedreht habe - vier Jahre nach der angeblichen Vergewaltigung. Ebenfalls 1986 habe sie in einem Interview mit "France Soir" erklärt, dass sie dem Regisseur "alles verdanke". Die Dreharbeiten habe Lewis als "absoluten Traum" bezeichnet. Ihr Verhältnis zu Polanski habe sie als eine "Geschichte der Freundschaft" charakterisiert. Polanski suggerierte, Lewis wolle ihn aus "Frustration" verklagen.
Im Interview mit "Paris Match" beklagte der Regisseur zudem, Lewis werde in der "Liste seiner Anklägerinnen" erwähnt, ohne diese offensichtlichen Widersprüche in ihren Aussagen zur Kenntnis zu nehmen. Die Liste von Beschuldigungen gegen Polanski ist tatsächlich lang: Infolge der "MeToo"-Bewegung warfen ihm mehrere Frauen vor, von ihm missbraucht worden zu sein, als sie minderjährig waren.
In den USA droht ihm Knast
Lange vor "MeToo" war Polanski bereits wegen Missbrauchs in den USA verurteilt worden. Der Filmemacher hatte die damals 13-jährige Samantha Geimer laut Feststellung eines Gerichts in Los Angeles "unter Verwendung betäubender Mittel" vergewaltigt. Polanski bekannte sich des "außerehelichen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen" für schuldig. 42 Tage verbrachte er im Gefängnis, dann wurde er vorzeitig entlassen, mit der Empfehlung einer Bewährungsstrafe.
Als sich andeutete, dass ein Richter der Empfehlung nicht folgen werde und eine längere Haftstrafe drohte, setzte sich der gebürtige Pole nach Frankreich ab. Dort lebt er seitdem, in den USA droht ihm weiter eine Verhaftung. Nun steht er erstmals in seiner Wahlheimat im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch vor Gericht. Allerdings wird erwartet, dass er nicht persönlich zum Prozess erscheinen wird.
Quelle: ntv.de, vpr/spot