"Die Ukraine hat verloren" Russland echauffiert sich über ESC
15.05.2016, 13:30 Uhr
Als schwarzer Engel präsentierte sich Sergey Lazarev beim ESC.
(Foto: dpa)
Die Ukraine gewinnt den ESC - und Russland landet auf Platz drei. Dabei sieht es lange gut aus für den russischen Vertreter Sergey Lazarev. Das Land fühlt sich benachteiligt und mahnt, dass die eigentlichen Verlierer die Ukrainer seien.
Russische Politiker haben den Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala beim Eurovision Song Contest (ESC) als politische Entscheidung verurteilt. "Es waren nicht die ukrainische Sängerin Jamala und ihr Lied '1944', die den ESC 2016 gewonnen haben, es war ein Sieg der Politik über die Kunst", sagte der russische Senator Franz Klinzewitsch russischen Nachrichtenagenturen. Möglicherweise solle Russland im nächsten Jahr dem Wettbewerb fernbleiben, der dann in der Ukraine ausgetragen wird.
Der Vorsitzende des Außenausschusses im russischen Oberhaus, Konstantin Kossatschjow, erklärte auf seiner Facebook-Seite, "der Punktzahl nach hat die Geopolitik die Oberhand gewonnen". Der Sieg beim ESC könne die prowestliche Führung der Ukraine ermutigen und den ohnehin stockenden Friedensprozess im Osten der Ukraine weiter in Mitleidenschaft ziehen. "Aus diesem Grund hat die Ukraine verloren", erklärte er.
Der Politiker Ruslan Balbek von der moskautreuen Führung der Halbinsel Krim sprach von einem "Ergebnis der antirussischen Politik". Der Westen habe das Votum des Publikums ignoriert und einer "ukrainischen Erpressung" nachgegeben.
Jamala besingt in "1944" die Deportation der Krimtataren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin. Die Krimtataren hatten wegen dieser Erfahrung auch gegen die Annexion der Krim im Jahr 2014 protestiert - und bekommen seitdem Moskaus Härte zu spüren. Jamalas Lied hatte bereits im Vorfeld des ESC in Russland Kritik ausgelöst.
Europa hat "Lazarev den Sieg geraubt"
Die auflagenstarke Zeitung "Komsomolskaja Prawda" überschrieb ihren Artikel zum ESC mit dem Titel "Wie die europäische Jury Lazarev den Sieg geraubt hat". Wegen des politischen Inhalts des Gewinnerliedes müssten die Ergebnisse überprüft werden.
Der russische Sänger Sergey Lazarev war im Vorfeld als Favorit gehandelt worden, landete letztlich aber auf dem dritten Platz. Beim Publikum lag Lazarev zwar vorn - bei der Jury schnitt er jedoch nicht so stark ab. Um die Spannung zu erhöhen und tatsächlich erst am Ende der Auszählung den Sieger zu kennen, wurden in diesem Jahr die jeweils fünfzig Prozent der Gesamtpunkte ausmachenden Punkte von Jury und Publikum getrennt vorgetragen.
In der Summe führte dies dazu, dass Jamala 534 Punkte hatte, die zweitplatzierte Australierin Dami Im 511 Punkte und Lazarev 491 Punkte. Deutschlands Starterin Jamie-Lee Kriewitz landete abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP/dpa