"Prison Break" mit Numan Acar Schon wieder Terrorist
08.04.2017, 15:13 Uhr
Numan Acar spielt in "Prison Break" den Terroristen Abu Ramal.
(Foto: imago/Future Image)
Michael Scofield lebt. Gut, das mag jetzt nicht gleich jedem Verzückung entlocken. Wer damals von 2005 bis 2009 die Serie "Prison Break" verfolgt hat, dürfte doch aber wenigstens ein kleines bisschen begeistert sein. Acht Jahre nach dem Serienfinale geht es weiter. Wentworth Miller und sein Serien-Bruder Dominic Purcell sind erneut in ihren Paraderollen zu sehen. Ebenfalls dabei ist Numan Acar. Er wird als Terrorist Abu Ramal zur Schlüsselfigur der neuen "Prison Break"-Folgen.
Numan Acar wurde in der Türkei geboren. Mit acht Jahren kam er nach Deutschland. Seit er 2004 im Kinofilm "Kebab Connection" auf den Geschmack gekommen ist, hat der mittlerweile 40-Jährige in diversen deutschen und türkischen Produktionen mitgespielt. Und es ist ihm gelungen, was sich hierzulande so viele wünschen: Man kennt ihn in Amerika! In der Serie "Homeland" spielte er einen Terroristen, bei "Prison Break" wurde er wieder als Bösewicht engagiert. Im Gespräch mit n-tv.de verrät er, ob ihn das ein bisschen nervt, wie er Islamismus-Klischees umschifft und was gefälschte Puma-Klamotten mit seinem Job zu tun haben.
n-tv.de: Werden Sie mittlerweile auf der Straße erkannt?
Numan Acar: Hin und wieder. Einige laufen weg, wenn sie mich sehen. Andere wollen mich umarmen. Und andere gucken mich so an und denken: "Aha, kenn' ich den?" Ich guck' dann zurück. Das ist sehr oft sehr witzig.
In "Prison Break" spielen Sie einen Islamisten. Abu Ramal wird vorgestellt als jemand, der Frauen als Sexsklaven hält und Exekutionen auf offener Straße anordnet. Wie nähern Sie sich so einem Charakter?
Ich stelle mir immer zuerst die Frage: Was wollen wir von dieser Figur? Wer ist diese Figur, was will sie und was ist sie bereit zu tun, um ihr Ziel zu erreichen? Zur Vorbereitung lese ich viele Biografien oder ich gucke mir Dokumentationen an. Ich versuche, möglichst viel unverfälschtes Material zu sichten und dann gut zu klauen.
Fällt Ihnen etwas ein, was bei der Vorbereitung besonders hängen geblieben ist?
Ich beobachte Menschen gerne in alltäglichen Lebenssituationen. Dass jemand in den Bergen mit einer Ray-Ban-Brille rumläuft oder mit gefälschten Puma-Sachen, sagt viel über ihn aus. Das wird ja bewusst getragen.
Macht es denn Spaß, einen Bösen zu spielen?
Definitiv! Der Gute kann nur so gut sein, wie der Böse böse ist. Wenn ein Film einen guten Bösen hat, kann das einiges bewirken. Wenn er auftritt, weißt du: Fuck, jetzt geht's ab! Ich kenne ganz, ganz, ganz viele Kollegen, die gerne mal eine böse Rolle spielen würden.
In "Homeland" haben Sie schon mal einen Islamisten gespielt, Haissam Haqqani. Jetzt müssen Sie wieder den radikalen Moslem geben. Nervt das manchmal, wenn man andauernd für solche Rollen angefragt wird?
Wenn man sich die beiden Figuren genauer anguckt, sind es ganz unterschiedliche Typen. Haqqani war ein älterer Typ, weise und bedacht. Abu Ramal ist größenwahnsinnig. Er will die Weltherrschaft an sich reißen und die Sharia einführen. Er ist gierig. Die beiden haben ganz unterschiedliche Motivationen. Ich würde sie nie miteinander vergleichen.
Wie sind Sie eigentlich zu "Prison Break" gekommen?
Das Angebot kam per E-Mail. Ich habe das gleich meinem Bruder erzählt, weil ich weiß, dass er ein großer "Prison Break"-Fan ist. Dann habe ich mich aufs Casting vorbereitet - bis mein Agent angerufen hat und meinte: "Warte mal, du brauchst kein Casting zu machen. Fox (der ausstrahlende Sender in den USA; Anm. d. Red.) will dich unbedingt haben."
Beschäftigen sich Formate mit islamistischem Terror, laufen sie Gefahr, Stereotype zu reproduzieren. Haben Sie Strategien, mit denen Sie sich absichern, um nicht plötzlich Teil eines Projekts zu werden, dass Sie inhaltlich nicht vertreten können?
Wenn etwas sehr, sehr plump gemacht ist, versuche ich, da gar nicht erst mitzumachen. Grundsätzlich lassen Produktion und Autoren meistens mit sich reden. Wenn ich Zweifel habe, lassen die sich dann aus der Welt schaffen. Auch bei "Prison Break" gab es ein paar Stellen, an denen wir noch arbeiten mussten. Für ein Drehbuch gibt es mindestens fünf Rewrites. Sie haben also fünfmal die Chance, etwas Einfluss darauf zu nehmen, was mit Ihrer Figur passiert.
Sie schreiben auch selber Drehbücher. Was sind das für Geschichten, die Sie erzählen möchten?
Migration und Religion spielen darin eine wichtige Rolle. Die Themen begleiten mich seit Jahrzehnten. Sie dürfen kein Tabu sein. Die Leute sollen sich in meinen Geschichten wiedererkennen und darüber schmunzeln können. Für "Weihnachten unterm Halbmond" habe ich den Hessischen Drehbuchpreis bekommen. Es ist eine islamische Weihnachtskomödie. Seit vier Jahren versuche ich, diese Geschichte in Deutschland zu realisieren. Leider finde ich keine Unterstützung.
Ich hab' durch Ihre IMDb-Seite gescrollt …
Oh Shit!
Da habe ich gesehen, dass Sie 2004 bei "Kebab Connection" dabei waren. Welche Bedeutung hatte der Film für Ihre weitere Karriere?
Mit "Kebab Connection" hat alles angefangen. Ich habe damals ganz viele Leute kennengelernt, mit denen ich teilweise immer noch zu tun habe. Das war mein Einstieg ins professionelle Filmgeschäft. Auch wenn ich eine sehr, sehr kleine Rolle hatte. Ich bin der Langhaarige ganz am Anfang mit dem Schwert. Ich sage das erste Wort in diesem Film!
Das da wäre?
Ein Döner!
Mit Numan Acar sprach Anna Meinecke.
Die fünfte Staffel "Prison Break" läuft ab dem 8. April immer samstags um 20.15 bei RTL II. Im Anschluss ist die neuste Folge abrufbar über die Mediathek.
Quelle: ntv.de