"Der Ball liegt nun bei der EBU" Sieger JJ fordert Ausschluss Israels vom ESC 2026
22.05.2025, 10:01 Uhr Artikel anhören
Mit "Wasted Love" gewinnt JJ den ESC 2025.
(Foto: picture alliance / Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com)
Die Diskussion über Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest hält an. 70 Ex-Teilnehmer üben Kritik, auch Vorjahressieger Nemo spricht sich offen für einen Ausschluss des Landes aus. Dem schließen sich nun auch Spanien und der diesjährige Gewinner JJ aus Österreich an.
Österreichs Gewinner JJ wünscht sich laut einem Zeitungsbericht den Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien ohne das diesmal auf dem zweiten Platz gelandete Israel. "Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt", zitierte die spanische Zeitung den 24-jährigen Johannes Pietsch. "Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äußern."
Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in der Nacht zum vergangenen Sonntag in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song "Wasted Love" die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen. Die Europäische Rundfunkunion (EBU/European Broadcasting Union) ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC), den es seit 1956 gibt.
Israels Teilnahme am ESC wurde in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. 70 frühere ESC-Teilnehmer hatten sich in einem offenen Brief kürzlich geäußert. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem beispiellosen Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50.000 Menschen umgekommen.
Vorjahressieger Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. "Ich stehe nicht dahinter, dass Israel (am Eurovision Song Contest) teilnimmt", sagte Nemo dem Online-Portal Huffpost UK. Und in einer zusätzlichen Stellungnahme: "Ich unterstütze Aufrufe, Israel vom ESC auszuschließen. Israels Vorgehen verstößt grundlegend gegen die Werte, die Eurovision hochzuhalten vorgibt - Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte."
Auch in Spanien wird über Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest gestritten. Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte den Ausschluss Israels vom Wettbewerb: "Wir können keine doppelten Standards zulassen, nicht einmal in der Kultur." Er behauptet, aufgrund des Angriffs auf die Ukraine sollte Russland nicht mehr am ESC teilnehmen dürfen. Er meint, dasselbe sollte auch für Israel gelten, ein Land, dessen Handlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten er schon seit geraumer Zeit kritisiert.
Yuval Raphael ist Überlebende des Massakers
Für Israel war am vergangenen Samstagabend die Sängerin Yuval Raphael angetreten. Sie ist eine Überlebende der Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023. Sie war damals mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker anrichteten. Die 24-Jährige suchte anschließend therapeutische Unterstützung, um mit dem Erlebten umzugehen.
Ihr Song "New Day Will Rise" landete im ESC-Finale in Basel auf Platz zwei; im Publikumsvoting hatte Israel sogar auf Platz eins gelegen. Nur die Punkte der Dutzenden Fachjurys aus europäischen Ländern bescherten Österreich und JJ den Sieg.
Quelle: ntv.de, mbr/dpa