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Ukraine stärker als gedachtTV-Philosoph Precht räumt Fehleinschätzung ein

14.11.2022, 23:33 Uhr
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Precht hat sich mehrfach gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen, auch im Sommer noch. (Foto: dpa)

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine rechnen viele Experten mit einem schnellen Kriegsverlauf - und werden nach wenigen Wochen eines Besseren belehrt. Der Fernseh-Philosoph Richard David Precht fordert noch im Sommer, der Westen möge auf eine Verhandlungslösung drängen. Jetzt sagt er, er habe sich zu Kriegsbeginn getäuscht.

Buchautor und TV-Philosoph Richard David Precht hat eingeräumt, zu Beginn des Ukraine-Krieges Fehleinschätzungen aufgesessen zu sein. "Die Ukraine in eine Position der Stärke zu bringen, ist viel besser geglückt, als nahezu alle Beobachter, auch ich, zu hoffen gewagt haben", sagte Precht am Montagabend beim Ständeshaustreff der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. "Damals haben die Militärexperten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle die gleiche Prognose gestellt und gesagt, dass die Ukraine diesen Krieg binnen Tagen, Wochen oder vielleicht ein, zwei Monaten verlieren wird."

"Wir wissen jetzt erst, wie unglaublich stark die ukrainische Armee von Anfang an gewesen ist, bevor die Waffenlieferungen kamen", behauptete Precht. "Insofern bin ich natürlich von einer Fehlannahme ausgegangen, dass es sich nicht lohnt, sich zu verteidigen, wenn der Krieg in ein, zwei Wochen verloren ist. Man kann sehen, wie man sich täuschen kann."

Precht gehörte noch Ende Juni zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes mit der Forderung, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen möglichst rasch zu beenden. Zudem stellten die Prominenten in Frage, ob Waffenlieferungen des Westens der richtige Weg seien. Dafür waren sie unter anderem vom damaligen Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, scharf kritisiert worden.

Die Stärke des ukrainischen Militärs war nicht nur von Russland, sondern auch von vielen Experten im Westen unterschätzt worden. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 hatte der Staat seine Armee aufgerüstet, reformiert und Einsatzverfahren der NATO eingeführt.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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