Antisemitismus bei Telegram Xavier Naidoo wegen Volksverhetzung angeklagt
13.06.2024, 13:02 Uhr Artikel anhören
Will nichts falsch gemacht haben: Xavier Naidoo.
(Foto: picture alliance / Peter Kneffel/dpa)
Seit Beginn der Pandemie äußert sich Xavier Naidoo in den sozialen Medien mehrfach antisemitisch und leugnet sogar den Holocaust. Dafür hat die Staatsanwaltschaft Mannheim jetzt Anklage gegen ihn erhoben. Der umstrittene Sänger aber beteuert mal wieder seine Unschuld.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat gegen Xavier Naidoo Anklage wegen Volksverhetzung erhoben. Dem Musiker wird vorgeworfen, vor drei Jahren in einem Kanal beim Messenger-Dienst Telegram den Holocaust leugnende und antisemitische Inhalte geteilt zu haben. Unter anderem ist von einem Video und einer Bilddatei mit Text die Rede.
Schon im Juli des vergangenen Jahres war beim Landgericht Mannheim gegen das ehemalige Söhne-Mannheims-Mitglied wegen Volksverhetzung in vier Fällen sowie in einem Fall in Tateinheit mit Beleidigung Anklage erhoben worden. Damals ging es um ebenfalls antisemitische und den Holocaust leugnende Inhalte, die er in Bildern, einer Audiobotschaft und verlinkten Texten über Telegram verbreitet hatte. Zudem soll er jemanden von der Amadeu Antonio Stiftung beleidigt haben. Auslöser für die damaligen Ermittlungen waren mehrere Strafanzeigen gegen den 52-Jährigen.
Aufgrund der besonderen Bedeutung der Sache wurden laut Staatsanwaltschaft beide Anklagen zur Großen Strafkammer des Landgerichts Mannheim erhoben. Das Landgericht habe wegen der Anklage vom Juli 2023 jedoch noch nicht über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden. "Mit der neuen Anklage wurde eine Verbindung mit dem bereits anhängigen Verfahren beantragt", ließ die Staatsanwaltschaft jetzt wissen.
Kritik an Entschuldigungsvideo
2022 hatte Naidoo nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein Entschuldigungsvideo veröffentlicht. Naidoo sagte darin, er habe sich jahrelang in Verschwörungserzählungen verrannt. "Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue", meinte der Musiker damals, wurde allerdings nicht konkret. Zuvor war er nicht nur durch den bereits erwähnten Telegram-Kanal unangenehm aufgefallen, sondern trat sogar mit Reichsbürgern auf, verbreitete Verschwörungsmythen rund um die QAnon-Bewegung und polarisierte obendrein mit Äußerungen zu Corona.
Zuletzt sorgte ein überraschender Auftritt Xavier Naidoos bei einer Show von Oliver Pocher für Diskussionen. In Saarbrücken holte der Comedian seinen Kumpel im April auf die Bühne. Bei ihm war das besagte Video offensichtlich besser angekommen als bei der allgemeinen deutschen Öffentlichkeit. Pocher empfand es nach eigener Aussage als "aufrichtig, aber das ist ja sowieso das Schöne heutzutage, selbst wenn sich ja Leute entschuldigen, heißt es ja: 'Er hat sich entschuldigt, aber ja, ist scheißegal.'"
Naidoo bestreitet die aktuellen Vorwürfe. Seine Rechtsanwälte äußerten sich überzeugt, dass das Landgericht Mannheim beide Anklagen nicht zulassen, sondern die Eröffnung des Hauptverfahrens ablehnen werde. "Es gibt keinen ausreichenden Tatverdacht für eine Hauptverhandlung. In dem von der Staatsanwaltschaft benannten älteren Verfahren hat das Landgericht deshalb auch nach mehr als zehn Monaten die Anklage bislang nicht zur Hauptverhandlung zugelassen." Naidoo lehne jegliches antisemitisches, rassistisches oder fremdenfeindliches Gedankengut ab. "Er distanziert sich von jeder Art von Diskriminierung. Dies hat er auch mehrfach öffentlich getan. Zu dieser Haltung und zu diesen Werten steht Herr Xavier Naidoo nach wie vor." Zudem gelte die Unschuldsvermutung.
Quelle: ntv.de, nan/dpa