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"Like a Complete Unknown" Bob Dylans Metamorphose vom Folk- zum Rockstar

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Über fünf Jahre hat sich Timothée Chalamet auf die Rolle des Bob Dylan vorbereitet.

Über fünf Jahre hat sich Timothée Chalamet auf die Rolle des Bob Dylan vorbereitet.

(Foto: Disney)

James Mangolds "Like a Complete Unkown" erzählt den Beginn der Karriere eines störrischen Musikers, der sich vor allem selbst der Nächste ist. Gespielt wird der bis heute erfolgreiche Bob Dylan von Timothée Chalamet. Mit acht Nominierungen ist der Film einer der großen Oscar-Favoriten.

Timothée Chalamet gilt als eine Art Posterboy der Gen Z und verlieh der Berlinale vergangene Woche ein wenig legeren Hollywood-Glanz, als er mit Freundin Kylie Jenner dort zugegen war. Doch Chalamet ist weit mehr als nur der Liebhaber einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Jungunternehmerinnen der USA. Der 29-Jährige ist vor allem einer der besten und deswegen gefragtesten Schauspieler, die das Kino aktuell zu bieten hat. Dass die Wahl auf ihn fiel, als es darum ging, die Rolle des 1960er-Jahre-Posterboys Bob Dylan in James Mangolds Biopic "Like a Complete Unknown" zu besetzen, ist absolut nachvollziehbar und zahlt sich komplett aus.

Es ist das Jahr 1961, in dem der junge und noch unbekannte Bob Dylan nach New York kommt, um dort sein sterbenskrankes Musikidol Woody Guthrie (Scott McNairy) aufzusuchen. Am Krankenbett trifft er auf dessen besten Freund Pete Seeger (Edward Norton), der schnell erkennt, wie viel Talent in dem schüchternen Jungen aus Duluth, Minnesota steckt. Pete organisiert Bob die Möglichkeit, in einer Bar direkt nach Joan Baez (Monica Barbaro) aufzutreten. Deren Manager zeigt sich begeistert von dem jungen, frischen Talent. Kurz darauf unterschreibt Bob Dylan einen Plattenvertrag und veröffentlicht sein erstes Album, das allerdings lediglich Coverversionen alter Folk-Klassiker beinhaltet.

Musikalisch genial, privat gemein

Als Bob die (fiktive und an Dylans Muse Suze Rotolo angelehnte) Aktivistin Sylvie Russo (Elle Fanning) kennenlernt und die zwei alsbald zusammenziehen, beginnen ihre politischen Ansichten auch ihn und sein Songwriting zu beeinflussen. Sylvie ermutigt Bob, eigene Lieder zu schreiben und dafür zu kämpfen, diese aufführen und aufnehmen zu können. Der Durchbruch damit gelingt ihm allerdings erst, als er erneut auf Joan Baez trifft und die zwei eine Affäre beginnen. Eine Liebesbeziehung, die sie übrigens während Sylvies Abwesenheit in der gemeinsamen Wohnung ausleben, was Bob Dylan nicht unbedingt sympathisch macht. Sei's drum. Joan singt Bobs Songs "Blowin' In The Wind" und "The Times Are a-Changing", die zu Hymnen ihrer Generation werden und nun auch ihn berühmt machen. Bob Dylan hat nur irgendwann genug vom Folk und widmet sich mit großer Leidenschaft der E-Gitarre. Das stößt in der Szene auf eine Menge Unwillen, der bei Bobs Auftritt beim legendären Newport Folk Festival 1965 sogar zu gewalttätigen Ausschreitungen führt.

Der Rest ist Geschichte, könnte man sagen, denn Mangold widmet sich in "Like a Complete Unknown" nur diesen ersten vier Jahren in der Karriere von Bob Dylan und den wichtigsten Stationen auf dem Weg zur Spitze, wenngleich die mit dem legendären, weil skandalträchtigen Festivalauftritt natürlich noch nicht erreicht war. Der Film zeigt vielmehr Bob Dylans Metamorphose vom ambitionierten Folk-Barden zum störrischen Rockmusiker mit Visionen.

Nominiert für acht Oscars

Bob Dylan (Chalamet) und Joan Baez (Barbaro) beim gemeinsamen Auftritt.

Bob Dylan (Chalamet) und Joan Baez (Barbaro) beim gemeinsamen Auftritt.

(Foto: Macall Polay)

Unnötig zu erwähnen, dass Timothée Chalamet dem jungen Dylan ziemlich nah kommt, ihn in den fünf Jahren, die er sich auf diese Rolle vorbereitet hat, absolut verinnerlicht zu haben scheint. Er bewegt sich wie er, spielt die Gitarre wie er, singt wie er. Und so kann Chalamet aktuell auch auf einen Oscar als bester Hauptdarsteller hoffen. In Sachen Ausstattung und Kostüm hat "Like a Complete Unknown" ebenfalls eine Menge zu bieten, hier wäre ein weiterer von insgesamt acht Goldjungen möglich. Weitere Kategorien sind unter anderem "Bester Film", "Beste Regie" und "Bester Ton".

Der Film wirft einen Blick in die USA der 1960er, der gerade hinsichtlich der aktuellen Lage im Land wahnsinnig romantisch verklärt erscheint. Dennoch kratzt der Streifen oft auch nur an der Oberfläche. Zeit- und Lokalkolorit allein ergeben noch kein tiefgründiges Ganzes. Und so gelingt es dem Zuschauer nicht, Bob Dylan und seiner Verschrobenheit, die ihn - beispielsweise als Partner - auch als durchaus unangenehmen und egoistischen Zeitgenossen wirken lässt, auf die Spur zu kommen. Wer aber Lust hat, sich für 140 Minuten zur Musik von Bob Dylan aus dem grauen Hier und Jetzt in eine vermeintlich bessere Welt zu beamen, der ist mit "Like a Complete Unknown" mehr als nur gut beraten.

"Like a Complete Unknown" läuft ab dem 27. Februar in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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