
Viola Davis und Denzel Washington in "Fences".
(Foto: David Lee/Paramount Pictures)
Wo keine Hoffnung ist, kann wenig wachsen. Troy Maxson hatte ein hartes Leben, ein bisschen Glück, ein bisschen Pech. Nach den Sternen greift er nicht mehr. In "Fences" bringt Denzel Washington als desillusionierter Vater Leid über seine Liebsten.
Man kann viel reden, wenn der Tag lang ist und wenn der Feierabend kurz ist, auch. Troy Maxson ist ein Schwätzer. Einer, der meint, Tod und Teufel gesehen zu haben und einer, der streng auf Disziplin und Verantwortung beharrt, obwohl er es selbst nicht allzu konsequent mit seinen eigenen Regeln hält. Das aber wird sich erst herausstellen. So begegnet der Zuschauer im Drama "Fences" zunächst einmal einem Mann, der vielleicht ein bisschen überschwänglich ist, wenn er sich zum Wochenende sein Fläschchen Gin genehmigt, eigentlich aber ein anständiges Arbeitsethos pflegt und seiner Frau gerade wegen der kleinen und größeren Sticheleien tief verbunden ist.

Beide Schauspieler waren in dem Stück bereits im Theater zu sehen.
(Foto: David Lee/Paramount Pictures)
"Fences" ist die Verfilmung des gleichnamigen Bühnenstücks, für das August Wilson 1983 mit dem renommierten Pulitzer-Preis geehrt wurde. Es ist ein Familiendrama, fest in den Händen der Schicksalhaftigkeit verkeilt. Denzel Washington hat den Troy bereits 2010 am Broadway gespielt, nun also auf Leinwand, Regie hat er ebenfalls geführt. Auch Viola Davis war als Troys Ehefrau Rose bereits in der Broadway-Inszenierung zu sehen. Beide Schauspieler sind irre gut und so braucht die Kino-Adaption denn auch gar nicht viel Effekte. Sie wurzelt im bescheidenen Hinterhof des Familienhauses, erstreckt sich mal in dessen Küche, mal auf das Stück Straße davor. Auf engem Raum lässt "Fences" Persönlichkeiten aufeinander los, die auch ein Fußballstadion füllen könnten.
Kein Erfolg für niemanden
Troy Maxson ist ein stolzer Mann. Doch wie es so häufig einhergeht, auch ein bitterer. Er war einst professioneller Baseball-Spieler, die ganz große Karriere aber blieb aus. Er besteht darauf, seine Hautfarbe sei schuld gewesen. Dass seine Frau das damals bereits deutlich fortgeschrittene Alter ihres Gatten, 40, als ursächlich in Erwägung zieht, will Troy nicht gelten lassen. Den Erfolg, der ihm verwehrt blieb, soll keiner haben. Und so drängt er seinen Sohn, den Hinterhof mit ihm zu umzäunen, statt sich um ein Football-Stipendium fürs College zu bemühen. Die Zeit hat Troy betrogen und so betrügt er andere um die ihre. Seine Ehefrau Rose stellt keine Ausnahme dar.
"Fences" sensibilisiert für Privilegien. Die Geschichte markiert deutlich die Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich, aber auch zwischen Frauen und Männern und zwischen den Generationen. Was steht wem zu? Das ist die dominierende Frage, anhand derer jede Beobachtung geprüft werden muss, die der Zuschauer bei "Fences" zu machen glaubt. "Fence" bedeutet Zaun, aber auch Hindernis. Die Umgatterung des tristen Hinterhofs wird zum Symbol für die widersprüchlichen Bestreben eines jeden, sich selbst und sein Liebstes zu erhalten, es vor der Welt zu bewahren und die gewohnte Wahrheit nicht hinter dem eigenen Horizont neu verhandeln zu müssen. Ausbrechen ist entweder nicht erlaubt oder nicht möglich und selbst der Versuch folgenschwer.
Es ist ein unbequemer Film geworden. Einer, der wehtut beim Zusehen, aber auch einer, der fesselt, weil das Spiel seiner Darsteller auf jeder Ebene präzise ist. "Fences" ist zeitlos, weil die Geschichte vom erbitterten Kampf um Rechte und das Recht auf Träume erzählt. Nur: So relevant, wie der Streifen aussehen will, fühlt er sich nicht an. Für ihre Broadway-Performance wurden Washington und Davis mit Tony Awards belohnt. Die ganze filmische Inszenierung ist nun so angelegt, dass die Darsteller erneut glänzen können. Ein Oscar soll her, das ist auffällig und ein bisschen anstrengend. Wenn "Fences" aber eins lehrt, dann, dass man lieber nicht zu denen gehören will, deren Missgunst Leid sät und anderen die Hoffnung verhagelt.
"Fences" startet am 16. Februar in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de