Musik

Neues Album und "Babylon Berlin" Max Raabe trotzt der schlechten Laune

Macht sicher auch dem Zebra gute Laune: Max Raabe.

Macht sicher auch dem Zebra gute Laune: Max Raabe.

(Foto: Gregor Hohenberg / Deutsche Grammophon)

"Wer hat hier schlechte Laune?" Diese dann doch eher rhetorische Frage stellt Max Raabe auf seinem neuen Album. Denn natürlich sollte niemand Trübsal blasen. Schon gar nicht Raabe, der gleich in mehrfacher Hinsicht Grund hat, in bester Stimmung zu sein.

Man kann nicht umhin, Max Raabe als Institution zu bezeichnen. 36 Jahre ist es mittlerweile her, seit er 1986 mit Freunden sein Palast Orchester gründete, um zwei Jahre später auch schon sein erstes Album zu veröffentlichen. Seinem Konzept, kleine, amüsante Anekdoten im Chanson-Stil der 20er- und 30er-Jahre mit seiner sanften Bariton-Stimme zu erzählen, ist er dabei stets treu geblieben. Damit schuf er sich nicht nur seine eigene musikalische Nische hierzulande. Er machte sich und sein Orchester auch unverwechselbar. Schon nahezu beim ersten Ton weiß jeder: Das ist Max Raabe.

In knapp zwei Monaten wird der in Lünen geborene Sänger mit der ewigen Aura eines Lausbubs im Maßanzug nun tatsächlich 60 Jahre alt. Doch zuvor hat Raabe noch ganz andere Gründe, in allerbester Stimmung zu sein. Nun gut, dass er zu Deutschlands "fahrradfreundlichster Persönlichkeit" gekürt wurde, ist jetzt auch schon wieder drei Jahre her. Davon, dass er den Titel aber nach wie vor mit Stolz tragen kann, zeugen etwa die Videos zu "Der Sommer" und "Wer hat hier schlechte Laune", in denen er frohgemut in die Pedale tritt.

Beide Songs stammen aus seinem neuen Album, mit dem sich Raabe an diesem Freitag ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk macht. Auch der Longplayer ist mit der rhetorischen Floskel "Wer hat hier schlechte Laune" überschrieben und markiert das sage und schreibe 22. Studioalbum des staatlich geprüften Opernsängers. Und das, obwohl seit Raabes bis dato letztem regulären Album "Der perfekte Moment … wird heut verpennt" mittlerweile fünf Jahre vergangen sind.

"Wie beim Pingpong-Spiel"

Dass - abgesehen von einem "MTV Unplugged"-Album und einigen vereinzelten Song-Kooperationen - so lange Funkstille herrschte, hat bei Raabe wie bei so vielen anderen wohl auch mit Corona zu tun. "Diese Zeit des Stillstandes war für alle hart", erklärt der Sänger gegenüber ntv.de und ergänzt: "Nach einer gewissen Phase der Lethargie habe ich mich mit meinen Popfachkräften getroffen und begonnen, langsam an den Stücken für dieses Album zu schreiben."

Zu den "Popfachkräften" zählten dabei einmal mehr langjährige Unterstützer wie Annette Humpe, Ulf Sommer, Peter Plate und Achim Hagemann. "Wir treffen uns, trinken Kaffee und irgendwann fliegen die ersten Gedanken, wie beim Pingpong-Spiel", erklärt Raabe den Entstehungsprozess der Songs. "Wir haben Spaß, es ist immer entspannt, auch wenn uns stundenlang nichts einfällt."

Eingefallen sind dem Team dann aber letztlich doch 13 neue Songs im typischen Max-Raabe-Stil, auch wenn einige von ihnen erstmals auf einem Fundament aus elektronischen Rhythmen ruhen. Sich treu zu bleiben, heißt schließlich nicht, sich nicht zu verändern. Und so schlägt Raabe mit dem Song "Ein Tag wie Gold" gleich noch ein weiteres neues Kapitel auf - das Kapitel "Babylon Berlin".

"Sänger darstellen kann ich"

"(Regisseur) Tom Tykwer mag die Stücke, die ich mit Annette Humpe geschrieben habe. Im letzten Frühjahr hat er angefragt, ob wir etwas für die neue Staffel schreiben könnten", erklärt Raabe, wie es dazu kam, dass er den Titelsong zur soeben gestarteten vierten Staffel der Erfolgsserie liefern durfte. Darüber habe er sich nicht nur gefreut, ergänzt er. Er habe Tykwer auch "gleich erzählt, dass ich mich in jedem dritten Interview dafür rechtfertigen musste, dass ich noch nicht bei 'Babylon Berlin' mitgemacht habe".

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Als Experte für den Sound und Look der 20er-Jahre scheint die Serie schließlich wie die Faust aufs Auge zu ihm zu passen. "Babylon Berlin" habe nicht nur "eine unglaublich starke Ästhetik" und "fesselnde Handlung", lautet dann auch sein fachmännisches Urteil. Alles sei ebenso "präzise und detailverliebt, jedes Requisit, jedes Fahrzeug, alles stimmt".

Dennoch setzt Raabe in der Serie wohl nicht zu einem größeren Wechsel in das Schauspielfach an, auch wenn er in der Vergangenheit schon ein paar Film- und Fernseh-Erfahrungen gesammelt hat. "'Ein Tag wie Gold' zieht sich durch die Staffel, auch Meret Becker singt es", konkretisiert er seine "Babylon Berlin"-Rolle. Und weiter: "Bei meinen kurzen Auftritten stelle ich einen Sänger dar, Sänger darstellen kann ich."

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Wohl wahr. Und singen erst recht. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wovon Raabe eigentlich schlechte Laune bekommt. "Schlechte Laune stellt sich eventuell ein, wenn ich morgens in den Zug steige und mir im Speisewagen gesagt wird, dass die Kaffeemaschine außer Betrieb ist. Vielleicht ist es aber keine schlechte Laune, sondern schiere Fassungslosigkeit", kokettiert er.

Im Zweifel schwingt er sich aber einfach lieber aufs Rad, statt den Zug zu nehmen. "Sobald mir der Wind um die Ohren weht, komm ich auf gute Gedanken", erklärt er. So wie andere, wenn sie sein neues Album auflegen.

Quelle: ntv.de

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