Musik

Im Mini mit Chefboss Singen und tanzen zu Blitzen aus Gold

Alice und Maike haben alles im Griff.

Alice und Maike haben alles im Griff.

Wir fahren eine Runde, da kann man so schön quatschen. Irgendwann sitzen wir nur noch im Auto, da kann man noch besser quatschen, vor allem, wenn es sich um mehrere Frauen handelt, die viel zu sagen und zu fragen haben. Immerhin treffe ich zwei Cheffinnen. Der Einfachheit halber nennen die beiden sich "Chefboss" - und bossy ist da keine. Pure Harmonie, aber auch nicht alles immer nur Gold. Da haben sich zwei gefunden, die das machen, was sie am liebsten machen und am besten können: Singen und tanzen. Und 'ne Message haben sie außerdem.

Chefboss, das sind Alice Martin, Maike Mohr und ihre Gang. Und Chefboss, das ist Abrissparty-Pop und Tanzen, das ist Dancehall auf Deutsch. "Wenn Chefboss nicht durch feuerpolizeiliche Bestimmungen oder sonstige Beschränkungen im Club zurückgehalten werden, geht es bei ihnen ums Maximale: Konfettikanone, Bühnennebel und am liebsten so viele Tänzer, wie auf die Bühne passen" stellt ihre Plattenfirma die beiden Frauen vor. Und das kann man sich auch genau so vorstellen, wenn man neben ihnen sitzt.

Typische Situation in der Damen-Umkleide ...

Typische Situation in der Damen-Umkleide ...

(Foto: FrankEngel)

n.tv-de: Chefin, Bossin, schön euch zu treffen, wer ist wer?

Alice: Wir sind natürlich beide beides. Weil wir auch beide bestimmen, was wir machen. Und so sagen wir das auch an, take it or leave it (lacht).

Und seid ihr euch dann immer einig?

Alice: Wir finden uns irgendwie immer. Wir driften komischerweise nie so richtig auseinander.

Maike: Wir haben eigentlich immer ein ähnliches Gefühl für Dinge. Und dann sprechen wir über die Dinge, bis wir uns einig sind. Und falls es gar nicht geht, dann warten wir bis zum nächsten Tag und dann wird es schon laufen. War bisher jedenfalls immer so (lacht).

Erzählt mal ein bisschen von euch, wo ihr herkommt ...

Alice: … aus Hamburch! Und wir kommen vom Dancen. Also besser gesagt, Maike ist schon viel länger Tänzerin, sonst kriegt man das nicht so hin.   

Maike: Ich tanze seit der achten Klasse, das war wie eine Erweckung. Es kam so aus dem Nichts. Ich hatte erst gar nichts mit Tanzen zu tun, und dann war es Liebe auf den ersten Blick. Aber das war noch so ohne Ziel, ich wollte jetzt nicht bei Beyoncé vortanzen (lacht). Es war mehr so "Der Weg ist das Ziel" und der Spaß an der Sache. Ich war sogar bei der Berufsberatung und die Frau da meinte: "Also Tanzen ist jetzt eher schlecht." Ich sollte doch besser Lehrerin werden. Dann könnte ich das doch im Sportunterricht einbauen.

Alice: (lacht) Na, ätzend ….

Hätten auch Lehrerin werden können ...

Hätten auch Lehrerin werden können ...

(Foto: Chefboss)

So eine Lehrerin wie dich wünscht man sich doch, oder? Muss ja nicht schlecht sein, die Kinder würden sich freuen!

Alice: Da muss man natürlich eine Affinität haben zum Lehrer-Dasein. Deswegen musste ich natürlich lachen.

Maike: Aber ich habe tatsächlich manchmal so Schulkurse gegeben.  

Auf der Bühne und als Lehrer muss man ja ein bisschen die Rampensau sein - man muss senden wollen.

Alice: Aber voll viele können das nicht (lacht).

Ich finde das morgens auch eher schwierig. Und wie ging es bei dir los, Alice?

Alice: Ich hab' mit Maike abgehangen und wir waren zusammen auf Partys, na ja, und ich hab immer mitgesungen. Aber nach dem ersten Auftritt war dann alles klar, vollkommen normal: Es geht nicht anders.  

Geborene Stars …

Beide: (lachen) Schön wär's.

Eure Songs heißen "Zombie Apokalypse", "Blitzlichtgewitter", "Mosaik", "Insel"  - Hauptsache kurz und knackig?

Alice: Das ist eher so 'ne Gefühlssache. Aber klar, der Titel soll ohne großen Schnickschnack sagen, was der Song repräsentiert.  

Eure Videos sind dafür umso ausführlicher. "Insel" ist ja ein richtiger Film, "Un Film de Roman Schaible" heißt es sogar im Vorspann …

Alice: Das ist das erste Video, das wir nicht selbst gemacht haben. Das haben wir in Frankreich gedreht und sollte gerne so einen französischen Twist haben, ja.

Erzählt mal was zu "Insel": Ich als in West-Berlin Geborene weiß ja, was es heißt, auf 'ner Insel zu wohnen. Was bedeutet das heute - Insel mitten in der Stadt?

Alice: Also ein Lebensgefühl erstmal, vor allem Hamburg. Das ist unsere Basis. Da ist alles mit unseren Leuten entstanden. So in der Schanze, da trifft man alle möglichen Leute, verbringt den Abend zusammen, irgendwann ist man dann hacke (lacht). Na ja, kennt man ja …

Weiß nicht, was du meinst …

Alice: Haha, is' klar. Aber Insel ist auch das Gefühl, wenn wir mit unserer Crew rumreisen. Im Van, auf der Autobahn, in der Hotellobby …

Insel ist also, wo ihr seid …

Maike: Ja, das sind vor allem die Leute. Unsere Inspiration kommt auch von den Leuten, die um uns herum sind.

Wisst ihr, wer euer Publikum ist, kennt ihr eure Hörer, eure Fans?

Alice: Wir denken immer an die, die um uns herum sind.

Sind sie nicht goldig?

Sind sie nicht goldig?

(Foto: Frank Engel)

Maike: Da ist eigentlich alles dabei. Jede Altersgruppe, jede Art von Leuten, ganz unterschiedlich. Wir haben jetzt viele Auftritte auf Festivals. Da ist das eh sehr gemischt.

Und jetzt nochmal konkret: Wie seid ihr auf den doch recht korrekten Namen Chefboss gekommen?

Alice: Maike kam mit dem Namen an, ich habe 'ne Nacht drüber geschlafen und dann war alles klar. Es war ganz normal. Kompromisslos, perfekt, passt.

Maike: Ich habe gar nicht lange gebraucht, wir hatten aber viele Ideen. Ist aber ein bisschen meiner Traumwelt entsprungen (lacht). Ist also im Halbschlaf entstanden.

Es werden einem im Musikbusiness ja viele Steine in den Weg gelegt, oder?

Maike: Also ganz ehrlich, sollte es so gewesen sein, dann haben wir das gar nicht so gemerkt. Wir sind da einfach rangegangen und haben's gemacht. Unsere Erwartungen waren auch gar nicht so hoch.

Alice: Ja, wir haben gar keinen Vertrag oder so erwartet, es ist eher passiert. Einen Schritt nach dem anderen, aus Spaß an der Sache und aus Leidenschaft. Wir sind aber ganz schön dankbar, dass es so gelaufen ist.

Wie schafft man es, sich nicht zurechtstutzen zu lassen?

Maike: Indem man es vorrangig für sich macht. Man will sich selbst glücklich machen. Es gibt auch keinen "einen Weg", denke ich.

Warum trägt die niemand auf Händen?

Warum trägt die niemand auf Händen?

Alice: Man hat eine Sache, die man machen möchte, und das machen wir zu 100 Prozent, daraus entsteht Selbstsicherheit. Dann weiß man auch, was passt und was nicht. Was geht und was nicht geht. Wenn man straight ist, dann wird das schon gut, ich bin zuversichtlich.

Hat man es als Frau denn schwerer in der Musik?

Alice: Maike und ich und unsere Ladys, wir fragen ja nicht um Erlaubnis. Wir sind auf unserer Insel. Aber für uns ist selbstverständlich, dass wir natürlich dasselbe verdienen wie unsere männlichen Kollegen. Uns ist klar, dass es woanders anders aussieht, und das ist natürlich komplett daneben. Aber wir haben jetzt noch nie so die Feminismus-Karte spielen müssen.

Tragen die Typen euch nicht auf Händen?

Maike: (lacht) Das Beste ist, wenn man als Künstler behandelt wird, so wie die anderen auch. Alle nehmen uns ernst, that's it. Aber wir hatten's auch leicht, wir mussten uns nie beweisen.

Alice: Vielleicht ist das genau der Punkt. Wir machen diesen Unterschied nicht selbst, also macht den auch kein anderer. Wichtig ist nicht, bist du Dude oder Lady, sondern bist du correct oder nicht correct.

Wollen doch bloß spielen: Alice und Maike.

Wollen doch bloß spielen: Alice und Maike.

(Foto: Pascal Kerouche)

Euer Stück "Miststück" - ist das nicht eigentlich ein Lob? Ist Miststück nicht was Tolles?

Maike: Ja, und nicht nur als Frau.

Alice: Genau, "bitch" ist ja auch keine Beleidigung, bitch ist eine, die alles owned, die alles hat und kann.

Ihr tanzt sexy, aufreizend, provozierend - aber auch total natürlich. Tanzen ist doch gut, wenn man sich gehen lassen kann, oder?

Maike: Ja, auf jeden Fall. Wir provozieren nicht bewusst, es ist eher so, dass da was in uns steckt, und dann muss es raus. Im Stil von Dancehall, Vogueing und Wacking, und dazu kommen noch die Einflüsse aus dem urbanen Tanz.

Alice: Zum Vogueing gehört eine gewisse Attitude, deswegen ist es auch natürlich, das entwickelt sich.

Woher kommen eure Texte?

Alice: Wir sitzen zusammen mit unseren Produzenten und werfen uns die Bälle zu. Dann kommt zu Hause was dazu, wir bringen's in Form, manchmal hat man ein Thema oder Sätze im Kopf, wie bei "Blitze aus Gold". 

Die drei Damen vom Grill ... Maike, Alice, Sabine.

Die drei Damen vom Grill ... Maike, Alice, Sabine.

(Foto: soe)

Worauf freut ihr euch am meisten?

Alice: Wenn wir demnächst auf Tour gehen, auf die Leute, dass wir miteinander abhängen. Und auf die Bühne!

Mit Alice Martin und Maike Mohr sprach Sabine Oelmann.

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Quelle: ntv.de

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