Der "Polizeiruf" im Schnellcheck Aufgeblasene Egos sind die Pest
23.03.2024, 15:37 Uhr Artikel anhören
Ermitteln zum ersten Mal gemeinsam: Luschke (Gisa Flake) und Rogov (Frank Leo Schröder).
(Foto: rbb / Christoph Assmann)
Im deutsch-polnischen Grenzgebiet wütet die Schweinepest - und eine Gruppe von eingebildeten Berliner Anwälten gleich mit. Ob das sehenswert ist, lesen Sie hier.
Was passiert?
Ein Mitglied einer exklusiven Jagdgesellschaft wird tot an der deutsch-polnischen Grenze gefunden, inmitten eines Sperrgebiets zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Ein Fall für die Kommissare Luschke (Gisa Flake) und Rogov (Frank Leo Schröder), die erstmals gemeinsam ermitteln und gleich mit einem richtig dicken Brett konfrontiert werden: Die Jagdgruppe besteht aus Mitgliedern einer Berliner Anwaltskanzlei, die sich ihrer Rechte sehr bewusst sind und wenig Bereitschaft zur Kooperation zeigen. Dass keiner der Verdächtigen, einschließlich des polnischen Jagdleiters (Piotr Witkowski), ein Alibi hat, macht die Ermittlungen nicht einfacher.
Worum geht es wirklich?

Toxische Jagdgesellschaft: der Patriarch (Bernhard Schütz, Mitte), der inkompetente Sohn (Nicolas Handwerker) und der Emporkömmling (Marius Ahrendt).
(Foto: rbb / Christoph Assmann)
Um die Afrikanische Schweinepest und ihre Auswirkungen auf das Leben im deutsch-polnischen Grenzgebiet auf der einen Seite. Und auf der anderen um die nicht ganz neue Erkenntnis, dass ein großes Ego nicht unbedingt etwas mit großem Können zu tun haben muss, aber in unserer Gesellschaft trotzdem viel zu oft mit Erfolg belohnt wird. Durchdekliniert wird das an den drei Anwälten (patriarchaler Vater, inkompetenter Sohn, aufgeblasener Emporkömmling) und den beiden Kommissaren, die als Gegenpol fungieren: Sowohl Luschke als auch Rogov waren es bis jetzt eher gewohnt, geführt zu werden als zu führen - und blühen in ihrer neuen Verantwortung auf.
Wegzapp-Moment?
Nach etwa zwei Dritteln hat man genug brandenburgische Wälder im Nebel gesehen, Langeweile macht sich breit.
Wow-Faktor?
Genau die Wälder, von denen man irgendwann genug hat, sorgen am Anfang und in der Mitte von "Schweine" für eine besondere Atmosphäre, die Regisseur Tomasz E. Rudzik so beschreibt: "Die brandenburgischen und polnischen Wälder fungieren im Film als malerische, aber auch mystische und bedrohliche Kulisse, welche die 'innere Wildnis' und Zerrissenheit der Charaktere veräußerlicht."
Wie ist es?
7 von 10 Punkten. "Schweine" ist ein atmosphärische Krimi mit einer intelligent angelegten Story und glaubwürdigen Charakteren. Ein bisschen weniger Atmosphäre und dafür ein wenig mehr Schwung hintenraus hätten dem Film aber gutgetan.
Quelle: ntv.de